"Ein Bild der Apokalypse": Extremer Kahlschlag im Eggegebirge

Altenbeken. Auf seinen vielen Wanderungen und Radtouren durch die Egge rund um Altenbeken hat Kurt Blaschke über Jahre die Veränderungen dokumentiert. Doch was in den letzten zwei Jahren dort passiert sei, gleiche einem Kahlschlag, so der 81-jährige ehemalige Drogerist aus der Eggegemeinde. &bdquo;Wo man noch vor einem Jahr auf dem Egge- oder Grünen Weg vornehmlich durch teils hohe schattige Nadelwälder wandern konnte, bietet sich hier nach umfänglichen Baumfäll-Aktionen ein Bild der Apokalypse", merkt er an. Blaschke, der sich seit Jahren für einen Nationalpark Senne-Egge einsetzt, befürchtet, dass der Eggekamm für längere Zeit weitestgehend entwaldet sein wird. &bdquo;Nachdem die Orkane große Areale mit älteren Fichten-Monokulturen flachlegten, genügten jetzt zwei von der Menschheit mitverursachte Hitzesommer, die standortfremden Flachwurzler so nachhaltig zu schwächen, dass sie eine leichte Beute der Borkenkäfer wurden und größtenteils von den Harvestern schnell entnommen wurden", so Blaschke, der seit zehn Jahren bei den Grünen in Altenbeken aktiv ist. Er hat beobachtet, dass die auf zwölf Meter geschnittenen Fichtenstämme in Container verladen werden. "Sie werden nach Wilhelmshaven transportiert, um dort in Richtung China verschifft zu werden", so Blaschke. Fichtenstämme werden nach China verschifft Förster Andreas Bathe, mit dem Blaschke in regem Austausch steht, gibt den Restbeständen in seinem Revier wenig Überlebenschancen, weil die Borkenkäfer-Kalamität kaum aufzuhalten sei. Aber es werde schon viel für einen Neuaufbau getan. &bdquo;Wie in sehr vielen Forstrevieren werden seit langer Zeit in große ältere Fichtenkomplexe andere Baumarten im sogenannten Voranbau eingebracht. Man möchte einfach die Strukturen einer Monokultur aufbrechen und in einer zweiten Etage schon die nächste Waldgeneration vorbereiten", berichtet Bathe. Im Naturschutzgebiet Egge-Nord wurde damit intensiv vor knapp 30 Jahren begonnen. Gepflanzt wurden schwerpunktmäßig Rotbuchen, aber auch Stiel- und Traubeneichen, sowie Roterlen. &bdquo;Dazu gesellt sich eine Selbstansamung aus Lärchen, Birken, Ebereschen, natürlich Fichten sowie Eschen und Ahorn da, wo Samenbäume stehen. Eine recht bunte Mischung mit mehr oder weniger großen Fichtenanteilen, die gerne mitwachsen darf und wird", führt der Förster aus. Auf Freifläche hat die Buche keine Chance gegen Fichten Ältere Fichten können mit ihrem Kronendach auch anderen Bäumen helfen. &bdquo;Im Halbschatten kann die gepflanzte Buche recht gut und schneller wachsen als die Fichte. Aber auf Freiflächen bei vollem Lichtgenuss hat die Buche kaum Chancen, der schneller wachsenden Fichte zu folgen und wird nach der Pflanzung zum Pflegefall", erklärt der Forstfachmann. Daher müsse man bedrängende Fichten immer wieder entfernen. In vielen Fichtenbeständen seien die Voranbauten erfolgt und abgeschlossen. &bdquo;Das steuernde Kronendach der alten Fichten verschwindet leider gerade etwas zu früh und zu schnell", sieht Bathe Probleme. Nationalpark wäre kleine Wiedergutmachung für die Nachkommen Die Umgestaltung zum standort-gerechten, von Laubwald dominierten Mischwald findet in der Egge bereits statt. &bdquo;Eindrucksvoll sind diese Bemühungen am grünen Weg zu sehen, der westlich parallel zum Eggeweg zwischen Altenbeken und Kempen verläuft", so Blaschke, der weiterhin auf einen Nationalpark hofft. &bdquo;In Deutschland sind leider immer noch 97 Prozent aller Wälder bewirtschaftet und somit der völligen Selbstregulierung weitestgehend entzogen. In einem Nationalpark Senne-Egge könnte zumindest ein winziger Teil unserer Natur ihre Ursprünglichkeit wiederfinden. Das wäre eine kleine Wiedergutmachung für unsere Nachkommen", meint Kurt Blaschke. Als Beispiel nennt er den Nationalpark Bayerischer Wald. &bdquo;Dort ließ man die toten Bäume stehen. Sie dienten Spechten und anderen Kleintieren als Behausung. Und die, die zusammenbrachen bilden nun durch die Zersetzung durch Insekten den Humus für einen neuen gesunden Wald. Wir waren dort", berichtet der naturliebende Altenbekener.

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