Landwirte üben Kritik an neuem Tempo-Limit an der Kita Niedermehnen

Stemwede-Niedermehnen. Im Bereich der Kita Niedermehnen soll das Tempolimit von 50 auf 30 Stundenkilometer reduziert werden. So hatte es FDP-Ratsherr Wolfgang Fricke gefordert und so soll es laut den Beschlüssen von Betriebsausschuss und Rat der Gemeinde Stemwede auch kommen. Eine neue Beschilderung an der Straße Mehner Dorf allein reicht aber nicht, es soll gebaut werden. Nun gibt es unterschiedliche Darstellung zur Sachlage. Laut Bürgermeister Kai Abruszat soll noch nichts entschieden sein. Dem widersprechen Landwirte und verweisen auf Aussagen aus dem Rathaus. CDU-Ratsherr will bauen "koste es, was es wolle" Der Kreis Minden-Lübbecke fordert umfangreiche bauliche Maßnahmen - drei große Aufpflasterungen und Fahrbahn-Einengungen an den jeweiligen Endpunkten der geplanten, rund 300 Meter langen Tempo-30-Zone. Das soll knapp 50.000 Euro kosten. Bürgermeister Kai Abruszat soll nach dem Votum des Rates mit dem Kreis noch einmal über die baulichen Maßnahmen sprechen. Sollte der Kreis aber darauf bestehen, wollen die Politiker bauen. CDU-Ratsherr Ewald Kreienbrock etwa hatte erklärt, kein Buhmann sein zu wollen und "koste es, was es wolle" bauen zu wollen, bevor hier etwas passiere. Landwirte nicht zur Sitzung eingeladen Landwirte aus Niedermehnen sind nun stinksauer wegen der Entscheidung von Betriebsausschuss und Rat. Ihnen stößt bitter auf, dass bei der Sitzung des Betriebsausschusses in Niedermehnen Vertreterinnen der Kita dabei waren, aber kein einziger Landwirt dazu eingeladen war. Die Maschinenhalle mit Mähdreschern und anderen landwirtschaftlichen Fahrzeugen befinde sich doch in direkter Nachbarschaft, merkten Hendrik Lahrmann und Christian Wehdenbrock als Vertreter der Niedermehner Landwirte an. "Wir haben nichts gegen ein Tempolimit" Grundsätzlich seien sie für ein Limit von 30 Stundenkilometern. "Wir haben nichts gegen dieses Tempolimit", sagten die Landwirte. "Es geht uns um die Bodenschwellen und die Einengungen." Überfahre ein landwirtschaftliches Fahrzeug diese Schwellen, dann gebe es Lärm und möglicherweise auch Verschmutzungen der Fahrbahn durch herabfallende Erde. Auch lasse sich ein Fahrzeug-Aufkommen mit Bodenschwellen und Einengungen nicht reduzieren. "Es wurde entschieden, ohne uns ins Boot zu holen" Richtig sauer sind die Landwirte, dass sie nicht über die geplanten Bodenschwellen informiert worden seien. "Es wurde entschieden, ohne uns ins Boot zu holen", sagten Lahrmann und Wehdebrock. "Von baulichen Maßnahmen wussten wir nichts." Wenn es seit Juni eine Zeichnung gebe, warum man dann nicht frühzeitig mit den Landwirten gesprochen habe, um eine Lösung zu finden, fragten die Niedermehner. Niedermehnen sei keine geschlossene Ortschaft und deshalb gebe es nicht so ohne weiteres Tempo 30 an der Kita. Anders sehe das bei Ortschaften mit gelben Ortsschildern aus. Hier hätte sich die Gemeinde aus Sicht der Landwirte um andere Lösungen bemühen können. Welche Lösungen Landwirte vorschlagen Die Landwirte verwiesen auch auf das Parkplatz-Problem an der Kita. Eltern würden die Kinder teilweise an der Straße Mehner Dorf aussteigen lassen - und das nicht immer zum Gehweg hin. Hier schlagen die Landwirte vor, dass die AWO als Trägerin der Kita eine landwirtschaftliche Fläche an der Kita kaufen und hier eine Art Einbahnstraße einrichten könnte. So könne mehr Parkfläche entstehen. Dann sei es allen Kindern möglich, auf dem Kita-Gelände aussteigen zu können. Zudem schlagen die Niedermehner Landwirte vor, dass die Polizei die Geschwindigkeit auf der Straße Mehner Dorf kontrollieren könnte. Kai Abruszat, amtierender Stemweder Bürgermeister und bei der Kommunalwahl einziger Bewerber um dieses Amt, war nach eigenen Angaben etwas überrascht vom Empfang in Niedermehnen. "Tempo 30 finde ich richtig", sagte er. Ginge es nach ihm, dann würde in Deutschland vor allen Schulen und Kitas Tempo 30 gelten. Landwirte widersprechen Darstellung des Bürgermeisters Gegenüber den Niedermehner Landwirten stellte Abruszat den Ratsbeschluss etwas anders dar. "Die technische Umsetzung ist überhaupt noch nicht in Sack und Tüten." Vorgesehen sei, mit dem Kreis noch einmal wegen der technischen Lösungen zu verhandeln. Den Landwirten schlug er vor, sich mit dem zuständigen Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung wegen einer Lösung zu treffen. Dieser Darstellung hatte vor dem Besuch Abruszats Christian Wehdebrock gegenüber nw.de anders geschildert. Auf einen persönlichen Termin habe sich der Bürgermeister nicht einlassen wollen. Bei dem Telefonat am vergangenen Donnerstag habe es seitens der Verwaltung geheißen, die Sache sei entschieden. "Es wurde über unsere Köpfe hinweg entschieden", kritisierte Wehdebrock. Gespräche über landwirtschaftlichen Verkehr angeregt Abruszat wiederum erklärte während seines Stopps in Niedermehnen, dass ihm aus der Bevölkerung oft "widergespiegelt wird, dass der landwirtschaftliche Verkehr besonders wahrgenommen wird und besondere Sorgfalt erfordert". Wechselseitiges Verständnis sei wichtig - das der Landwirte für die anderen Einwohner und umgekehrt. Niedermehner Landwirte, so stellte es der FDP-Politiker dar, könnten Vorreiter sein, "dieses Problem im Dialog zu diskutieren. Wir können da zu guten Lösungen kommen." Am besten, so sagte es Abruszat gegenüber den Landwirten, sei es, wenn nur kleine bauliche Maßnahmen erforderlich wären an der Straße Mehner Dorf. Er wünsche sich mehr Entgegenkommen von höheren Behörden. Tempo 30 sei okay, aber nicht die Bodenschwellen, hakten die Landwirte nach. Die Würfel seien noch nicht gefallen, behauptete Abruszat und sprach davon, dass ein Konzept entwickelt werden könnte, "das für andere eine Blaupause sein kann".

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