Stemwede

Historische Orgel in Stemwede wird restauriert

Temperaturen und Feuchtigkeit haben dem Instrument in der gut 400 Jahre alten Heilig-Kreuz-Kapelle in Haldem zugesetzt. Das Gebäude wurde bereits saniert. Jetzt ist die Orgel an der Reihe.

Kai Abruszat (l.), Hans Möller-Nolting und Helga Steckel freuen sich schon darauf, wenn die historische Orgel in der Heilig-Kreuz-Kapelle nach der Restaurierung wieder erklingt.  | © Sonja Rohlfing

Sonja Rohlfing
03.12.2020 | 03.12.2020, 06:00

Stemwede-Haldem. Zu ihrer Silberhochzeit am 19. März 1840 stifteten die Eheleute Carl und Caroline von dem Bussche-Ippenburg die Orgel in der Heilig-Kreuz Kapelle in Haldem. Bis heute wird das Instrument bei Trauerfeiern und Konzerten gespielt. Allerdings haben der historischen, unter Denkmalschutz stehenden Orgel über die Jahrzehnte Temperaturen und Feuchtigkeit in der gut 400 Jahre alten Kapelle zugesetzt.

„Nach der umfassenden Sanierung der Kapelle, der gelungenen Neugestaltung des Vorplatzes und der Verbesserung der Zuwegung zum Friedhof wenden wir uns jetzt der Orgel zu", erklärte Bürgermeister Kai Abruszat nun bei einem Ortstermin. Bislang sei die Überarbeitung des wertvollen Instruments aus Kostengründen geschoben worden. „Aber erst mit restaurierter Orgel wird das Ensemble rund", betonte der Verwaltungschef. „Diese Orgel ist ein Kleinod", unterstrich auch Haldems Ortsheimatpfleger Hans Möller-Nolting.

"Das Instrument liegt uns am Herzen"

In den nächsten 24 Monaten soll das Projekt angegangen werden. Die Gemeinde als Eigentümerin von Kapelle und Orgel werde auch in diesen schwierigen Zeiten ihrer Verantwortung für den Denkmalschutz nachkommen, betonte Kai Abruszat. „Kunst, Kultur, Musik und Historie sind identitätsstiftende Momente", erklärt der Bürgermeister.

Rund 50.000 Euro werde die grundhafte Instandsetzung des Instruments kosten, so die erste grobe Schätzung der Sachverständigen. „Wir hoffen, die Hälfte des Betrages als Zuwendung vom Land zu erhalten. Das wird aber nicht einfach, weil diese Fördertöpfe oft überzeichnet sind", weiß der Verwaltungschef. Die Kosten seien erheblich, verdeutlicht auch Helga Steckel von der Bürgerstiftung Haldem-Arrenkamp. Die Stiftung wolle darum dazu beitragen, dass die umfassende Restaurierung finanzierbar werde. Daher bitte die Bürgerstiftung um Spenden auf ihr Konto bei der Volksbank Lübbecker Land. „Das Instrument liegt uns am Herzen", erklärt Helga Steckel „Es ist aus dem kirchlichen und kulturellen Leben unseres Dorfes nicht wegzudenken."

Orgel künftig Teil von Konzerten

Kai Abruszat kann sich vorstellen, dass die Orgel zukünftig auch im Rahmen einer Kultur- und Konzertreihe erklingt. Bei Studierenden der Fachrichtung Kirchenmusik an der Hochschule Detmold gebe es Interesse, weiß der Bürgermeister aus ersten Gesprächen. Johann Heinrich Brinkmann aus Versmold erbaute 1839 die Orgel für die damaligen Eigentümer von Schloss Haldem, die Familie Bussche-Ippenburg. Ursprünglich als Gebrauchsinstrument für Gottesdienste gedacht, wurde sie später überwiegend anlässlich von Trauerfeiern gespielt. Der 1794 geborene Brinkmann reiht sich mit seinen Orgeln in die Riege der bekannten westfälischen Orgelbauer ein.

Der Altarraum der Kirche. - © Sonja Rohlfing
Der Altarraum der Kirche. | © Sonja Rohlfing

Nachdem sich Brinkmann 1819 selbstständig gemacht hatte, nahm er Aufträge hauptsächlich im Emsland, Köln und Westfalen an. Zu viele Aufträge ohne entsprechende Mitarbeiter bedeuteten letztendlich einen schleichenden Qualitätsverlust der Arbeit und brachten Johann Heinrich Brinkmann vor seinem Tod 1848 durch unzufriedene Auftraggeber zunehmend in Schwierigkeiten. Bei der Haldemer Brinkmann-Orgel handele es sich um eine der sehr guten Arbeiten aus den „besseren" Zeiten des Orgelbauers. Das hätten Sachverständige bescheinigt, erklärt Kai Abruszat. Ernst-Friedrich Berning, von 1963 bis 2016 Organist der Kirchengemeinde, sei immer begeistert vom Klang der Orgel gewesen, bestätigt Helga Steckel. Zuletzt erfolgte 1964 durch Paul Ott aus Göttingen eine Restaurierung des wertvollen Instruments.