Konzertreihe Waldgeflüster in Stemwede: Torfrock begeistert mit Show

Stemwede. Von wegen "Geflüster" – eher richtig laut wurde es im Ilweder Wäldchen. Die Band "Torfrock", die wie der Name schon sagt, mit rockigen Liedern den sonst so verschlafenen Tatort-Sonntagabend, mal ordentlich aufmischen sollte, war zu Gast beim Stemweder Waldgeflüster. Der Eventservice LSM aus Stemwede hat eine ganze Konzertreihe ins Leben gerufen. Am Wochenende geht es mit bekannten Stars weiter. "Volle Granate Renate", "Freie Bahn mit Marzipan" und "Beinhart" – so heißen die rockigen Lieder der Band, die seit 1977 deutschlandweit Auftritte hat. Am Anfang der Geschichte von Torfrock stand die Idee, Klassiker der Rockmusik plattdeutsch zu interpretieren, wie "Lets wörk togesser" (Lets Work Together, Wilbert Harrison) oder "He Jo" (Hey Joe, Jimi Hendrix, The Leaves). Markenzeichen: Außergewöhnlicher Musikstil Von plattdeutsch war am Sonntagabend im Ilweder Wäldchen aber nur wenig zu spüren. Stattdessen tauchten eigene humoristische Lieder auf, die auf Hochdeutsch vorgetragen wurden. Wahrscheinlich ist es dieser außergewöhnliche Musikstil, mit dem die Band ihre ganz eigene Marke geschaffen hat – allen voran durch Frontsänger Klaus Büchner. Etwas Poesie und satte Beats Mit seinen 72 Jahren ist er zusammen mit Gitarrist Raymond Voß Gründungsmitglied der Band. Als kleiner Poet trug er zwischen den Liedzeilen auch immer wieder eigene Gedichte vor. Für die richtigen Beats sorgten Schlagzeuger Stefan Lehmann und E-Bassist Volker Schmidt. Ein Teil der Torfrocklieder spielt in der Gegenwart und handelt vom ländlichen Leben der Torfstecher im fiktiven Dorf Torfmoorholm (&bdquo;Rut mitn Torf"). Eine Persiflage an die Berufsstände: &bdquo;Presslufthammer B-B-B-B-Bernhard" oder den eher eine eintönige Tätigkeit verrichtenden &bdquo;Jörg vom Butterwerk". Berühmt sind auch die satirischen Aufarbeitungen der Auswüchse der Freizeitgesellschaft (&bdquo;Die Sonntagsjäger", &bdquo;Die Butterfahrt"), die die Band auch am Sonntag spielten. Viel norddeutscher Flair in den Songs Andererseits spinnen sie volkstümlich historische Geschichten um die Wikinger-Siedlung &bdquo;Haithabu", eine archäologische Fundstätte in Schleswig-Holstein. Zentrale Figur dieser Geschichten ist Rollo der Wikinger, ein trinkfreudiger Wikingerhäuptling. Das Lied "Volle Granate, Renate", das in Norddeutschland Kultstatus erreicht hat, handelt von einer gleichnamige Wikingerfrau. Ebenso Markenzeichen der Band: "Vielen, vielen Danke", rief Büchner nach fast jedem Song. Reaktion des Publikums: "Vielen, vielen Bitte!" Das Publikum war übrigens nicht aus der Ruhe zu bringen, wenn Büchner anders dankte: "Vielen, dollen Danke". Was rief das Publikum zurück? "Vielen, dollen Bitte!" Frontmann sorgte mit lustigen Anekdoten für Stimmung Bei all der ironischen Bescheidenheit des Frontmanns: "Ich muss meine Stimme nicht stimmen, die stimmt nie", zeigte auch Raymond Voß mit ausgiebigen Gitarrensoli sein Können. Schlagzeuger Stefan Lehmann, der von Frontmann Büchner freundlicherweise mit folgenden Worten karikiert wurde: "Wisst ihr, was ein Schlagzeuger ist? Der hängt mit Musikern rum", sorgte er mit seinen Drums gleichwohl für den richtigen Sound. Auch wenn Corona-bedingt nicht getanzt werden durfte, so konnte umso mehr geklatscht, gestampft oder gejubelt werden – vom Organisator LSM ausdrücklich gewünscht. Für die Gäste kein Problem, auch wenn lange nicht alle Stühle besetzt werden konnten. Vielleicht ändert sich das ja noch bis zum Wochenende, wenn Anna-Maria Zimmermann und Uwe Müllers Sommernachtstraum gastieren. Gleich doppelte Zugabe Zwei Stunden lang rockten die Nordlichter, brachten die Menge zum Jubeln – mit Abstand. Laute Zugaberufe: "Wollt ihr wirklich noch eins?", fragte Büchner. "Dann legen wir noch einen drauf und machen zwei." Und damit nicht genug, als sie schon von der Bühne verschwunden waren, die erneuten Zugaberufe aber nicht abflachten, legten die Musiker sogar noch einen dritten Song oben drauf.

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