So bewerten Architekten Bad Lippspringes verlassene Klinik

Bad Lippspringe. Der jahrelange Leerstand hat Spuren hinterlassen: Regenwasser sickert an einigen Stellen ungehindert durch das Dach der ehemaligen Auguste-Viktoria-Klinik (AVK) in Bad Lippspringe. Schwere Sachbeschädigungen an Türen und Fenstern haben ihr Übriges getan. Und doch scheint es jetzt Hoffnung zu geben. Eine Investorengruppe hat gemeinsam mit den in Schloß Neuhaus ansässigen Planern von &bdquo;Plan Bee Architekten" eine Zukunftsvision für das 120 Jahre alte Gebäude entwickelt. Wenn die Bad Lippspringer auf ihre seit 2013 leer stehende "Auguste" zu sprechen kommen, ist oft von der "alten Ruine" die Rede. Selbst unter wohlmeinenden Ratsmitgliedern herrscht nur wenig Hoffnung, dass der endgültige Verfall der einstigen Lungenheilstätte noch aufzuhalten ist. "Wir Architekten haben von Natur aus einen anderen, tiefer gehenden Blick auf die Dinge", setzt Architekt Peter Bee entgegen. "In dem alten Klinikgebäude steckt immer noch großes Potenzial." Der 48-Jährige hat 2010 mit André Reckeweg (47) die Architekten-Partnerschaft "Plan Bee" gegründet. Der sensible Umgang mit historischer Bausubstanz kennzeichnet die Arbeit der beiden Architekten. Unter ihrer Federführung wurde das Liborianum in Paderborn umfassend saniert, modernisiert und erweitert. Nun könnte vielleicht die Klinik in Bad Lippspringe ihre nächste große Herausforderung werden. "Eine Investorengruppe hat uns vor Monaten bereits gefragt, ob und wie sich das ehemalige Klinikgebäude revitalisieren und mit neuem Leben füllen lässt", erläutert Peter Bee. "Unübersehbarer Investitionsstau" Eine Ortsbegehung vermittelte einen ersten Eindruck: Die zwischen 1900 und 1901 erbaute einstige Lungenheilstätte ist dem Baustil nach noch geprägt vom ausgehenden Historismus. "Der schöne Schein und der Glanz vergangener Tage mögen zwar verblasst sein. Und es gibt unübersehbar einen deutlichen Investitionsstau", räumt Reckeweg ein. "Entscheidender aber ist, dass die Bausubstanz insgesamt noch brauchbar ist." Aber niemand könne sagen, wie sich der Zustand in fünf Jahren darstelle." Ein erstes Planungspapier liegt inzwischen vor. Arbeitstitel "Ein neues Quartier in historischer Umgebung". Die Vision: "Die Auguste-Viktoria-Klinik muss sich neu erfinden, und zwar als Ort, in dem sich Jung und Alt gleichermaßen wohlfühlen können. Und wo auch Kunst, Kultur und Bildung ein Zuhause haben." Davon könne auch Bad Lippspringe als Ganzes profitieren." Peter Bee spricht von einem möglichen Leuchtturmprojekt in direkter Nachbarschaft zu Senne, Gartenschau und Golfplatz. Das immerhin 270 Meter lange Gebäude mit Leben zu füllen, ist eine "Mammutaufgabe" - aber auch eine Chance, wie Reckeweg klarstellt. "Das macht viele unterschiedliche Nutzungsformen unter einem Dach möglich." Das ehemalige Klinikgebäude sei beispielsweise der ideale Ort für eine neue Kindertagesstätte. "Die räumlichen Voraussetzungen dafür sind auf jeden Fall gegeben", wie Bee erläutert. So könne eine der beiden ehemaligen Kapellen im Erdgeschoss künftig als Mehrzweckraum dienen. Ort des Lehrens und Lernens In direkter Nachbarschaft ließe sich auch der Gedanke eines Mehrgenerationenhauses realisieren. Ausreichend Raum für eine Senioren-Wohngemeinschaft, eine Tagespflege für Senioren und ein Café seien vorhanden, so die Architekten. Die beiden Etagen darüber sind laut erster Planung hauptsächlich als Wohnbereiche konzipiert mit Appartements und Seniorenwohnungen. Und auch das sei wichtig: Die AVK soll in Zukunft gleichzeitig ein Ort des Lehrens und Lernens sein, aber auch die Türen für Kunst und Kultur (Atelier/Ausstellungen) weit öffnen. Das Kellergeschoss könnte externen Dienstleistern zur Verfügung gestellt werden. Ein lebens- und liebenswertes Quartier zeichnet sich nach Meinung der Planer zusätzlich durch einen attraktiven Außenbereich aus. In der naturnahen Umgebung könnten unter anderem ein Landschaftsgarten mit Imkerei, ein Kräutergarten und ein Kinderspielplatz entstehen. Den Planungen liegt den Angaben zur Folge ein "sensibler Umgang mit der alten Bausubstanz" zugrunde. Das Gebäude soll demnach zwar weitgehend entkernt, in seiner Grundstruktur aber erhalten und die Vorgaben des Denkmalschutzes unbedingt eingehalten werden.

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