Historischer Sieg: Das macht Rahdens neuer Bürgermeister Florian Haase am ersten Amtstag

Rahden. Am 1. November beginnt die neue Wahlperiode und erstmals seit Bestehen der Stadt Rahden wird kein CDU-Mann Bürgermeister sein. Bei der Kommunalwahl am 14. September hatte Florian Haase (FDP) die Bürgermeisterwahl deutlich gegen Amtsinhaber Bert Honsel (CDU) gewonnen. Wie waren die Wochen zwischen Wahl und Amtsantritt und was macht der neue Rahdener Bürgermeister an seinem ersten Amtstag? Darüber spricht er im Interview. Herr Haase, wie haben Sie die vergangenen sechs Wochen seit der Wahl erlebt? Florian Haase: Es war anstrengender als im Wahlkampf, ehrlich gesagt. Das Spannungsfeld mit Verarbeitung der Wahl, dem bisherigen Job und dem neuen Job ist bis heute herausfordernd. Wie sind Sie das angegangen? Das bin ich mit einer klaren Tagesstruktur angegangen und einer harten Trennung. Vormittags stand der bisherige Job im Mittelpunkt, in der Mittagspause häufig Bürgermeister-Themen, nachmittags der bisherige Job und abends wieder Bürgermeister-Themen. Wie ist heute Ihre Erinnerung an den 14. September? Tagsüber war ich ja sehr ruhig. Nach den ersten Ergebnissen habe ich so einen Schutzschild aufgebaut. Und mit Auszählung des letzten Bezirks, und auch wirklich erst dann, ist inhaltlich viel auf einen eingeprasselt. An dem späteren Ablauf des Abends war ich wie in einem Automatismus. Was heißt das? Wir waren einige Stunden zusammen und es gab viele Glückwünsche und viele Gespräche. Ein Beispiel: Ich stand in einer Runde und wir unterhielten uns und dann kam ein Fernsehsender und wollte ein Interview haben. Was ich nie hatte, war ein Triumphgefühl. Warum nicht? Weil wirklich von der ersten Sekunde an die Größe und Herausforderung der künftigen Aufgabe mitschwang. Das war ein Teil der Emotionen. Lesen Sie auch: Florian Haase erringt historischen Sieg bei der Kommunalwahl 2025 in Rahden Gibt es heute ein Triumphgefühl oder etwas Genugtuung, weil manche in Rahden Ihre Kandidatur für das Bürgermeisteramt doch als chancenlos abtaten? Nein. Es gibt eine Riesenfreude darüber, dass ich mit meinem Gefühl auf Rahden bezogen nicht allein stehe. Darüber freue ich mich sehr. Sie setzen also auf viel Unterstützung aus der Bevölkerung? Ja. Das war zu Beginn des Wahlkampfs meine Hoffnung, daraus ist sehr schnell ein Glaube geworden. Und das Wahlergebnis gibt mir Gewissheit. Wie waren die Gespräche nach der Wahl mit dem bisherigen Bürgermeister? Die Gespräche waren wirklich sehr offen und sehr reflektiert. Es war sehr kollegial und unterstützend. Letztlich sagt das viel über den Menschen Bert Honsel aus. Es gab sicherlich schon Gespräche mit den künftigen Ratsfraktionen, oder? Ja. Es wurde über die Ausschuss-Besetzung und über Zugriffe auf Ausschuss-Vorsitze gesprochen. Es war schon mal ein erster Schritt in meine neue Rolle, ich bin Moderator dieser Dinge. Aber es war schön, zu sehen, wie konstruktiv die Politik da miteinander gesprochen hat. Die konstituierende Ratssitzung wird dann ein erster Test sein. Manche spekulieren, ob Rahden nun einen Beigeordneten bekommen könnte, weil der neue Bürgermeister nicht aus der Verwaltung kommt. Haben die recht? Nein. Das bestehende Verwaltungsteam hat alle erforderlichen Qualifikationen. Wie waren die ersten Gespräche mit dem Team aus der Verwaltung? Auch das war sehr unterstützend. Der gute Start macht Lust auf mehr. Mit ist bewusst, dass ich gerade zum Start auf dieses starke Team angewiesen bin. Was wird die größte Herausforderung der nächsten Zeit sein? Das wird der Haushalt sein – und zwar im Kern seiner Struktur, insbesondere die fremden Einflüsse aus Minden, Düsseldorf und Berlin. Was wünschen Sie sich da aus Minden, Düsseldorf und Berlin? Fange ich mal in Minden an. Ich war Teil der erweiterten Kreistagsfraktion der FDP und bin überrascht, wie weit weg Stadträte und Kreistag in ihrer Arbeit voneinander sind. Der erste Schritt muss ein wesentlich engerer Austausch zwischen Kreispolitik und der Politik vor Ort sein. Kreiskämmerer Jörg Schrader wurde zuletzt so zitiert, er habe den Glauben daran verloren, dass die Kreispolitik den Ernst der Lage verstanden habe. Dieses Gefühl kann ich verstehen. Ich hoffe, dass wir alle zusammen ein gemeinsames Verständnis erarbeiten können. Dann muss das Verständnis in Düsseldorf und Berlin für die Probleme vor Ort ja noch weiter weg sein, oder? Ja, es ist im Haushalt ablesbar, dass es eine strukturelle Unterfinanzierung der Kommunen gibt. Konkret: Wir reden über die Milliarden aus dem Investitionsfonds. 60 Prozent der Milliarden für Nordrhein-Westfalen gehen an die Kommunen. Es müssten aber 80 Prozent sein. Und die prozentualen Berechnungen der Schlüsselzuweisungen, die uns die Pflichtaufgaben bezahlen lässt, ist seit Jahren zwei Prozent zu gering. Und dann wird im Kreis Minden-Lübbecke ein Klinik-Projekt geplant, bei dem sich viele Menschen fragen, wie das bezahlt werden soll. Das weiß ich Stand jetzt auch nicht. Aber die Kreispolitik muss bei ihren Entscheidungen über freiwillige Leistungen des Kreises aus meiner Sicht seit drei Jahren den Neubau mitdenken. Das heißt, sich bei den Ausgaben einzuschränken. Das werden wir kurzfristig miteinander besprechen müssen. Am Samstag, 1. November, ist Ihr erster Arbeitstag als Bürgermeister der Stadt Rahden. Haben Sie dann etwas Besonderes vor? Ich möchte tagsüber über den Brockumer Markt gehen. Der sonst übliche Besuch des Viehmarktes am Dienstag fällt in diesem Jahr für mich aus. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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