Demo gegen geplanten Nationalpark Egge: Forstarbeiter fürchten um ihre Arbeitsplätze

Bad Lippspringe. Schon seit Wochen tourt Hans Jürgen Wessels als Vorsitzender des Fördervereins Nationalpark Senne-Eggegebirge durch die Kommunen, um mit den Vorurteilen gegen einen Nationalpark aufzuräumen und die Chancen, die dadurch entstehen, aufzuzeigen. Mit seinen Vorträgen hat Wessels aber bisher nur die Lokalpolitiker erreicht. Einen Austausch mit den direkt Betroffenen, die von Wald und Holz leben, gab es bisher nicht. Und dass diese große Ängste und Befürchtungen haben, das machten sie am Dienstagabend vor der Umweltausschusssitzung, deutlich. Gut 80 Forst- und Holzarbeiter standen mit ihren Traktoren und Lkw auf dem nun proppevollen Rathausplatz und demonstrierten gegen den geplanten Nationalpark in der Egge. "Das Schlimmste ist, dass unsere Arbeitsplätze bedroht sind, wenn der Nationalpark kommt", sagte Hermann Willeke, der Initiator der Demonstration. Willeke kommt aus Meerhof und betreibt dort ein Sägewerk und eine Holzhandlung. Unterstützung bekam er aus dem Kreis Höxter (Neuenheerse, Dringenberg, Willebadessen) und aus dem Kreis Paderborn (Lichtenau, Kleinenberg und Altenbeken). Gegendemo auf Initiative der Grünen Aber auf Initiative der Grünen aus Bad Lippspringe trafen sich knapp 30 Frauen und Männer, um für den Nationalpark Flagge zu zeigen. "Man muss die Ängste der Forstwirtschaft ernst nehmen, das tun wir auch. Aber die Behauptungen, die sie aufstellen, stimmen nicht – die sind total veraltet", meinte Wessels. Er kündigte auch ein Gespräch, "egal wie groß die Runde ist", mit den Demonstranten an. Allerdings müsse das in einer nicht emotional aufgeladenen Atmosphäre passieren. Auch Norika Creuzmann, Landtagsabgeordnete der Grünen, war vor Ort und tauschte sich schon einmal mit Willeke aus. Befürchtung um Versorgung mit Brenn- und Bauholz Die Gegner des Nationalparks fürchten nicht nur um ihre Arbeitsplätze, sondern auch, dass weitere in der Möbelindustrie und Spanplattenerzeugung gefährdet sind. "Holz ist ein wichtiger nachwachsender Rohstoff, der dann aus der Egge nicht mehr zur Verfügung stehen wird. Das heißt, es gibt kein Brennholz mehr, gerade jetzt, wo so viele auf Holz oder Pellets umgestellt haben", meinte Willeke. Auch würde aus Sicht der Gegner das Wandererlebnis massiv eingeschränkt und die dann entstehenden Totholz-Wälder seien sehr gefährlich. Sie meinen: Der beste Naturschutz ist der aktuelle Zustand. Nicht Nationalparks stoppen den Klimawandel, sondern sinnvolle Forstwirtschaft. Auch kritisieren Willeke und Co., dass das Gebiet für eine Nationalparkkulisse nicht geeignet sei, weil es auseinandergerissen und von Straßen und Eisenbahnlinien durchtrennt sei. Als Erstes würden die kleinen Betriebe darunter leiden, merkte Stefan Dommes an. Mit seinem Vater Theo hat er einen Kaminholz-Handel in Altenbeken. "Wir sind ein kleiner Familienbetrieb und 90 Prozent unserer Arbeit würde dann wegfallen", sagte Dommes. Das Holz würden sie aus dem Staatswald holen. Zudem biete der Betrieb auch Landschaftspflege an. "Wir schneiden zum Beispiel auch viele Steinbrüche frei. Wenn man das wild wachsen lässt, haben unter anderem Feuersalamander keinen geeigneten Lebensraum mehr", merkte der Altenbekener noch an. Viele haben Angst vor der Ungewissheit Wie er haben viele der Demonstrierenden auch Angst vor der Ungewissheit. Wie soll es weitergehen mit den Betrieben, die von der Forstwirtschaft und der oft angrenzenden Landwirtschaft leben, wie stark werden die Einschränkungen für sie sein, wie viel Wald darf überhaupt noch genutzt werden? Auf fast alle Fragen hat Hans Jürgen Wessels schon Antworten. Unter anderem, dass zu 100 Prozent nur Staatswaldflächen für den Park geplant sind und es weiterhin viele Wanderwege geben werde. "Zudem sind auf den geplanten 10.000 Hektar gute 6.000 Hektar sowieso nicht zu bewirtschaften, weil es Moore, das lange Blockschuttband oder viel Kalamitätsflächen gibt", gibt Wessels zu bedenken. Aber es scheint, dass trotz allem noch sehr viele Fragen offen sind und viel Überzeugungsarbeit geleistet werden muss.

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