Jubel und Trauer: Reaktionen zum Nationalpark-Nein im Paderborner Land

Kreis Paderborn. Um 10.42 Uhr war am Montagmorgen das Aus für den Nationalpark Egge öffentlich besiegelt. 55,1 Prozent der abgegebenen Stimmen sagten &bdquo;Nein“ zum Projekt, nur 44,9 Prozent sprachen sich nach Monaten mit Debatten und einem intensiven Wahlkampf dafür aus. Diese Zahlen präsentierte Landrat Christoph Rüther (CDU) im großen Sitzungssaal des Paderborner Kreishauses. Lesen Sie auch: Bürgerentscheid-Ergebnis für den Kreis Paderborn ist da In diesem Saal und einigen weiteren Räumen waren seit Mittwochmittag die Wahlbriefe sortiert, geöffnet und gezählt worden, der letzte am Sonntagabend. Montagmorgen stellte der Landrat mit seiner Unterschrift das Ergebnis offiziell fest. Auffällig: Gegenüber einer Ankündigung des Kreises aus der vergangenen Woche war die Zahl der abgegebenen Stimmen um rund rund 6.700 niedrieger. Dies sei auf fehlerhafte Übermittlungsdaten der Deutschen Post zurückzuführen. Kreis-Dezernentin Annette Mühlenhoff und Amtsleiter Christopher Schüngel, die die Auszählung maßgeblich gemanagt haben, schätzen die Kosten des Verfahrens auf etwa 750.000 Euro. Die Schlussrechnung liegt noch nicht vor. Vor knapp 50 Gästen präsentierte der Landrat dann das Ergebnis. Es ist das Resultat einer Auseinandersetzung, die Spuren hinterlässt. Rüther sagt, er wolle Befürworter und Gegner nun zusammenführen. Abzuwarten bleibt, wie sein Bemühen bei den Nationalpark-Fans angenommen wird. Viele hatten ihm übel genommen, dass er im Verfahren seine Moderatoren-Rolle verlassen und sich auf die Seite der Nationalpark-Gegner geschlagen hatte. Kreisvorsitzende Rotte sieht die CDU-Einschätzung bestätigt Die meisten von Rüthers Parteifreunden in der CDU sind erleichtert über das Resultat. Die Kreisvorsitzende Corinna Rotte sagt: &bdquo;Die Bürgerinnen und Bürger haben jetzt demokratisch entschieden und den Beweis erbracht, dass wir die Wählerstimmung vor Ort richtig eingeschätzt haben. Unsere Region will keinen Nationalpark, da es keinen ökologischen, ökonomischen und sozialen Mehrwert gibt und die Nachteile für das Hochstift zu groß gewesen wären.“ Lesen Sie auch unseren Kommentar: Was kommt nach der Ablehnung für den Nationalpark Egge? Enttäuschung regiert beim Förderverein Nationalpark Senne-Eggegebirge, der das Projektbündnis mit Parteien und anderen Organisationen maßgeblich zusammengeführt hatte. Der Co-Vorsitzende Hans Jürgen Wessels sagt: &bdquo;Damit geht eine große Chance für die Regionalentwicklung und zur Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen an der Region vorbei.“ Positiv bewerten beide Seiten die Wahlbeteiligung von rund 50 Prozent der Wahlberechtigten im Kreis Paderborn. Grünen-Landtagsabgeordnete Norika Creuzmann: &bdquo;Es ist schon wertvoll, wenn sich so viele Menschen mit Themen des Naturschutzes auseinandersetzen.“ Für den CDU-Fraktionschef im Paderborner Kreistag, Hanswalther Lüttgens, haben die Bürger &bdquo;erkannt, dass wir beim Naturschutz nicht unterversorgt sind“. Seiner Ansicht nach hat auch die Kulisse der Egge &bdquo;nicht gepasst“ und die Menschen seien der Meinung, dass man sich einen Nationalpark in diesen finanziell schwierigen Zeiten &bdquo;nicht auch noch leisten muss“. Nabu-Chef im Kreis Paderborn will weitermachen Der Kreisvorsitzende des Naturschutzbundes (Nabu), Otmar Lüke räumt Fehler ein: &bdquo;Es ist uns nicht gelungen, der breiten Bevölkerung klar zu machen, dass Naturschutz wichtiger ist als die Wahrung von Einzelinteressen der Forst- und Landwirtschaft“, so Lüke. &bdquo;Aber das ist für uns Naturschützer (...) ein wichtiger Anreiz, weiter zu machen.“ In der ablehnenden Haltung seiner Partei sieht sich auch der Paderborner FDP-Landtagsabgeordnete Marc Lürbke durch das Ergebnis bestätigt: &bdquo;Gerade in den direkt betroffenen Anrainerkommunen wie Lichtenau und Altenbeken ist die Ablehnung sogar besonders deutlich. Das zeigt, wie sehr die Grünen ihr Prestigeprojekt einfach auf dem Rücken der Betroffenen durchdrücken wollten. Die Menschen haben es aber satt, sich durch grüne Fantastereien bevormunden zu lassen.“ Silke Kohaupt, Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion, ist hingegen enttäuscht: &bdquo;Jetzt gilt es den Kreis Paderborn mit eigenen finanziellen Mitteln zukunftsfähig aufzustellen, sowohl bei der Förderung der Biodiversität und des Artenschutzes, der Umweltbildung unserer Kinder und Jugendlichen und im Bereich des Tourismus. Leider lassen wir so auch eine große finanzielle Unterstützung für unseren Kreis Paderborn durch das Land und den Bund liegen.“ Landrat Rüthers Naturpark-Ideen Zum Ergebnis in der Egge äußert sich auch der Sprecher von NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne). Er lässt verlauten: &bdquo;Selten zuvor wurde in Nordrhein-Westfalen so viel und intensiv über Natur- und Artenschutz diskutiert wie in den letzten Monaten. Dass sich die Menschen in OWL jetzt mehrheitlich gegen eine Bewerbung um einen Nationalpark ausgesprochen haben, gehört zu demokratischen Willensbildungen dazu und ist zu respektieren.“ Eine wichtige Rolle wird dabei in jedem Fall dem Landrat zukommen. Er hatte schon bei der Bekanntgabe seiner ablehnenden Haltung die CDU-Idee eines &bdquo;Naturpark plus“ für die Egge unterstützt. Diesen Faden nahm er auch am Montag auf. Gegenüber der &bdquo;NW“ spricht Rüther davon, dass durch Vernässungen Moore im Wald angelegt werden könnten, er Waldführungen vorschlage und mit Förstern über weitere Maßnahmen sprechen wolle. Carsten Birkelbach, Co-Vorsitzender der Grünen im Kreistag, will die CDU beim Wort nehmen mit ihrem Versprechen, den Naturschutz zu stärken: &bdquo;Das haben sie ja auch auf ihren Plakaten versprochen. Wir werden genau hinschauen.“

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