Bad Lippspringe könnte zur Outlet-Stadt werden

Bad Lippspringe. Der Druck ist groß, die langsam verödenden Innenstädte zu beleben. Auch im Paderborner Land. Stadtverwaltungen, Handel und Gastronomie suchen Lösungen, um Citys nach Corona wieder zu Anziehungspunkten zu machen. Erneut ist in Bad Lippspringe nun eine Idee aufgetaucht, die sich unkonventionell anhört. Der mittlerweile ausgeschiedene Bürgermeister Andreas Bee (parteilos) hatte im März 2020 eine Analyse in Auftrag gegeben, ob die Badestadt Standort eines so genannten City-Outlet-Centers werden könnte. Bekanntestes Vorbild ist das schwäbische Metzingen, wo die Stadt über Jahre zur Kulisse für Shopper in diversen Marken-Outlets geworden ist. Vergleichbar mit Bad Lippspringe wäre das City-Outlet in Bad Münstereifel im Kreis Euskirchen. Ergebnis der Untersuchung: Lippspringe wäre nur zum Teil geeignet. "Eine gewaltige Chance" Der Neuen Westfälischen liegt die Analyse der Beratungsfirma Ecostra aus Wiesbaden vor, die auf gut 80 Seiten das System eines "City-Outlets" erläutert, den Standort Bad Lippspringe begutachtet und die Wettbewerbssituation von Paderborn bis Bielefeld in den Blick nimmt. Bees Nachfolger als Bürgermeister, Ulrich Lange (CDU), will sich am Freitag zum Thema äußern. Während sich die Lippspringer Werbegemeinschaft um das Führungsduo Andreas Bose und Heinz Georg Heggemann noch nicht äußern möchte, gibt es Rückenwind vom Vorsitzenden der örtlichen CDU-Mittelstandsvereinigung, Raphael Schäfers: "Das ist eine gewaltige Chance. Wenn eine solche Tür für die Stadt aufgeht, sollte man durchgehen. Handel, Hotellerie, Gastronomie - die ganze Stadt könnte davon profitieren." Schäfers zieht Parallelen zur Vergabe der Landesgartenschau 2017: "Dieses Vorhaben kann uns wieder nachhaltig nach vorne bringen. Im Moment ist unsere Fußgängerzone wirklich trostlos." Zuletzt war Rietberg im Kreis Gütersloh mit der Idee eines City-Outlets in OWL gescheitert. Nach vielen Debatten sprachen sich die Bürger dort 2018 gegen das Vorhaben aus. Hinter dem Namen City-Outlet verbirgt sich ein Fabrikverkaufskonzept, das vorhandene Ladenflächen in den Geschäftslagen einer Innenstadt nutzt. Verkauft werden dort von bekannten Markenherstellern Artikel aus Retouren, Überproduktionen und zweiter Wahl. "Es müssten aber Qualitätsgeschäfte sein", gibt SPD-Fraktionschef Marcus Kleinemeyer zu bedenken. Der Genosse sieht die Outlet-Idee insgesamt positiv: "Wir sind offen für das Vorhaben. Es ist eine der wenigen Möglichkeiten, unsere Innenstadt zu beleben." Ungewöhnliche Pläne sind keine Seltenheit Auch die IHK hält die Idee für charmant. Der Paderborner Zweigstellenleiter Jürgen Behlke sagt: &bdquo;Alles, was sich als Investition in der Innenstadt abspielt, ist gut. Wir sprechen hier über die Chance auf eine Stärkung des stationären Einzelhandels – das können wir nur begrüßen." In Bad Lippspringe kennt sich die Stadtverwaltung bereits mit ungewöhnlichen Plänen aus: So machte Bürgermeister Bee im Sommer 2018 die Idee publik, dass zur Belebung der City ein Supermarkt auf dem heutigen Rathausplatz entstehen und in diesen auch die Stadtverwaltung einziehen könnte. Die Planungen scheiterten endgültig 2019, weil es Investoren nicht gelungen war, die notwendigen zusätzlichen Innenstadtgrundstücke zu erwerben. Flächen sind offenbar auch der Knackpunkt für die mögliche Realisierung eines City-Outlets. So heißt es in dem Papier der Beratungsfirma, dass die Realisierung "alles andere als ein Selbstläufer" ist. So ergab eine Berechnung im Innenstadtbereich zwischen Arminiuspark und Gartenschaugelände derzeit leere Verkaufsflächen von rund 2.100 Quadratmetern in 21 Ladenlokalen. Als kritische Masse seien aber etwa 9.000 Quadratmeter für bis zu 45 Läden notwendig, heißt es von den Beratern, um das Vorhaben profitabel betreiben zu können. Pikant: In der Analyse steht auch, dass die Bebauung des Rathausplatzes erneut geprüft werden könnte. Frühere Berechnungen gingen dort von einer zusätzlichen potenziellen Verkaufsfläche von etwa 2.000 Quadratmetern aus. Die Parkplatz-Frage Mit Blick auf das Einzugsgebiet und die Wettbewerbssituation sei Bad Lippspringe "grundsätzlich geeignet" für ein City-Outlet, schreiben die Autoren des Überblicks-Papiers. Doch es hakt beim Thema der Grundstücke. Wörtlich heißt es: "In der Aggregation aller aktuell hierfür in Frage kommenden Objekte ergibt sich keine Flächengröße, welche eine ausreichend 'kritische Masse' bildet, um zumindest eine regionale Ausstrahlung sicherzustellen. Der Einbezug weiterer Ladenflächen, entsprechende Umnutzungen bzw. eventuell Neubauten erscheinen an verschiedenen Stellen jedoch möglich." Hinzu kommt für die Beobachter als Malus die Verkehrssituation: "Ein weiterer kritischer Punkt betrifft die Parkplatzsituation in der Innenstadt von Bad Lippspringe." Die Zahl der erreichbaren Parkflächen hält die Studie nicht für ausreichend. Während der Landesgartenschau wurden Parkflächen im Gewerbegebiet Vorderflöß genutzt. Wie kreativ die Flächenfragen gelöst werden könnten, muss die Stadt nun beweisen, wenn sie das Projekt weiter verfolgen will.

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