Bad Lippspringer Klinikboss macht klare Ansagen an die Berliner Politik

Bad Lippspringe. Der Krankenhauschef trägt vor, die Bundesgesundheitsministerin schreibt fleißig mit. So geschehen gestern Mittag in der Bad Lippspringer Karl-Hansen-Klinik beim Besuch von CDU-Politikerin Nina Warken. Achim Schäfer, Geschäftsführer des Medizinischen Zentrums für Gesundheit (MZG) in der Badestadt, war bestens vorbereitet auf die Visite der neuen Ressortchefin aus Berlin. Freundlich, aber bestimmt gab er ihr im Beisein von Bürgermeister und MZG-Aufsichtsratschef Ulrich Lange (CDU) sowie der ärztlichen Leitung des MZG Hausaufgaben mit auf den Weg. Schäfer fordert, endlich die Pflegeausbildung auch in Rehakliniken wie der Teutoburger-Wald-Klinik zuzulassen. Er sagt: &bdquo;Der demografische Wandel erreicht die Pflege. Wir müssen schon jetzt Personal in der ganzen Welt rekrutieren.“ Nach Berechnungen seien 2029 nicht mehr genügend Menschen auf den Arbeitsmarkt zu bekommen, um die Stellen besetzen zu können. Und 2049 würden demnach knapp 700.000 Fachkräfte fehlen. Als &bdquo;richtig großes Problem“ für den Gesundheitssektor benennt Schäfer auch die steigende Zahl der Pflegebedürftigen. 2011 wurden noch 2,5 Millionen Menschen gezählt, im Jahr 2021 waren es bereits 5 Millionen. Der Ministerin, die vor ihrem Besuch in Lippspringe den Medizintechnikhersteller Condor in Salzkotten besuchte, gibt der MZG-Chef aber auch eine Lösungsoption an die Hand. Plädoyer für stationäre Reha So müssten sich die Deutschen künftig durch stationäre Reha-Maßnahmen auf Antrag wieder gesund erhalten können. &bdquo;Das wurde systematisch unter den vergangenen Bundesregierungen zurückgefahren. Die Menschen wissen doch gar nicht mehr, dass es die Antragsverfahren zur Reha gibt.“ Laut Schäfers Zahlen wurden 1995 noch knapp 587.000 stationäre Reha-Aufenthalte verordnet, 2023 waren es nur noch rund 147.000. Das Gesundheitssystem zeige eine deutliche Unwucht, meint der Krankenhaus-Manager: &bdquo;Es ist nicht zu verstehen, dass ein niedergelassener Arzt, eine Intensivpflege für monatlich 30.000 Euro verordnen kann, eine medizinische Rehabilitation zur Verzögerung dieser Situation für 3.000 Euro jedoch nicht.“ Zudem fordert er von Warken, die seit 2023 Generalsekretärin der CDU Baden-Württemberg und seit Mai Bundesvorsitzende der Frauen-Union ist, sich für den Einsatz von KI und Robotik im Gesundheitswesen stark zu machen. Es gebe genügend Chancen, um die Branche dadurch zu entlasten. Nachdem die Ministerin ihre Notizen zu Schäfers Vortrag eingesteckt hat, signalisiert sie, dass die Worte des MZG-Chefs zumindest angekommen sind. &bdquo;Die Thematik der Ausbildung in Rehakliniken ist tatsächlich noch offen und wir können hier in einen intensiveren Austausch kommen“, lautet im blumigen Politiker-Sprech die vage Antwort auf eines der Probleme. Mit zuständigen Fachleuten will sie künftig auch in Sachen KI und Robotik &bdquo;ausloten, wie wir da besser werden können“. Warken verspricht immerhin, dass sich ihre Politik daran ausrichte, Kliniken und Pflegeeinrichtungen in die Lage zu versetzen, dass Medizinpersonal mehr Zeit bei Patienten und weniger am Schreibtisch verbringt. Eintrag ins Goldene Buch Bad Lippspringes Auch Schäfers Wunsch nach verbessertem Präventionsangebot durch stationäre Reha-Aufenthalte will das neue Kabinettsmitglied aus Tauberbischofsheim nach Berlin tragen. Sie bringt dazu die GKV-Kommission ins Spiel, ein Gremium, das sich mit Aspekten der gesetzlichen Krankenversicherung befasst: &bdquo;Dort müssen wir uns anschauen, wie wir wieder früher in Reha-Maßnahmen einsteigen können.“ Warken ließ sich nach einem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt von Schäfer und MZG-Co-Geschäftsführer Peer Kraatz noch Bereiche der Karl-Hansen-Klinik zeigen. Mit dabei, ihr persönlicher Referent: der aus Bentfeld stammende Markus Scherf. Mit ihm hatte der in der CDU gut vernetzte Bürgermeister Ulrich Lange den Ministerinnenbesuch jüngst eingestielt.

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