Auf diesen Feldern im Lübbecker Land gibt es Blumen zum Selberpflücken

Lübbecker Land. Prächtige Gladiolen, farbenfrohe Dahlien sowie Sonnenblumen schmücken ein Feld direkt an der Bundesstraße in Espelkamp-Gestringen und erfreuen das Auge des Betrachters. Das Schönste daran: Jeder darf sich hier Blumen pflücken. Vorausgesetzt es wandert anschließend Geld in die am Feld aufgestellte Kasse. Denn auf die Ehrlichkeit der Kunden vertraut der &bdquo;Flowerbauer", der die Blumen gepflanzt hat. Der &bdquo;Flowerbauer" ist Gerrit Arensmeier aus Stemwede-Twiehausen. Mittlerweile bewirtschaftet der 32-Jährige gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Friederike Hellmich acht solcher Blumenfelder von Bad Essen über das Lübbecker Land bis nach Hüde am Dümmer See. Hauptberuflich ist Arensmeier als Projektentwickler für Freiflächen-Photovoltaiktechnik tätig. Idee entstand während der Corona-Pandemie Die Idee mit den Blumenfeldern kam ihm während der Corona-Pandamie. Weil seine damalige Firma Kurzarbeit angemeldet hatte, stand ihm plötzlich freie Zeit zur Verfügung, die ausgefüllt sein wollte. &bdquo;Interesse an der Landwirtschaft hatte ich schon immer", erzählt der Stemweder. Besonders an Maschinen und Pflanzenbau. Als Kind habe er viel Zeit auf dem kleinen landwirtschaftlichen Betrieb seines Opas verbracht und auch Friederike Hellmich (32) ist durch den Hof ihrer Eltern die Landwirtschaft nicht fremd. Auf seinen Dienstfahrten über Land war Arensmeier schon früher immer mal das eine oder andere Blumenfeld zum Selberpflücken aufgefallen. &bdquo;Lass und das doch auch einmal ausprobieren", habe er zu seiner Lebensgefährtin gesagt und Friederike Hellmich war sofort dabei. Weil sich die Eltern von Gerrit Arensmeier schon immer einen Blühstreifen an der 50 Meter langen Einfahrt zum in Sundern gelegenen Hof gewünscht hatten, ging es dort zunächst einmal versuchsweise los. Groß war die Freude, als die ersten Euros in der Kasse lagen Das Paar bestellte online eine Standardmischung von 2.000 Blumenzwiebeln, die an einem Samstagnachmittag von der ganzen Familie mit Pflanzkörben vor dem Bauch in die Erde gebracht wurden. &bdquo;Die Reihen haben wir aber mit dem Trecker aufgezogen." Dann hieß es abwarten. &bdquo;Wir waren schon ein bisschen nervös, ob die Blumen auch keimen und gedeihen", erzählen die beiden. Alles klappte und tatsächlich hielten auch alsbald die ersten Autos am Blumenfeld in Sundern an. Groß war die Freude, als die ersten 3,50 Euro in der selbst gebauten Kasse - einer Kassette, die an einem mit Beton gefüllten Ölfass angeschraubt war - lagen. Ans Verdienen dachten Gerrit Arensmeier und Friederike Hellmich anfangs noch gar nicht. Sie hofften, dass sich das Saatgut refinanziert und vielleicht noch ein paar Euros dabei überbleiben. &bdquo;Ist doch ein schönes Hobby", hätten sie sich im ersten Corona-Jahr gesagt. Angespornt durch das positive Feedback, beschloss das Paar, weiter zu machen. Alsbald kam ein weiteres 2.000 Quadratmeter großes Feld in Twiehausen in der Nähe eines Hofladens hinzu sowie eines in Getmold und auch in Hüde am Dümmer See, das besonders Ausflügler anziehe. Brainstorming im Kreise der Familie Die Felder, auf denen schon früh im Jahr Tulpen in allen Farben sowie Narzissen blühen, wurden peu à peu mehr und die Bewirtschaftung professioneller. Mit &bdquo;Flowerbauer" war nach einem Brainstorming im Familienkreis auch ein Name für den Nebenerwerb gefunden. Bestellt wird jetzt im Großhandel und für die Pflege der Felder kommen Maschinen zum Einsatz, sonst wäre das nicht zu schaffen. Das Unkraut muss raus und auch die Rasenstreifen zwischen den Blumenreihen müssen kurz gehalten werden. Das wird nach der Arbeit und an den Wochenenden erledigt, genauso wie das regelmäßige Leeren der aufbruchssicheren &bdquo;Profikassen". Ob alle Selbstpflücker ehrlich sind, vermag Arensmeier nicht zu sagen. "Die einen legen vielleicht etwas weniger Geld in die Kasse, die anderen dafür mehr." Am Ende stimmt es wieder. Sturm, Starkregen und Wühlmäuse Die Messer zum Schneiden der Blumen müssen allerdings immer nachgelegt werden – da sie in schöner Regelmäßigkeit verschwinden. Warum auch immer. "Vielleicht geht auch das eine oder andere im Feld verloren", vermutet der "Flowerbauer". Der Messerschwund ist auch gar nicht das große Problem. Viel schlimmer sind Sturm und Starkregen oder anhaltende Trockenheit. Dann lassen die Blumen schnell die Köpfe hängen. Nicht zu vergessen die Wühlmaus. &bdquo;Die schaffen es in nur einer Nacht eine ganze Reihe Zwiebeln abzufressen." Und wenn die Blumen verblüht sind? "Dann werden sie untergepflügt und dienen als Dünger für die nächste Generation", sagt Arensmeier. Denn um die Qualität der Pflanzen zu halten, werden immer neue Zwiebeln und Saatmischungen verwendet. Friederike Hellmich hat nicht nur ein Händchen fürs Pflanzen, sondern auch fürs Marketing. Die Erzieherin in Elternzeit hat Spaß am liebevollen Gestalten von Schildern, der Pflege des Instagram-Auftritts und hat gerade erst &bdquo;Firmenkleidung" mit "Flowerbauer"-Aufdruck – auch für Söhnchen Karl – entworfen. Noch schnell ein Blumenstrauß für das Familienfest Besonders viel sei auf den Feldern am Wochenende los. Auch ein Espelkamper pflückt sich in Gestringen regelmäßig einen Strauß. &bdquo;Ich mag es, wenn im Haus frische Blumen stehen", sagt er. Andere nutzten das Angebot, weil sie schnell noch einen Blumenstrauß für das Familienfest oder liebe Freunde brauchen. Und manche zieht es auch nur ins Feld, weil es so schön aussieht. Das Blumenmeer wird genauso gerne für professionelle Fotoshootings genutzt wie für Selfies. &bdquo;Wir freuen uns immer über die tollen Bilder, die wir zugeschickt bekommen", sagt Friederike Hellmich. Und über die netten Rückmeldungen wie &bdquo;Macht bloß weiter", oder &bdquo;Ich hoffe, dass dieser Ort für immer bleibt." Vielleicht gibt es ja bald sogar noch mehr blühende Felder im Lübbecker Land. Denn die "Flowerbauer" sind immer auf der Suche nach weiteren Flächen um die 5.000 Quadratmeter, optimalerweise in Siedlungsgebieten an viel befahrenen Straßen, damit die Blütenpracht auch ins Auge fällt. Zu erreichen ist Gerrit Arensmeier per Mail unter gerrit.arensmeier@gmx.de

Meistgelesen