Kriselnde Autobranche: So trifft es ZF in der Dümmer-Region

Stemwede. Die ZF Friedrichshafen AG zählt zu den bedeutenden Zulieferern der Automobilindustrie. In der Dümmer-Region betreibt der Konzern mehrere Werke und ist in Stemwede der größte Arbeitgeber. Die Krise der Autoindustrie trifft aber auch ZF. Zuletzt gab es Unruhe im Konzern wegen der Diskussionen um eine mögliche Auslagerung der Division E. Diese Division beinhaltet die komplette Antriebstechnologie für E-Mobilität, Hybride und Verbrennungsmotoren. Nun hat der ZF-Konzern einen neuen Chef und es soll ein Sparprogramm geben. Wie steht es um die Division E und wie sieht es bei ZF in der Dümmer-Region aus? Dazu äußerte sich der Konzern. Neuer Mann an der Spitze Zum 1. Oktober dieses Jahres hat Mathias Miedreich die Konzernspitze bei ZF übernommen. Er löste Holger Klein ab. Holger Klein und der Konzern hatten sich laut ZF darauf geeinigt, das &bdquo;Vertragsverhältnis im gegenseitigen freundschaftlichen Einvernehmen aufzulösen“. Klein leitete zuvor in den Jahren 2017 und 2018 die ZF-Division Pkw-Fahrwerktechnik mit Sitz in Stemwede-Dielingen. Diese Division wurde Anfang 2024 mit der Division Active Safety Systems zusammengelegt zur Division Chassis Solutions. Die ist innerhalb des ZF-Konzerns ein Schwergewicht. Der neue Vorstandsvorsitzende Mathias Miedreich gehört dem Vorstand seit Januar 2025 an und leitete die Division für elektrifizierte Antriebstechnologien. Zugleich hatten sich der Aufsichtsrat und Vorstandsmitglied Peter Laier einvernehmlich auf die Beendigung seines Amts und das Ausscheiden aus dem Vorstand geeinigt. Entscheidung über ZF-Herzstück ZF hat sich jetzt mit dem Gesamtbetriebsrat des Unternehmens und der IG Metall nach intensiven und konstruktiven Verhandlungen im Rahmen des Bündnisses für Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigungssicherung auf ein umfassendes Maßnahmenpaket geeinigt. Beschlossen ist die Restrukturierung der Division E aus eigener Kraft, die von der Gewerkschaft befürchtete mögliche Ausgliederung ist damit vom Tisch. Dieser Schulterschluss sehe umfassende Maßnahmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit vor, gepaart mit einer konsequenten unternehmerischen Aufstellung des Produktprogramms sowie einem transparenten neuen Weg hin zu möglichen Teilpartnerschaften (&bdquo;Ökosystem“), teilte die Konzern-Zentrale in Fridrichshafen mit. Die Pkw-Antriebstechnik bleibe damit integraler Bestandteil von ZF. Lesen Sie auch: Stemwedes größter Arbeitgeber: Bei ZF droht Tausenden Menschen die Kündigung Beiträge der Belegschaft Im Zuge der Verhandlungen wurden nach Angaben des Unternehmens auch Beiträge der Beschäftigten aller ZF-Unternehmensbereiche in Deutschland beschlossen, die die Wettbewerbsfähigkeit des gesamten Unternehmens stärken. &bdquo;Ein besonderer Fokus liegt darauf, den notwendigen Stellenabbau über ein umfassendes Paket an Personalinstrumenten zu erreichen“, teilte der Konzern mit. Der Fokus liege zunächst auf dem in den nächsten drei Jahren unmittelbar anstehenden Abbau, der sich in dem vergangenes Jahr veröffentlichten Korridor bewege. Neben bisherigen Angeboten wie Altersteilzeit startet laut ZF ein Abfindungsprogramm, ergänzt durch Qualifizierungs- und Transfermaßnahmen. ZF unterstützt nach eigenen Angaben Beschäftigte der betroffenen Bereiche bei ihrer beruflichen Neuorientierung. Im