Archäologen entdecken bei Ausgrabungen eine historische Sensation

Bad Wünnenberg. Das derzeit entstehende Neubaugebiet &bdquo;Auf der Iserkuhle" in Bad Wünnenberg ist sehr beliebt. Fast 180 Bauanfragen hat die Stadt bereits bekommen. Die Vorzüge dieser Gegend waren aber schon vor über 2.000 Jahren bekannt. Archäologen entdeckten dort Beweise für die bisher älteste Siedlung der Region. Für Laien sind es unscheinbare Löcher im Boden. Für die Archäologen, die unter Fachaufsicht des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe dort graben, sind es wertvolle Hinweise, auf zwei alte Hofstellen. Dunkle Verfärbungen bringen die Archäologen auf die Spur Diese geben erstmals Einblicke in die Lebensweise der ersten Siedler in den damals eher abgelegenen Flusstälern der Afte. Dunkle Verfärbungen im Boden brachten die Archäologen auf die Spur. Sie verweisen auf locker verfüllte Gruben und markieren die Stellen, wo sich einst Häuserpfosten befanden. &bdquo;Wir hatten hier ein Bodendenkmal vermutet, weil schon an mehreren Stellen in der Gegend Grabhügel aus der Zeit um 1.500 vor Christus sind und weil diese Stellen typisch sind. Die Höfe liegen auf einer Hochterrasse in der Nähe des Flusses", erklärt Sven Spiong, Leiter der Außenstelle Bielefeld der LWL-Archäologie für Westfalen. Holzkohleproben werden aufs Alter untersucht Die beiden neu entdeckten Einzelhöfe seien &bdquo;etwas ganz Besonderes, eine Sensation", so Spiong. Anhand der in einer Grube, die als Kühllager für Lebensmittel genutzt wurde, gefundenen Keramikstücke gehen die Experten davon aus, dass die Siedlung 2.300 Jahre oder sogar älter sein kann. Zudem wurde auch eine kleine Klinge aus Feuerstein gefunden. &bdquo;Die einfache grobe Gebrauchskeramik lässt sich leider nur allgemein in die vorrömische Eisenzeit, also in die ersten fünf Jahrhunderte vor Christus datieren. Deshalb haben wir Proben von Holzkohle entnommen, die uns eine noch genauere Datierung erlauben", sagt Grabungsleiter Wolfgang Messerschmidt. Die Untersuchung der Holzproben könne aber einige Monate dauern. Bis zu zehn Personen lebten auf 25 Quadratmetern Die beiden Höfe sind etwa 50 Meter lang und 30 Meter breit. Sie liegen etwa 150 Meter voneinander entfernt und bestanden jeweils aus einem Wohnhaus, zwei kleinen Speicher und einem Schuppen. Die Archäologen vermuten, dass die Familien in kleinen Häusern von höchstens 25 Quadratmetern Innenraum mit bis zu zehn Personen lebten. Ähnliche Bauten könne man im archäologischen Freilichtmuseum in Oerlinghausen sehen. &bdquo;Wir müssen davon ausgehen, dass diese ersten Siedler überwiegend von der Viehwirtschaft lebten", sagt Spiong. Schließlich sei Ackerbau auf einer Anhöhe mit den damaligen Mitteln nur in sehr begrenztem Umfang möglich gewesen. Schon vor 3.500 Jahren seien Menschen mit ihren Viehherden durch das Aftetal gezogen und bestatteten ihre Angehörigen unter Grabhügeln auf den angrenzenden Höhen. Feste Siedlungen habe es aber da noch nicht gegeben. &bdquo;Die Menschen lebten in Zelten oder zusammenbaubaren Holzhäusern", so Spiong. Die nun gefundene Siedlung in Bad Wünnenberg sei der erste Beweis, dass die Menschen in dieser Region sesshaft wurden. Bauplanung läuft wie gewohnt weiter Durch die frühzeitige Abstimmung zwischen LWL und städtischer Denkmalbehörde konnte bereits im Januar das Bodendenkmal bestätigt und so Verzögerungen im Baufortschritt des Neubaugebietes verhindert werden. &bdquo;Das hat alles sehr gut funktioniert, wir konnten parallel weiterplanen", lobt Bad Wünnenbergs Bauamtsleiter Sebastian Döring. Seit fast sechs Wochen dauern die Ausgrabungen nun an und werden in Kürze abgeschlossen sein. Von dem historischen Fund wird man dann bald nichts mehr sehen auf dem elf Hektar großen Areal. Die archäologischen Forschungen aber gehen weiter. &bdquo;Wenn man sieht wie sich Bad Wünnenberg entwickelt, gehe ich davon aus, dass wir hier noch einmal herkommen", sagt Sven Spiong mit Blick auf die neuen Wohngebiete in der Kurstadt. &bdquo;Unsere Stadt wächst", bestätigt Bürgermeister Christoph Rüther. &bdquo;Hier entstehen 108 Häuser, davon sind zwölf Mehrfamilienhäuser. Das neue Feuerwehrgerätehaus ist bereits im Bau und eine Fläche für einen Kindergarten haben wir auch vorgesehen. Zudem wünschen wir uns hier einen Nahversorger", fügt er an.

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