Was Einzelhändler und Gastronomen vom City-Outlet halten

Bad Lippspringe. Viele Einzelhändler in Bad Lippspringe stehen einem möglichen Outlet-Center vor Ort offen positiv gegenüber. &bdquo;Wir warten förmlich darauf", machte Petra Peters von &bdquo;Knocke Moden" im Gespräch mit Bürgermeister Ulrich Lange deutlich. Der hatte einen Rundgang durch die Fußgängerzone unternommen und gezielt das Gespräch mit den Gastronomen und Einzelhändlern gesucht. Vor allem aber wollte Lange eines: zuhören und aus erster Hand erfahren, was der Badestädter Geschäftswelt aktuell konkret am Herzen liegt. Manfred Kürpick ist Gastronom aus Leidenschaft. Er betreibt seit Jahrzehnten schon die Parkstube in Blickweite zum Gartenschaugelände. Der Zeit nach Corona blickt er wie viele seiner Kollegen mit einigen Erwartungen entgegen. An der einen oder anderen Stelle sieht Kürpick aber schon jetzt dringenden Handlungsbedarf und nimmt dabei auch die Verantwortlichen vor Ort in die Pflicht: &bdquo;Ich verstehe zum Beispiel nicht, dass die Patienten der MZG-Kliniken wochentags nur bis 22 Uhr Ausgang haben. Die brechen dann um 21 Uhr auf, zahlen, und schon leert sich mein Lokal. Das Abendgeschäft in der Parkstube fällt so natürlich kurz aus." Kürpick hofft darauf, dass sich die Nachtruhe in den Kliniken um eine eine Stunde nach hinten verschieben lässt. Bürgermeister Lange versprach, dieses Anliegen mit MZG-Geschäftsführer Achim Schäfer demnächst schon zu besprechen. Manchmal sind es nur kleine Wünsche, die den Einzelhändlern wichtig sind: Kürpick denkt in diesem Zusammenhang an das bevorstehende &bdquo;Waldleuchten" (13. – 29. August) im Gartenschaugelände: &bdquo;Im letzten Jahr waren für diese Großveranstaltung an den besonders besucherstarken Wochenenden nur zwei Kassen am Eingang geöffnet. Und das wiederum hatte lange Besucherschlangen zur Folge. Es sollte doch kein Problem sein, drei oder vier weitere Kassen zu öffnen und so unnötigen Ärger bei den Gästen und Anwohnern zu vermeiden." Mehr Bänke und Sitzgelegenheiten Einzelhändlerin Rosa Fichte (Mode und Wohnambiente &bdquo;Schick") wünscht sich mehr Bänke und Sitzgelegenheiten in der Fußgängerzone, auch die Zahl der Mülleimer sei deutlich zu gering. &bdquo;Das lässt sich sicherlich schnell und einfach ändern", versprach Lange. Die couragierte Geschäftsfrau gab dem Bad Lippspringer Bürgermeister aber noch weitere Anregungen mit auf den Weg. Sie hofft auf zusätzliche verkaufsoffene Sonntage und mehr kleine Events in der Fußgängerzone: &bdquo;Wäre es nicht schön, wenn der regelmäßig stattfindende Trödelmarkt auf dem Schützenplatz auch einmal in die Fußgängerzone verlegt würde?" Lange verwies auf die rechtliche Situation. Und die sei klar: &bdquo;Der Stadt werden pro Jahr acht verkaufsoffene Sonntage mit wechselndem Unterhaltungsprogramm und Thema zugestanden. Und diese Möglichkeit wollen wir nach Corona auch wieder vollumfänglich nutzen." Die Einzelhändler, auch das stellte Lange klar, hätten aber auch über die acht Sonntage hinaus die Möglichkeit, an weiteren Wochenenden zu öffnen – vorausgesetzt sie bieten an diesen Tagen ausschließlich Artikel an, die Kur- und Badeort relevant sind. 50 Prozent Umsatzeinbußen Zu den alteingesessenen Firmen am Ort zählt die Fleischerei Schröder: &bdquo;Durch Corona sind die sonst so beliebten Kirmesveranstaltungen und Schützenfeste für uns reihenweise weg gebrochen", weiß Paul Schröder senior zu berichten. Er spricht von Umsatzeinbußen in Höhe von etwa 50 Prozent. Das Ladengeschäft sei dagegen auch in den anderthalb Jahren der Corona-Pandemie gut gelaufen. Schröder hofft darauf, dass in diesem Jahr wieder das Stadtfest stattfinden kann, wenn auch in kleinerem Umfang. Outlet bringt Bewegung in die City Einzelhändler Stephan Lohmeyer fertigt orthopädische Schuhe an. Von den coronabedingten Schließungen war er nicht betroffen: &bdquo;Als sogenannter systemrelevanter Betrieb durften wir durchgehend öffnen." Lohmeyer macht sich in dem Gespräch mit Lange überraschend klar und deutlich für ein mögliches Outlet-Center stark: &bdquo;Dann kommt endlich Bewegung in die Innenstadt." Auf ähnliche An- und Einsichten trifft der Bürgermeister im Café-Bistro &bdquo;Vero Gusto" und später auch im Fachgeschäft &bdquo;Knocke Moden". Deren Inhaberin Petra Peters ist sich mit vielen anderen Einzelhändlern einig, wenn sie sagt: &bdquo;Wir warten förmlich auf das Outlet-Center. Das ist nicht nur für uns als Geschäftsleute wichtig, sondern für unsere Stadt insgesamt." Apotheken befürchten weitere Nachteile Apothekerin Birgit Borcherding (Quellen-Apotheke) blickt bereits auf die Zeit nach Corona. Der stark wachsende Online-Versandhandel bereitet ihr und den Kollegen seit Längerem schon einiges Kopfzerbrechen. Mit einiger Sorge schaut sie besonders dem 1. Januar 2022 entgegen. An diesem Tag wird bundesweit das E-Rezept bei der Verordnung von verschreibungspflichtige Arzneimitteln eingeführt. Borcherding sieht darin einen klaren Wettbewerbsvorteil für die Online-Versandhäuser. &bdquo;Dieser Vorteil scheint aber von Bundesgesundheitsminister Spahn auch gewollt zu sein." "Wir brauchen ein Gesamtkonzept" Uneingeschränkt positiv nach vorne blicken Marion Reinstädler (Handarbeitsgeschäft Creative MR) und Marianne Klamroth (Kunstgalerie). Beide haben die vergangenen Wochen und Monate genutzt und jeweils ein breit gefächertes Kursprogramm ausgearbeitet. Raphael Schäfers ist Juwelier und Goldschmied und zugleich Vorsitzender der Mittelstandsvereinigung Bad Lippspringe. Auch er outete sich als &bdquo;Outlet-Fan", machte aber auch deutlich: &bdquo;Wir brauchen ein Gesamtkonzept, das auf die Zukunft ausgerichtet ist. Ein Outlet-Center kann da nur ein wichtiger Baustein von vielen sein sein." Die Kur- und Badestadt müsse sich darüber hinaus seinen Besuchern und Gästen mit weiteren Vorzügen präsentieren – angefangen bei der Kultur über Wellness und Erholung bis hin zur Hotellerie und möglichst vielen gastronomischen Angeboten. Neben Lange und Schäfers nahmen an dem Rundgang auch Innenstadtmanagerin Irina Luft, Nina Reichstein von der Marketing GmbH und Karin Schmidt als Vertreterin der örtlichen Werbegemeinschaft teil.

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