Bad Oeynhausen wird ab 2030 keine Geburtsklinik mehr haben

Bad Oeynhausen. In spätestens fünf Jahren können werdende Mütter im Krankenhaus Bad Oeynhausen kein Kind mehr auf die Welt bringen. Dann sollen Kreißsaal und Wochenbettstation geschlossen werden. Die Mühlenkreiskliniken und der Kreis Minden-Lübbecke gaben am Donnerstag bekannt, dass sie die Planungen für den Neubau des Krankenhauses Bad Oeynhausen anpassen. Offenbar wird das Land die geplante Geburtshilfe auf dem Gelände des HDZ nicht fördern. Ursprünglich war vorgesehen, den Kreißsaal des Krankenhauses nicht mit an den neuen Standort an der Auguste-Viktoria-Klinik (AVK) zu verlegen, sondern ihn auf dem Gelände des benachbarten HDZ in einem dort zu errichtenden Neubau unterzubringen. Der Vorstand der MKK und der Landrat befürworten aus finanziellen Gründen keine Überplanung des Neubaus. Sie wollen die Geburtshilfe in Bad Oeynhausen dauerhaft schließen. Die endgültige Entscheidung treffen der MKK-Verwaltungsrat und der Kreistag noch im Dezember. Und auf denen ruht Bürgermeister Lars Bökenkrögers Hoffnung. Wie berichtet, planen die Mühlenkreiskliniken den Neubau des Krankenhauses Bad Oeynhausen an der derzeitigen Auguste-Viktoria-Klinik. Dort ist aber keine Geburtsstation mehr vorgesehen. Weshalb sich der Kreistag im November 2023 für die dauerhafte Sicherstellung der Geburtshilfe in Bad Oeynhausen ausgesprochen hat: Künftig sollten Kreißsäle und die Mutter-Kind-Station direkt am Herz- und Diabeteszentrum entstehen. Dadurch sollte die Zusammenarbeit mit dem HDZ bei Geburten in Zusammenhang mit Herzproblemen bei Mutter oder Kind gestärkt werden. Noch 2024 gab es höchstes Lob für die Kurstadt Noch vor anderthalb Jahren lobte Mediziner Philipp Soergel bei der Übernahme der Gesamtleitung der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Minden und Bad Oeynhausen den Standortvorteil: &bdquo;Es ist immer noch zu wenig bekannt, dass das Herzzentrum quasi die Kinderklinik für Bad Oeynhausen stellt“, sagte Soergel. &bdquo;Die Kinderklinik ist ein gutes Sicherheitsnetz für unsere Geburtshilfe.“ Im Notfall seien Kinderärzte in drei bis vier Minuten vor Ort – auch wenn sie nur bei zwei Prozent der Geburten gebraucht würden. &bdquo;Damit hat Bad Oeynhausen einen ganz klaren Vorteil gegenüber Lübbecke oder Rahden – wo der Kinderarzt erst einmal eine halbe Stunde Anfahrt hat.“ Dieser klare Standortvorteil spielt nun offenbar keine Rolle mehr. Laut Informationen soll am Freitag die Entscheidung des Gesundheitsministeriums des Landes NRW bekannt gegeben werden. Im Förderbescheid soll dann die Geburtsstation am Herzzentrum nicht mehr aufgelistet sein. Zu den Gründen äußert sich das Herzzentrum erst am Freitag. Auf die Anfrage am Donnerstag teilte Pressesprecherin Anna Reiss mit: &bdquo;Zunächst einmal respektieren wir die Entscheidung der Mühlenkreiskliniken bzw. des Kreises, ein – wie heute mitgeteilt - dauerhaft defizitäres Angebot nicht verantworten zu können. Eine Übernahme des geburtshilflichen Angebots durch das HDZ NRW ist - wie in der Vergangenheit bereits mehrfach dargestellt - strukturell leider nicht darstellbar.“ Mehr zu den Neubau-Plänen: Klinik-Neubau im Kreis Minden-Lübbecke: Wichtige Nachricht vom Ministerium .responsive23-4r62AiS1JqXg0BYs-ttc-linechart-lebendgeborene-kreis-minden { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-4r62AiS1JqXg0BYs-ttc-linechart-lebendgeborene-kreis-minden { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-4r62AiS1JqXg0BYs-ttc-linechart-lebendgeborene-kreis-minden { padding-top: 142.86%; } } Bürgermeister ist verärgert Zutiefst verärgert zeigte sich Bad Oeynhausens Bürgermeister Lars Bökenkröger nach Bekanntwerden der Pläne. &bdquo;Ich bin verwundert, dass die Geburtshilfe direkt neben dem HDZ immer eine Voraussetzung für deren Arbeit war – und es jetzt plötzlich nicht mehr ist“, sagt er gegenüber der NW. Es sei nicht hinnehmbar, dass Bad Oeynhausen perspektivisch keine Geburtshilfe mehr haben werde. &bdquo;Die Politik muss nun an einem Strang ziehen, um entweder noch irgendwo Fördermittel für eine Geburtshilfe aufzutreiben oder den Kreistag dahin zu bringen, für eine Geburtshilfe an der AVK zu stimmen“, forderte der CDU-Mann. Letzteres habe der Landrat zwar ausgeschlossen, aber &bdquo;es gibt noch Hoffnung“, so Bökenkröger. &bdquo;Deshalb müssen wir über alle Wege dem Land und dem Kreis klarmachen, dass wir nicht verzichten können.