Knick im Konsens

Am Lärmschutz scheiden sich die Geister / Ausschuss hält Wall-Anlagen an A 30 für ausreichend

23.09.2009 | 04.02.2015, 12:22

VON PETER STEINERT

Bad Oeynhausen. Auf den bestmöglichen Schutz der Anlieger vor der
Nordumgehung hatten sich die im Rat vertretenen Parteien geeinigt. Seit
dem jüngsten Stadtentwicklungsausschuss trübt ein Knick diesen Konsens.
Die Geister scheiden sich an einem Lärmschutzwall, der bis zu 206.000
Eurokosten soll, und an einem städtischen Gutachten. Das stellt Rainer
Müller-Held (Grüne) als Befürworter eines aufgestockten Walls erst gar
nicht in Frage: "Über so einen Wall klettert der Schall doch drüber.
Deswegen ist Schall nicht nur physikalisch zu berechnen."

Konkret geht es um eine bereits im Januar diesen Jahres gestellte
Forderung der Bündnis-Grünen, wonach ein 250 Meter langer
Lärmschutzwall nördlich der Bergkirchener Straße um zwei Meter erhöht
werden soll.

Nach einer Schätzung kämen dadurch zwischen 136.000 Euro und 206.000
Euro an Kosten auf die Stadt Bad Oeynhausen zu. Die aufgeführte
Differenz ergebe sich aus der möglichen kostenlosen Bereitstellung des
Bodens.

Laut Ausschuss-Vorlage heißt es: "In der Schätzung enthalten sind
Kosten für den zusätzlichen Grunderwerb, die Planung und den Einbau,
noch nicht berücksichtigt sind die Kosten für die langfristige
Unterhaltung des Walls, welche ebenfalls anteilig zu Lasten der Stadt
gehen würden."

Um diese Gelder möchten SPD, CDU und FDP herumkommen. Sie verweisen auf
ein in Auftrag gegebenes Gutachten, das Friederike Oestreich,
städtische Sachbearbeiterin für die A30, im Ausschuss vorstellte:
"Durch den inzwischen genehmigten offenporigen Asphalt, OPA genannt,
ist flächendeckend eine deutliche Lärmverbesserung durch den
Straßenbelag erreicht. Und zwar überall und nicht nur dort, wo ein
Lärmschutzwall stehen soll."

Peter Thielscher, Bereichsleiter Stadt- und Verkehrsplanung, ergänzt
die Oestreichschen Ausführungen: "Den Wall um zwei Meter zu erhöhen
bringt nur ganz wenig, das haben wir berechnen lassen. Durch den Belag
der Autobahn reduzieren wir den Straßenlärm direkt an der Quelle, und
zwar um mindestens drei Dezibel."

Den Zwischenruf von Müller-Held ("Zwei Meter sind sehr wohl
berechtigt") ließ CDU-Fraktionsvorsitzender Kurt Nagel nicht gelten:
"Wenn nichts hörbares verbessert werden kann, dann tragen wir den
Vorschlag der Verwaltung mit". Wenn es allerdings neuere Erkenntnisse
gebe, "dann", so Nagel, "stehen wir im Wort."