Altenbeken

Vivat Viadukt: Mächtige Dampfmaschinen faszinieren in Altenbeken

Eisenbahnen, Loks und andere historische Maschinen ziehen die Blicke der Besucher auf sich

Publikumsmagneten: Viel zu sehen gab es für die unzähligen Besucher des Vivat Viadukt 2019. | © Anja Ebner

07.07.2019 | 07.07.2019, 19:00

Altenbeken. Alle zwei Jahre verwandelt sich die Gemeinde unter dem 1853 eröffneten Eisbahnviadukt in eine Insel des Glücks für alle Eisenbahnfreunde. Aber anders als in der berühmten Liedzeile „eine Insel mit zwei Bergen und dem tiefen weiten Meer Mit viel Tunnels und Geleisen und dem Eisenbahnverkehr" aus dem Puppenspiel Jim Knopf, finden sich in Altenbeken zwar Gleise und auch ein Tunnel, aber mit dem Eisenbahnverkehr an sich, ist es für die historischen Loks vorbei.

Auch zum Vivat Viadukt 2019 kann die Gemeinde Altenbeken als Veranstalter wieder besondere Dampfrösser auf den Schienen rund um den Bahnhof präsentieren. Betrachtet werden konnte der Speisewagen des Rheingold-Sonderzugs von 1928 sowie ebenfalls aus der Serie die Wagen der 1960er Jahre, darunter der Aussichts- und Buckelspeisewagen.

Aus dem gesamten Bundesgebiet nehmen Eisenbahnfreunde an dem Treffen teil, so etwa aus Hamm, Vienenburg, Bielefeld und Bebra. Außerdem stellen die Deutsche Privatbahn und die Stiftung Historische Bahnbauten in Altenbeken aus.

Auch Museumsloks müssen sich an Fahrpläne halten

Erstmals dabei ist der Verein Baureihe E10. Der Verein kooperiert mit dem DB-Museum in Koblenz-Lützel. Zwei dieser E10-Loks wurden dem Verein als Dauerleihgabe überlassen. „Wir haben die Patenschaft für diese Lokomotiven übernommen und kümmern uns um sie. Das Museum unterstützt uns, wenn es um Materialien geht. Die bekommt man ja nicht mehr so ohne weiteres", sagt Martin Rese, 1. Vorsitzender des 2007 gegründeten Vereins. „Ich bin über die Fotografie 2010 zum Verein gekommen. Mir war es irgendwann nicht mehr genug, Eisenbahnen nur zu fotografieren, sondern ich wollte meine Liebe zum Zug auch durch selber schrauben umsetzen", so Rese.

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Altenbeken: Vivat Viadukt

Der gebürtige Paderborner wohnt mittlerweile bei Köln und ist auch im Berufsleben eng mit der Bahn verbunden. Er ist Lokführer. Vor zwei Jahren hat er das Viaduktfest besucht und es entstand die Idee, dass der Verein mit eigenen Loks teilnimmt. „Wir sind Freitag aus Koblenz mit insgesamt drei Loks angereist. Es ist toll zu erleben, auf wie viel Interesse die E10 stößt", freut sich Rese. Halten müsse man sich bei der Anreise mit musealen Eisenbahnen aber dennoch an Fahrpläne, da „die Loks keine roten Nummernschilder bekommen können". Per Zugmaschine und über Güterzugstrecken sei man schließlich nach Altenbeken gelangt.

Ebenfalls weit gereist, allerdings auf einem Tieflader, ist die Dampfmaschine aus dem Jahr 1913. Sie ist eine von vielen Dampfmaschinen auf der historischen Verkehrsmeile. Das Ziel dieser Giganten ist in erster Linie Entschleunigung, denn wenn man sich die unterschiedlichen Maschinen, Walzen und Traktoren ansieht, dann wird deutlich: Hier geht es nicht darum, schnell unterwegs zu sein, sondern um Erleichterungen im Alltag.

Kraft statt Tempo

Etwa 10 Kilometer in der Stunde bringt die aus den USA stammende Dampfmaschine der Niederländerin Natalie Bimmel an Tempo zustande. Das was an Tempo fehlt, macht die Maschine an Power wett. Bis zu 500 PS kann diese Dampfmaschine erzeugen, um riesige Pflüge mittels Stahlseile über den Acker zu ziehen.

Eisenbahn rund um die Uhr: Martin Rese, 1. Vorsitzender des Vereins Baureihe E10. - © Anja Ebner
Eisenbahn rund um die Uhr: Martin Rese, 1. Vorsitzender des Vereins Baureihe E10. | © Anja Ebner

„Die Maschine gehört meinen Eltern. Es ist unser Hobby und wir besitzen diese Maschine etwa seit drei Jahren. Die Dampfmaschine wurde in der Landwirtschaft eingesetzt", erklärt die 29-Jährige auf Englisch. Eine „Steamlady" sei durchaus ungewöhnlich in der Szene, aber ihr macht das Hobby Spaß und bildet einen interessanten Kontrast zu ihrem Beruf als Therapeutin für Akupunktur.

Auch Oldtimer und Trabis sind dabei

Ebenfalls aus den Niederlanden war eine 110 Jahre alte sogenannte Lanz-Lokomobile zu bewundern, die eine Hobel- und Drehbank zur Herstellung von Holzschuhen antreibt.

Starkes Hobby: Die Niederländerin Natalie Bimmel setzt die 106 Jahre alte Maschine unter Dampf. - © Anja Ebner
Starkes Hobby: Die Niederländerin Natalie Bimmel setzt die 106 Jahre alte Maschine unter Dampf. | © Anja Ebner

Neben den dampfenden Kolossen konnten Besucher auch einen Blick auf Oldtimer und Trabis verwerfen, die die Trabantfreunde aus Gütersloh nach Altenbeken gebracht hatten. Doch Vivat Viadukt ist noch mehr: eine bunte Mischung aus Volksfest, Eisenbahnnostalgie, der Faszination Maschine an sich und Kultur. Und so traten am Sonntag verschieden Musikvereine und Chöre auf der zentralen Bühne auf. Sie sorgten nicht nur für Hingucker, sondern auch für Hinhörer.