Engagiert für den Lokalsport

Bundesrepublik würdigt Rahdener für sein ehrenamtliches Engagement

Landrat Ali Dogan hat Günter Seidel aus Rahden den Verdienstorden überreicht. Mit dieser besonderen Auszeichnung würdigt die Bundesrepublik das Jahrzehnte währende ehrenamtliche Engagement für den Sport und die Gemeinschaft.

Landrat Ali Dogan überreichte Günter Seidel den Verdienstorden. Blumen erhielt Seidels Frau Heidi, die ebenfalls seit Jahrzehnten ehrenamtlich für den TuSpo Rahden aktiv ist. | © Kreis Minden-Lübbecke

10.07.2025 | 10.07.2025, 16:00

Rahden/Minden. Heidi und Günter Seidel sind Urgesteine des Sportvereins TuSpo Rahden. Das Rahdener Ehepaar engagiert sich seit Jahrzehnten ehrenamtlich für den Sportverein und damit für die Allgemeinheit. Günter Seidels Name ist untrennbar mit der Leichtathletik im TuSpo verbunden. Nun ist Günter Seidels Engagement am Montag besonders gewürdigt worden. Im Namen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier überreichte Landrat Ali Dogan Günter Seidel das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Die Ehrung des Rahdeners hatte NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst vorgeschlagen. An der Feierstunde nahm auch Seidels Familie teil. Dogan gratulierte Günter Seidel und überbrachte ihm auch Glückwünsche des Ministerpräsidenten und von Regierungspräsidentin Anna Katharina Bölling.

„Günter Seidel ist Motor und gute Seele der Leichtathletik-Abteilung des TuSpo Rahden“, so habe eine lokale Zeitung 2015 zur Würdigung seines damals 30-jährigen Engagements im Verein geschrieben, sagte Seidel. Nun sei man zehn weitere Jahre unermüdlichen Engagements weiter und schnell sage man „Für so was müsste es einen Orden geben.“ Den gebe es, so Dogan. „Und den haben Sie, Herr Seidel, sich mehr als verdient.“

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Günter Seidel hat sich nach Angaben Landrats auszeichnungswürdige Verdienste durch jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement im sportlichen Bereich erworben. Für solche Menschen, die mehr täten als ihre Pflicht, die Großes für ihre Mitmenschen und die Gesellschaft leisteten, habe der erste Bundespräsident Theodor Heuss im Jahre 1951 diesen Verdienstorden gestiftet. Er sei die höchste Auszeichnung, die der Staat für Verdienste um das Gemeinwohl verleihe.

Wegbereiter und auch Wegbegleiter für seine Schützlinge

Der Verdienstorden ist unter anderem vorgesehen für politische, wirtschaftlich-soziale und geistige Leistungen sowie darüber hinaus für alle besonderen Verdienste um die Bundesrepublik Deutschland, zum Beispiel im sozialen, karitativen oder kulturellen Bereich.

Landrat Ali Dogan erinnerte an die Vita von Günter Seidel, der bis zum Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2001 bei Kolbus gearbeitet hatte und dem TuSpo Rahden seit 1975 angehört. Dogan erinnerte an das vielseitige Engagement Seidels im Sportverein – zwei Jahre nach dem Vereinseintritt absolvierte Seidel die Ausbildung zum Übungsleiter. Zudem war der Rahdener Trainer in der Abteilung Leichtathletik der Sportschule Kaiserau und weitere Stationen des ehrenamtlichen Einsatzes für den Sportverein und den Sport. Die Leitung der Leichtathletik-Abteilung, die er 1985 übernahm, liege ihm besonders am Herzen. Seidel übernahm auch bei der Organisation von Wettkämpfen maßgeblich Verantwortung.

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Günter Seidel verstehe es, Sportlerinnen und Sportler zu motivieren, zu fördern und zu fordern – und dabei den Spaß am Sport nie aus den Augen zu verlieren, würdigte Dogan. Viele seiner Schützlinge formte er zu Sportlerinnen und Sportlern, die Kreismeister-, Ostwestfalenmeister- und Westfalenmeistertitel erringen konnten und Kreisrekorde aufgestellt haben.

