Nationalpark-Absage auch in Kleve: In Höxter gibt es neue Pläne für Schutzgebiet

Kreis Höxter/Kleve. Wer am Montagmorgen zufällig die Lokalnachrichten aus Kleve gelesen haben sollte, glaubte womöglich an ein Déjà-vu: Die Bürger dort haben bei einem Bürgerentscheid mit 52 Prozent gegen die Errichtung eines Nationalparks &bdquo;Reichswald“ gestimmt. Nach dem Nationalpark Egge ist es das zweite Aus für ein Großschutzprojekt in Nordrhein-Westfalen. Und damit ist das Thema vom Tisch. Wie schauen Befürworter und Gegner des Egge-Nationalparks auf die Entscheidung am Niederrhein? Und: Wie steht es um den Naturschutz in der Egge? Hubertus Fehring hat die Debatte im Kreis Kleve genau verfolgt - schließlich stand er auch mit dortigen Nationalpark-Gegnern im Austausch. &bdquo;Ich freue mich für die Kollegen dort“, sagt Fehring mit Blick auf die Landwirte und Forstwirte, die sich im Kreis Kleve gegen den Nationalpark engagiert haben. In seinen Augen wäre das als Nationalpark definierte Gebiet, die sogenannte Gebietskulisse rund um den Reichswald, zu klein gewesen. Befürworter hatten argumentiert, der Park könne Richtung Niederlande als &bdquo;Internationalpark“ erweitert werden. Im Nachgang erkennt Fehring angesichts der verhältnismäßig kleinen Schutzfläche Vorbehalte - für Nationalparks in Deutschland wird eine Mindestgröße von 10.000 Hektar empfohlen. Der Klever Reichswald ist 5.100 Hektar groß. Fehring glaubt, das habe dazu geführt, dass selbst die Nationalparkbefürworter in Kleve &bdquo;selbst skeptisch“ gewesen seien. &bdquo;Da waren unsere Nationalparkbefürworter euphorischer“, sagt er. Passend zum Thema: Nationalpark-Idee in NRW nach dem letzten Bürgerentscheid nun gescheitert Diese Furcht hatten die Wald-Anlieger Er erkennt bei den direkten Anrainer-Kommunen des Reichswaldes die Furcht, dass weitere Flächen dazugekauft werden könnten - ähnlich Befürchtungen hatten er und die CDU auch im Kreis Höxter geschürt. So haben die Bürger von Kleve, Goch, Bedburg-Hau und Kranenburg - alle liegen direkt am Reichswald - gegen den Nationalpark votiert. Mit Blick auf den Kreis Höxter macht Fehring deutlich, dass er den Naturschutzgedanken für wichtig hält: Ein Naturpark könnte vor Ort schon mit einem Bruchteil des Geldes vorangebracht werden, den ein Nationalpark bekommen hätte. &bdquo;Ich bin schon der Meinung, dass wir für ein Naturpark-Plus mit Augenmerk aktiv werden sollten - auch ohne Düsseldorf“, sagt er. Da könne der Kreis Höxter &bdquo;deutlich mehr tun, ich würde das schon begrüßen“, sagt er. Um die Natur zu schützen, müsse allerdings nicht immer gleich der Holzeinschlag verboten werden. Statt des Nationalparks ein Naturpark plus gefordert Anders würde das womöglich Burkhard Beinlich sehen. Er gehört zu denen, die das Bürgerbegehren pro Nationalpark Egge im Kreis Höxter auf den Weg gebracht haben. Er will die Gegner des Nationalparks mit Blick auf ihr Versprechen, den Naturschutz auch ohne Nationalpark voranbringen zu wollen, in die Pflicht nehmen. Kürzlich haben er und Fehring sich zufällig getroffen - und eine Zusammenkunft im kommenden Jahr vereinbart. Reden könnten sie dann etwa über das Ansinnen, einen Naturpark plus auf die Beine zu stellen. Oder aber, in der Egge und im Teutoburger Wald und der Senne ein Biosphärenreservat zu etablieren. In einem solchen kommen zwar nur drei Prozent der Fläche in den Prozessschutz, aber die Natur würde ein solches Reservat dennoch voranbringen. Lesen Sie auch: Der Weg zur Ablehnung: Eine Chronologie des Nationalparks Egge im Kreis Höxter Naturschutz fordert mehr Fortschritte im Kreis Höxter Für Beinlich ist klar, dass in der Hinsicht etwas passieren muss. &bdquo;NRW hat wieder eine Chance vertan“, sagt er mit Blick auf die Entscheidung in Kleve. Immerhin hat auch Deutschland den Vertrag unterzeichnet, wonach deutlich mehr Prozent der Landesfläche unter Prozessschutz gestellt werden sollen, als bislang. &bdquo;Da sind wir noch relativ weit von entfernt“, sagt er. Bei dem Vertrag handele es sich aber um geltendes Recht, &bdquo;die müssen jetzt liefern“. Mutmaßlich werden relativ kleine Flächen, so genante Wildnisgebiete, unter Schutz gestellt. &bdquo;Besser als nichts“, sagt der Biologe. Große und zusammenhängende Flächen bedeuteten indes nicht nur einen Vorteil für die Natur, sondern auch für den Menschen. Sie lassen sich, etwa in Form des Nationalparks, besser vermarkten. CDU-Kreisverbände in Opposition zur Landesregierung Doch auch in einem Biosphärenreservat sieht er große Vorteile. Und sie hätten nicht den Nebeneffekt, dass Wald aus der Nutzung für die Forstwirtschaft herausgenommen werden müsste. &bdquo;Das könnte eine Chance sein“, glaubt Beinlich. Ulrich Kros, der das Bürgerbegehren ebenfalls mit auf den Weg gebracht hat, sieht die Landes-CDU in Opposition zu ihren eigenen Kreisverbänden: Obschon die Partei in Düsseldorf in den Koalitionsvertrag geschrieben hat, dass sie einen zweiten Nationalpark auf den Weg bringen will, sei zu sehen, dass die Partei im Kreis Höxter aber auch in Kleve diese Vorgehen torpediere. Auch interessant: Ein Moor-Nationalpark in OWL? Experte sieht &bdquo;verschiedene Ansatzpunkte“ Naturschützer im Kreis Höxter setzen auf Kooperation &bdquo;Diese Frage muss sich die CDU schon gefallen lassen.“ In seinen Augen ist das Thema zweiter Nationalpark in Nordrhein-Westfalen erst mal vom Tisch. Die Kampagne der Gegner in Höxter sieht er als Blaupause für die Gegner in Kleve. Selbstkritisch betont er, dass es den Befürwortern in Höxter nicht gelungen sei, darzustellen, dass ein Nationalpark auch mit horrenden Fördersummen verbunden gewesen wäre, die dem Kreis Höxter zugutegekommen wären. Dass Beinlich nun auf die Gegner zugeht und sie beim Thema Naturschutz in die Pflicht nehmen möchte, findet er richtig: &bdquo;Wir müssen jetzt schauen, dass wir weiterkommen“, sagt er. Passend zum Thema: Artensterben im Kreis Höxter nimmt immer größere Ausmaße an

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