“ Lesen Sie auch: MKK-Bauprojekte in Minden-Lübbecke: Landrat setzt auf volle Fördersumme Die Geburtenzahlen im Bad Oeynhausener Krankenhaus trotzten in den vergangenen Jahren dem Bundestrend und blieben auf dem gleichen Niveau. Rund 600 bis 650 Kinder kommen jährlich im Kreißsaal des Krankenhauses zur Welt. &bdquo;Wir bräuchten aber mehr als 1.000, damit sich der Standort rechnet“, erklärt Olaf Bornemeier, Vorstandvorsitzender der Mühlenkreiskliniken. In diesem Maße seien aber die Zahlen nicht steigerbar. Vor allem Frauen, die Wert auf einen Hebammen-Kreißsaal legen, die die kleine familiäre Atmosphäre in Bad Oeynhausen dem großen Klinikum vorziehen, haben sich in der Vergangenheit für Bad Oeynhausen entschieden. &bdquo;Dort wurde etwas Tolles aufgebaut, dass wir gerne mit nach Minden nehmen würden“, betont Nicole Dehne, Konzern-Hebammendirektorin. Alternativ könnten diese Frauen ab 2030 dann das Krankenhaus Lübbecke oder ein Geburtshaus aufsuchen. Minden, Lübbecke oder Geburtshaus als Alternative Geplant war, dass das HDZ eine Geburtsstation baut und die Räumlichkeiten mietfrei den Mühlenkreiskliniken zur Verfügung stellt. Die wiederum dann fürs Personal verantwortlich gewesen wären. Doch daraus wird nun nichts. &bdquo;Wir nehmen die Entscheidung des HDZ zur Kenntnis. Und natürlich hat sich dadurch die Ausgangslage deutlich verändert“, sagt Landrat Ali Dogan, zugleich Vorsitzender des Verwaltungsrates der Mühlenkreiskliniken. &bdquo;Wir müssen nun kurzfristig reagieren und verantwortungsvoll prüfen, wie eine medizinisch sinnvolle und wirtschaftlich tragfähige Lösung für die Region aussehen kann. Wichtig ist uns dabei, dass die Versorgung werdender Mütter in unserem Kreis vollständig gesichert bleibt.“ Die Mühlenkreiskliniken prüften derzeit mit Hochdruck, in welcher Form eine Ergänzung der bisherigen Bauplanung um eine Geburtsklinik an der AVK möglich sei. Diese erste Prüfung aber fällt für Bad Oeynhausen nicht gut aus. Auf rund 18 Millionen Euro schätzen Vorstandsvorsitzender Olaf Bornemeier und Sanierungsvorstand Frank Ohi die Mehrkosten, wenn in die laufende Planung eingegriffen und eine Geburtsstation hinzugefügt werde. Auch sei der Betrieb einer solchen Geburtsstation defizitär. Mit gut einer Million Defizit jährlich rechnen Kreis und MKK, wenn sie die Station weiterbetreiben würden. MKK empfehlen Schließung Weshalb der Vorstand der Mühlenkreiskliniken empfiehlt, die Bad Oeynhausener Neubauplanungen nicht um eine Geburtshilfe zu erweitern. Auch weil es laut geltender Planungsrichtlinien keine Bedarfsnotwendigkeit für eine Geburtshilfe in der Kurstadt gebe: &bdquo;Der nächste Kreißsaal muss innerhalb von 40 Minuten erreichbar sein – bis Minden sind es sogar nur 25 Minuten“, erklärt Bornemeier. Hinzu kämen mehrere Monate Verzögerung beim geplanten Bauprojekt und damit einhergehend zusätzliche Kosten von rund 1,8 Millionen Euro. &bdquo;Wir können ein dauerhaft defizitäres Angebot nicht verantworten. Am Ende müsste das Defizit schließlich vom Steuerzahler getragen werden“, betont Bornemeier. &bdquo;Wir müssen Entscheidungen treffen, die den gesamten Kreis und die langfristige Zukunftsfähigkeit aller Standorte im Blick haben.“ So sah es noch vor einem Jahr aus: Kindergarten-Neubau schafft Platz für Geburtsklinik am Herzzentrum Bad Oeynhausen Die Empfehlung fuße auch auf der Einschätzung des Sanierungsvorstands Frank Ohi: &bdquo;Eine Sanierung bedeutet zum Teil auch schmerzliche Einschnitte. Der Kreißsaal in Bad Oeynhausen würde die Mühlenkreiskliniken in den nächsten 20 Jahren etwa 50 Millionen Euro kosten. Man kann nicht einerseits von Sanierung sprechen und andererseits heute solche ungedeckten Schecks ausstellen.“ Bis zur Fertigstellung des Neubaus, die nach aktuellem Stand im Jahr 2030 oder später erwartet wird, bleibt laut Mühlenkreiskliniken die Geburtshilfe am Krankenhaus Bad Oeynhausen in Betrieb – sofern ausreichend Fachpersonal zur Verfügung stehe. Arbeitsplätze der Beschäftigten im Kreißsaal oder der Station seien nicht gefährdet, allen Mitarbeitenden sollen Perspektiven an den Standorten der Mühlenkreiskliniken in Minden oder Lübbecke angeboten werden, heißt es. Und auch aus medizinischer Sicht sei die Versorgung weiterhin gesichert: &bdquo;Alle werdenden Mütter aus dem Einzugsgebiet erreichen innerhalb von maximal 20 Minuten einen umliegenden Kreißsaal – sei es in Minden, Lübbecke, Herford oder Schaumburg“, erklärt Philipp Soergel.

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