Er gründete eine Sportgruppe für geflüchtete Kinder

Seidel sei Wegbereiter für Spitzenleistungen gewesen – und das auf eine ganz besondere, einfühlsame Art. Er sei also nicht nur Wegbereiter gewesen, sondern auch Wegbegleiter. „Er war – und ist – Ansprechpartner und Freund für die jungen Menschen. Und die merken, dass sie und ihre Leistungen gesehen werden.“ Regelmäßig dokumentiere Seidel die Teilnahme an Wettkämpfen und die Erfolge seiner Schützlinge zusätzlich mit Bildern, um jedem Sportler ein von ihm selbst gestaltetes persönliches Jahresheft überreichen zu können.

Er motiviere Jugendliche auch zur Teilnahme an Gruppenhelfer- und Übungsleiterlehrgängen und sorge für den Nachwuchs im Bereich der ehrenamtlichen Arbeit im Verein TuSpo 09 Rahden. Auch während der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Einschränkungen ist Seidel gelungen, Trainingseinheiten durchzuführen und den Gemeinschaftsgedanken weiter zu fördern, sagte Dogan.

Außerhalb des Sportvereins engagierte sich Günter Seidel in den Schulen der Stadt Rahden. Seine sportlichen Angebote stellt er nach Angaben des Landrates der offenen Ganztagsschule zur Verfügung und übernimmt dort die Betreuung einzelner Gruppen. Er unterstütze auch Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Sport-Leistungskurses der gymnasialen Oberstufe mit Sondertrainingseinheiten zur Vorbereitung auf ihr Abitur. Im Rahmen der Flüchtlingszuwanderung 2015 gründete Seidel eine Gruppe für Flüchtlingskinder, denen er den Spaß an Sport und Bewegung vermittelte.

Auch mit über 80 Jahren widmet er sich noch der Leichtathletik

Dogan: „Ich kann mir gut vorstellen, wie viel den Kindern das bedeutet hat: Es war für sie Ablenkung von äußerst einschneidenden Erlebnissen in ihrem jungen Leben, es war für sie sicher auch ein erstes Ankommen, ein bisschen Alltag, den sie lange nicht hatten, und damit die Chance, wieder Boden unter den Füßen zu bekommen. Es heißt ja gerne mal, Sport verbinde die Menschen.“

Das müsse aber auch jemand tun und nicht nur darüber reden. Günter Seidel mache das. Er verbinde Menschen durch den Sport, schon sein Leben lang. „Wenn wir mehr Menschen wie Seidel hätten, müssten wir uns sehr viel weniger Sorgen um den Zustand unserer Gesellschaft machen. Menschen, denen nicht alles egal ist, die nicht nur auf den eigenen Vorteil achten, die nicht nur darauf schauen, wie es ihnen selbst geht. Menschen, die sehen, dass andere auf sie vertrauen, und die dieses Vertrauen nicht enttäuschen wollen. Menschen, die für andere da sind – weil das etwas wert ist.“

Auch vor Krisen habe Seidel offenbar noch nie halt gemacht und nach der Corona-Pandemie den Neuaufbau der Leichtathletik-Schulmannschaften am Gymnasium Rahden maßgeblich begleitet. Egal, was er tat: Das jahrzehntelange Wirken Seidels „war und ist geprägt durch seine stets freundliche, hilfsbereite und bescheidene Art.“ Auch mit über 80 Jahren widme er immer noch einen Großteil seiner Zeit der Leichtathletik, merkte Dogan.

Schon vor dem heutigen Tag ist sein außergewöhnliches Engagement auch anderen bereits aufgefallen und gewürdigt worden: 2005 wurde Günter Seidel von der Stadt und dem Stadtsportverband Rahden bei der Sportlerehrung mit einem Sonderpreis ausgezeichnet. Der Deutsche Leichtathletikverband ehrte Seidel 2003 mit der silbernen und 2018 mit der goldenen Ehrennadel.

In Rahden waren Günter Seidel und seine Frau Heidi die ersten beiden Empfänger der Jubiläums-Ehrenamtskarten, die der Bürgermeister verliehen hat. Heidi Seidel sei ja selbst ehrenamtlich sehr aktiv – da hätten sich offenbar zwei gefunden, merkte Dogan an. Und im vergangenen Jahr war Günter Seidel zum Ehrenamtsempfang beim Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier ins Schloss Bellevue in Berlin eingeladen.

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