Altenbeken

So erlebten Altenbekener die Zerstörung des Viadukts vor 75 Jahren

Vor 75 Jahren werfen Flieger der Alliierten Bomben auf die Gemeinde. Wenige Wochen vor Ende des Zweiten Weltkriegs sterben 29 Menschen. Ein Mahnmal erinnert an die Geschehnisse.

Das gerade wieder notdürftig reparierte Viadukt wurde durch fünf Tonnen schwere Fliegerbomben vor genau 75 Jahren erneut zerstört. | © Archiv Rudolf Koch

22.02.2020 | 22.02.2020, 13:05

Altenbeken. An diesem Samstag vor genau 75 Jahren heulten die Luftschutzsirenen in Altenbeken mehrmals. „Gegen Mittag wurde der Westteil des Bahnhofsgebäudes von Bomben zerstört und am Nachmittag nahmen Flugzeuge der alliierten Truppen den Viadukt ins Visier", erinnert sich Altenbekens Ortsheimatpfleger Rudolf Koch an den 22. Februar 1945. Die Eisenbahnbrücke wurde zerbombt und damit auch eine der wichtigsten Nachschubstrecken zur deutschen Westfront unterbrochen. Bei den Angriffen starben in Altenbeken laut Aufzeichnungen insgesamt 29 Menschen.

Beim Angriff auf den Bahnhof wurden schwere Dampflokomotiven von den Gleisen gerissen, ein Stellwerk fiel zusammen und auch in der Ortwaldstraße, der Bahnhofstraße, der Sagestraße, am Schwarzen Weg und am Bokelweg stürzten mehrere Häuser ein. Zehn Tote lagen unter den Trümmern und 100 Menschen wurden verwundet, so ist es in der Ortschronik festgehalten.

Beim ersten Angriff am 22. Februar wurde der Bahnhof ins Visier genommen. Auch schwere Dampfloks wurden dabei aus den Gleisen gerissen. - © Archiv Rudolf Koch
Beim ersten Angriff am 22. Februar wurde der Bahnhof ins Visier genommen. Auch schwere Dampfloks wurden dabei aus den Gleisen gerissen. | © Archiv Rudolf Koch

„Als die Sirene um 15.09 Uhr Entwarnung gab, atmete man auf", kann sich Ortsheimatpfleger Koch noch entsinnen. Als fast Zehnjähriger suchte er mit seiner Familie und mehr als 100 Altenbekenern in einem Bunker Schutz. Doch nur wenig später war erneut Fliegeralarm. „Der zweite Angriff war mit sehr schweren Bomben. Die Erschütterungen waren im Bunker zu spüren. Es wurde viel gebetet und wir hatten Angst", beschreibt Koch die Zeit im Bunker.

Eine Bombe verschüttete einen Stollen

Bei den vorausgegangenen Angriffen vom 26. und 29. November 1944 war der Viadukt bereits zerstört worden, am 10. Februar 1945 konnte er aber wieder notdürftig befahren werden. „Doch kaum war der erste Zug wieder über das zügig geflickte Bauwerk gedampft, wuchs die Angst in der Bevölkerung vor einem erneuten Angriff", so Koch.

Insgesamt 16 der mehr als fünf Tonnen schweren Fliegerbomben stürzten auf die angeschlagene Brücke herab. Eine Bombe verschüttete einen Stollen. Sieben junge Flakhelfer und zwölf Zwangsarbeiter starben dabei. Ein Mahnmal in der Nähe des Viadukts erinnert heute an die Geschehnisse vor 75 Jahren. „Viele Menschen, die hier Schutz suchten, wurden getötet. Gedenket der Opfer. Nie wieder Krieg", steht dort geschrieben.