
Kreis Paderborn. Sie hatten diese Zahlen bis zuletzt gehütet wie ein Staatsgeheimnis. Nur die Mitglieder im engsten Vorstandskreis des Fördervereins Nationalpark Senne-Eggegebirge kannten die Resultate der brandneuen Meinungsumfrage zum möglichen Nationalpark Egge. Die Präsentation im Paderborner Welcome-Hotel war dann für Beobachter zwar keine große Überraschung, beim Förderverein sorgen die Zustimmungswerte jedoch für eine sichtlich breite Brust im laufenden Ringen um den Nationalpark. Kritiker zweifeln die Relevanz der Befragung an.
„Die Region will einen Nationalpark“, so fasst Fördervereins-Vorsitzender Hans Jürgen Wessels die Resultate zusammen. Demnach spricht sich eine deutliche Mehrheit der Menschen in OWL und auch in NRW für einen Nationalpark in der Egge aus. In der repräsentativen Telefonumfrage wurden 1.005 Menschen in Nordrhein-Westfalen (darunter 200 aus OWL) vom Meinungsforschungsinstitut Verian gefragt „Fänden Sie es gut oder schlecht, wenn das Eggegebirge Nationalpark würde?“.
Aus Ostwestfalen-Lippe antworteten 62 Prozent mit „gut“, 19 Prozent mit „schlecht“ und 19 Prozent „weiß nicht“. Die Fehlertoleranz liegt laut Verian in der Teilstichprobe aus OWL bei bis zu sechs Prozentpunkten. NRW-weit finden 64 Prozent der Menschen den Nationalpark Egge „gut“, 12 Prozent „schlecht“ und 24 Prozent antworten „weiß nicht“, die Fehlertoleranz belaufe sich hier auf 1,5 bis 3 Prozent.
Unterschied zur Senne-Umfrage von 2018
Beauftragt hatte die Umfrage der Förderverein Nationalpark Senne-Eggegebirge, der dafür einen fünfstelligen Betrag zahlte. Eine Befragung ausschließlich in OWL oder in einzelnen Kreisen habe sich der Verein „schlichtweg nicht leisten können“, sagt Wessels. Befragt worden seien die Menschen zwischen dem 10. Oktober und 7. November.
Die Resultate ähneln einer Umfrage zu einem möglichen Nationalpark Senne aus dem Jahr 2018. Damals hatte die Befragung in OWL eine Mehrheit von 75 Prozent für den Nationalpark ergeben, immerhin 13 Prozentpunkte mehr als diesmal.

Dabei hatte es beim Förderverein aber offensichtlich Befürchtungen gegeben, dass die Kampagne „Nationalpark, nein danke“ und die ablehnende Haltung von CDU, FDP und AfD in den Kreisen Paderborn und Höxter für noch mehr Gegenwind bei den OWL-Ergebnissen sorgen würden. Wessels: „Wir haben von manchen Stellen immer wieder gehört, dass eine Mehrheit gegen den Nationalpark ist. Das ist hiermit widerlegt.“
CDU-Kreisvorsitzende: „Ganz NRW zu fragen, ist grundfalsch“
Der zweite Co-Vorsitzende des Fördervereins, Thomas Steinlein, sagt: „Ich bin total begeistert von den Ergebnissen. Ich hatte befürchtet, dass sie unter mancherorts verbreiteten Falschinformationen über Nationalparke leiden.“ Ins gleiche Horn stößt Karsten Otte, der Vorsitzende der Bezirkskonferenz Naturschutz OWL: „Ich hatte Sorgen, dass sich die Demagogie der Kritiker und der Druck aus manchen Dörfern der Egge in den Zahlen bemerkbar macht. Aber die Mehrheit ist eindeutig.“
Das sehen die Gegner des Nationalpark-Vorhabens, das derzeit nur mit Egge-Flächen im Besitz des Landes NRW geplant wird, anders. Die Paderborner CDU-Kreisvorsitzende Corinna Rotte teilt mit: „Die Umfrage ist bezeichnend für das Vorgehen des Fördervereins. Die Landesregierung hat zugesagt, keiner Region einen Nationalpark gegen ihren Willen aufzudrücken. Ganz NRW zu fragen, was in der Egge passieren soll, ist daher grundfalsch und wird nichts an der Zusage der Landesregierung ändern.“ Auf die OWL-Resultate geht Rotte nicht ein.
Der CDU-Landtagsabgeordnete Bernhard Hoppe-Biermeyer aus Delbrück findet: „Die Umfrage hat keinen Wert, weil es nicht darauf ankommt, welche Meinung die Menschen aus ganz NRW zu einem potenziellen Nationalpark in der Egge haben.“ Für ihn ist es „entscheidend“, wie die Bevölkerung in den Kreisen Höxter und Paderborn zu der Frage steht: „Ich würde es sogar für richtig halten, nur die betroffenen Städte und Gemeinden zu befragen.“
Aufruf zu weiteren Umfragen
Mit Blick auf die Umfrageergebnisse verteilt nach Regierungsbezirken verweist er darauf, dass die Prozentzahl der Kritiker mit 19 in OWL höher sei als in Münster (16), Köln (15), Arnsberg (8) und Düsseldorf (6). An die Kritiker der Befragung gerichtet sagt Karsten Otte: „Jeder, der die Relevanz anzweifelt, ist eingeladen, die Umfrage auf Kreisebene selbst durchführen zu lassen.“ Er behauptet: „Die Ergebnisse werden nicht anders aussehen.“
Die Meinungsforscher erfragten zusätzlich, welche Assoziationen die Menschen zu einem Nationalpark Egge haben. Erwartbar stand dabei der Klima-, Natur- und Tierschutz mit Werten jenseits der 70 Prozent ganz vorne. 41 Prozent der Befragten verbinden damit aber auch die Sperrung von Naturraum für Anwohner und Touristen.
Über das vor einer Woche gestartete Bürgerbegehren zum Nationalpark kann der Förderverein nach Wessels’ Auskunft noch keine Angaben machen. Es werde nun erst damit begonnen, die bislang gesammelten Unterschriften zentral zu lagern und auszuwerten.