Lübbecker Tierheim will ausgesetzte Mini-Schweine fangen

Lübbecke/Rahden. Sie sind rosa mit schwarzen Flecken und aktuell in einem Waldstück im Norden des Mühlenkreises unterwegs. Drei ausgesetzte Mini-Schweine im Großraum Rahden-Varl beschäftigen das Lübbecker Tierheim seit einiger Zeit. Sie einzufangen, das ist gar nicht so leicht. Die Tiere seien seit &bdquo;geraumer Zeit“ im Großraum Rahden unterwegs, heißt es in einem Beitrag, den das Lübbecker Tierheim vor Kurzem mit einem Foto der drei Schweinchen in den sozialen Medien geteilt hat. Und weiter: &bdquo;Wir sind dabei, die Schweinchen anzufüttern. Nun sind sie ins Wandern geraten und haben ihren Radius stark erweitert“. Angefangen hat die Geschichte der drei kleinen Schweinchen schon vor einigen Monaten. Bereits im Oktober habe sich eine Autofahrerin beim Tierheim gemeldet und berichtet, dass sie frei laufende Mini-Schweine auf einem Feldweg in Varl gesehen habe, berichtet Tierheimleiterin Sara Meinsen. Im Gespräch mit den Anwohnern hieß es, die Tiere seien schon länger, vielleicht an die drei Monate, hier unterwegs und dass es ursprünglich vier gewesen seien. &bdquo;Liebe geht durch den Magen“ Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Tierheim Lübbecke (@tierheim.luebbecke) Möglicherweise gehörten die Schweine mal zu einer noch größeren Gruppe. &bdquo;Letztes Jahr im Sommer hatte uns jemand aus Stemwede kontaktiert, weil in Niedermehnen sieben Minischwein-Ferkel ausgesetzt wurden. Diese konnten nicht eingefangen werden und wir haben keinen Anhaltspunkt, wo sie hin sind. Es kann sein, dass die Gruppe rübergewandert ist.“ Eigentlich haben die Schweinchen in Rahden gerade ein relativ glückliches und artgerechtes Leben: Sie haben viel Auslauf und können so viel in der Erde wühlen, wie sie wollen. &bdquo;Sie sind auch gut im Futter“, so Sara Meinsen. Trotzdem: &bdquo;Sie gehören nicht in die Wildnis.“ Da unbekannt ist, ob sie kastriert sind, könnten sie sich mit Wildschweinen vermehren und in der Folge vielleicht zum Abschuss freigegeben werden. Außerdem können sie mit ihrer Wühlerei auch Schaden anrichten und Anwohner-Gärten in kurzer Zeit umgraben. Um sie einfangen zu können, müssen die Tierschützer das Vertrauen der Schweine gewinnen. &bdquo;Liebe geht durch den Magen“, sagt Sara Meinsen, darum werden die Tiere angefüttert und dabei langsam an einen Fangzwinger gewöhnt. &bdquo;Schweine sind unglaublich schlau und sie lernen schnell dazu. Die drei wissen genau, wann gefüttert wird und sind schon hinter uns hergelaufen“, berichtet Meinsen. Eine unglückliche Situation habe aber leider dazu geführt, dass die Schweine verschreckt wurden und nun den Zwinger meiden. &bdquo;Sie sind misstrauisch geworden und kommen nicht mehr direkt zum Füttern. Wir mussten quasi von vorne anfangen“, bedauert die Tierheimleiterin. Eine Narkose kann gefährlich sein Jetzt muss sich das Tierheim eine neue Strategie überlegen und wird dabei auch von der Jägerschaft unterstützt. Am besten sollen alle drei Schweinchen auf einmal eingefangen werden - aber wie? &bdquo;Eine Distanznarkose ist nicht so einfach, wie man sich das vorstellt. Wenn das Schwein von einem Pfeil getroffen wird, erschreckt es sich und das Adrenalin hält die Wirkung einige Zeit auf. Mit Pech läuft es dann erst mal drei Kilometer durch das Unterholz, bevor es einschläft“, erklärt Sara Meinsen. Wenn es dann nicht rechtzeitig gefunden werden kann, könnte der Kreislauf zusammenbrechen und das Tier sterben. Das wollen die Tierschützer auf jeden Fall vermeiden. Es kommen noch alternative Fallen infrage. So möchte man noch eine Wildschweinfalle mit Körben, die von oben herunterfallen, ausprobieren. Die drei kleinen Schweinchen in Rahden sind nicht die ersten, die in der Region ausgesetzt wurden. 