Zuge der Verhandlungen wurden unternehmensweite Maßnahmen zu sofort wirksamen Kosteneinsparungen vereinbart, teilte ZF in Friedrichshafen weiter mit. Sie träten nach erfolgter Zustimmung der zuständigen gewerkschaftlichen Gremien in Kraft. So solle unter anderem die für April 2026 vorgesehene tarifliche Entgelterhöhung von 3,1 Prozent auf Oktober 2026 verschoben werden; für außertariflich Beschäftigte entfalle die jährliche Entgeltüberprüfung. Weiterhin würden tarifliche Bausteine in freie Zeit gewandelt beziehungsweise entfielen in den kommenden Jahren. Einige der Mitarbeiterbeiträge gelten auch für den Multidivisions-Standort Lemförde. Für die Beschäftigten der Division E in Deutschland sowie an den Standorten Schweinfurt und Friedrichshafen im Betrieb Z (Verwaltung, Forschung und Entwicklung) werde die wöchentliche Arbeitszeit bis Ende 2027 in der Regel um rund 7 Prozent reduziert. Das sagt der Betriebsrat Achim Dietrich, Vorsitzender des ZF-Gesamtbetriebsrats, verwies darauf, dass dem Betriebsrat wichtig sei, dass der Pkw-Antrieb – das Herzstück des Unternehmens – auch weiterhin eine Zukunft bei ZF habe und die Ausgliederung der Division E vom Tisch sei. Dieses Bündnis betrachte der Betriebsrat auch als Signal über ZF hinaus, dass Technologien und Produkte &bdquo;Made in Germany“ eine gute Perspektive hätten. Gemeinsames Ziel sei es, dass ZF wieder selbstbewusst auftrete, motivierte Beschäftigte an innovativen Produkten arbeiteten und man technologisch an der Spitze stehe. Wodurch Probleme entstanden Die Branche ist nach ZF-Angaben von mehreren Problemen betroffen. Der anhaltend schwache Automobilmarkt wie auch die geo- und handelspolitischen Unsicherheiten – etwa US-Importzölle oder Exportbeschränkungen für seltene Erden aus China – hätten die Lage für die Automobilzuliefererindustrie deutlich verschärft, teilte Florian Tausch mit, Sprecher der ZF-Division Chassis Solutions. Lesen Sie auch: Stemwedes größter Arbeitgeber hat ehrgeizige Klimaziele Prognose für die Branche Vor allem die europäische Produktion sei davon betroffen. Hier würden im Jahr 2025 voraussichtlich rund 30 Prozent weniger Pkw und leichte Nutzkraftfahrzeuge (Nkw) mit einem Gewicht von weniger als 6 Tonnen produziert als im Spitzenjahr 2018. &bdquo;Das aktuelle Produktionsniveau befindet sich in etwa auf dem des Jahres 1997 und liegt noch unter dem des Corona-Jahres 2020“, merkte Florian Tausch weiter an: &bdquo;Auch an den ZF-Werken rund um den Dümmer entspricht die Auslastung der aktuell schwachen Marktlage.“ Beschäftigte in der Region Aus den genannten Gründen arbeiteten Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter bereits intensiv an der Wettbewerbsfähigkeit des Multidivisionsstandorts Lemförde, der eine wichtige Säule innerhalb des deutschen Werksverbunds von ZF darstelle, so Tausch. In diesem Zuge wurden die Werke Diepholz und Wagenfeld bereits im vergangenen Jahr zu einem Produktionsnetzwerk vereint. Beide Werke würden seitdem vom gleichen Führungsteam geleitet, was bereits positive Effekte zeige. Aktuell sind nach Angaben des ZF-Sprechers in den ZF-Werken rund um den Dümmer rund 2.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, davon rund 1.800 am Standort Dielingen sowie rund 600 in Diepholz und Wagenfeld. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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