2023 wurden bereits die Schweine Lotte und Luise in Rahden-Tonnenheide vom Tierheim eingefangen. Sie haben inzwischen ein neues Zuhause auf einem Hof in Bad Laer gefunden. Drei Weitere wurden in Melle gemeldet, doch ihre Spur ist verschwunden. &bdquo;Irgendwann war da nur noch eins, das ist in kurzer Zeit sehr weit gelaufen. Innerhalb von vier Tagen wurde es an verschiedenen Orten gesehen, erst noch in Hüllhorst und zuletzt im Dezember am Krankenhaus Lübbecke. Seitdem ist es verschwunden.“ Auch in Diepholz und Bramsche seien bereits herrenlose Schweinchen unterwegs gewesen. Hohe Ansprüche für eine artgerechte Haltung Dass die Tiere irgendwo ausgebüxt sind, ist unwahrscheinlich, denn: &bdquo;Sie haben alle keine Ohrmarken und es hat sich auch kein Besitzer gemeldet“. Es sei auffällig, dass in der Umgebung mehrfach Mini-Schweine, immer sind es Jungtiere, an besonders abgelegenen Orten, wo sehr wenige Menschen wohnen, auftauchen. Deswegen stehe auch die Vermutung im Raum, dass jemand regelmäßig seine Schweine hier aussetze. Möglicherweise ein überforderter Halter? Denn die Ansprüche an eine artgerechte Haltung und die gesetzlichen Auflagen werden von vielen unterschätzt. Auch Mini-Schweine können von der Größe her kniehoch werden und teilweise bis zu 100 Kilogramm auf die Waage bringen, informiert die Tierrechtsorganisation Peta auf ihrer Internetseite. Außerdem können sie 15 Jahre alt werden. &bdquo;Die Tiere brauchen Auslauf, Wühlmöglichkeiten und geistige Beschäftigung“, schreibt Peta. Sie seien sehr sozial und brauchen die Gesellschaft von Artgenossen. Zudem müssen sie &bdquo;beim Veterinäramt und der Tierseuchenkasse gemeldet werden und eine Ohrmarke zur Identifikation tragen“, so Peta. Auch wenn Schweine Allesfresser sind - bei der Ernährung gibt es einiges zu beachten. Obst ist zum Beispiel nur in geringen Mengen in Ordnung, da die Tiere sonst zu dick werden. Auch &bdquo;Haselnüsse, Erdnüsse, Walnüsse und Eicheln sollten Schweine nur selten und in geringen Mengen essen“. Fleisch und Fisch sind aus Seuchenschutzgründen verboten, davon können die Tiere krank werden. Speisereste oder Küchenabfälle sind keine Nahrung. Sichtung beim Tierheim Lübbecke melden &bdquo;Die Auflagen sind von Landkreis zu Landkreis unterschiedlich, darum sollte man sich im Vorfeld mit dem zuständigen Veterinäramt in Verbindung setzen“, sagt Sara Meinsen. &bdquo;Plätze auf guten Höfen sind rar“, betont die Tierheimleiterin. Wer also unbedacht Schweine als Haustier anschaffe und dann aufgrund einer amtlichen Ermahnung kurzfristig eine neue Bleibe für die Tiere suche, stehe schnell vor einem Dilemma. Das könnte auch ein Grund sein, warum Menschen sich entscheiden, die Tiere dann auszusetzen. Den genauen Standort, an dem sich die drei Schweinchen aufhalten, möchte das Tierheim nicht öffentlich machen, um zu verhindern, dass Schaulustige die Tiere verschrecken. Und was sollte Menschen tun, wenn sie den Mini-Schweinen begegnen? Möglichst ruhig bleiben, weitergehen und auf keinen Fall versuchen, sie selbst einzufangen, heißt es vom Tierheim Lübbecke. Wer diese oder andere frei laufende Schweine im Lübbecker Land sieht, soll sich beim Tierheim unter der Telefonnummer 05741 7472 melden, um den Standort weiterzugeben.

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