„Schließung grob fahrlässig“: Bürgermeister äußert sich zum Aus des Rahdener Krankenhauses

Rahden. Das Rahdener Krankenhaus ist geschlossen. Es gibt keine Patienten, keine MKK-Beschäftigten und seit dem 1. Januar 2025 auch keinen Versorgungsauftrag des Landes mehr. Trotzdem wollen die kreiseigenen Mühlenkreiskliniken (MKK) nicht von einer Schließung sprechen und weisen den Begriff &bdquo;Geisterkrankenhaus“ weit von sich. Nach MKK-Lesart soll das bisherige Krankenhaus Rahden ein mit null Betten geführter Krankenhaus-Standort sein, der nicht genutzt wird. Diese Argumentation dürfte dem Umstand geschuldet sein, dass sich Kreis und MKK um Geld vom Bund und vom Land für einen möglichen Neubau in Espelkamp bemühen. Dort sollen das Krankenhaus Lübbecke und das bisherige Krankenhaus Rahden, in dem Menschen nicht mehr behandelt werden, zusammengeführt werden. Zur Krankenhausreform im Bund und in NRW und der Schließung des Krankenhauses Rahden nimmt Rahdens Bürgermeister Bert Honsel (CDU) Stellung. &bdquo;Leider mussten wir in Rahden und den umliegenden Kommunen – und dazu zähle ich auch die niedersächsischen Nachbarkommunen – die Schließung des Krankenhauses Rahden zum Jahreswechsel erleben“, teilte Honsel mit. Diese Schließung sei nicht Ergebnis der Krankenhausreform in NRW, sondern resultiere daraus, dass das Krankenhaus Rahden kaum noch Patienten gehabt habe, denn die Patienten hätten &bdquo;mit den Füßen gegen das Krankenhaus Rahden abgestimmt“, wie es NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) bei der Vorstellung der Reformpläne kürzlich in Detmold gesagt habe. Die Entscheidung des Kreises, das Haus zu schließen, sei richtig gewesen. Absicht der Klinik-Schließung nie aufgegeben Den Aussagen des NRW-Gesundheitsministers widerspricht der Rahdener Bürgermeister. &bdquo;Zunächst einmal möchte ich festhalten, dass unser Minister auf der Grundlage der Darstellungen des Kreises Minden-Lübbecke beziehungsweise der MKK AöR seine Entscheidung, der Schließung des Krankenhauses Rahden zuzustimmen, getroffen hat.“ Und da ergebe sich schon das erste Problem, heißt es in Honsels Erklärung. &bdquo;Es liegt auf der Hand, dass der Kreis beziehungsweise die MKK AöR spätestens seit dem – durch erhebliche Proteste in der Bevölkerung des Altkreises Lübbecke verworfenen – Medizinkonzept aus 2018, das schon eine Schließung des Krankenhauses Rahden als somatisches Krankenhaus vorgesehen hatte, die Absicht, das Haus in Rahden endgültig zu schließen, nie aufgegeben hat.“ Auch interessant: Krankenhaus Rahden: Bürgerinitiative wirft Land und Kreis &bdquo;Trick“ bei Schließung vor Obwohl es auch lichte Momente für das Krankenhaus Rahden in der Zwischenzeit gegeben habe: Unter der Führung des damaligen Geschäftsführers des Klinikums Minden seien im Jahre 2019 zielführende Ideen für einen langfristigen Fortbestand des Hauses in Rahden erarbeitet worden, die Anfang 2020 in Rahden öffentlich vorgestellt wurden. &bdquo;Das hatte uns Rahdener, die Stemweder und unsere niedersächsischen Nachbarn von Herzen erfreut“, merkte Honsel angesichts der damals vorgestellten Pläne an. &bdquo;Offensichtlich war es doch möglich, ein kleines Haus der Grundversorgung am Leben zu erhalten.“ Zustimmung zu einer Grundüberlegung Doch mit dem Beginn der Corona-Pandemie kurze Zeit später seien alle Planungen über Bord geworfen und der langsame &bdquo;Tod“ des Krankenhauses Rahden durch die MKK AöR eingeleitet worden. So wurden ab diesem Zeitpunkt immer mehr medizinische Leistungen aus dem Haus abgezogen, die Notaufnahme geschlossen, das Personal aufgefordert, sich gegebenenfalls doch auf andere Arbeitsplätze im Konzern MKK AöR zu bewerben, die Öffnungszeiten reduziert und zuallerletzt ein Patientenaufnahmestopp verfügt. Honsel dazu: &bdquo;Dass dann natürlich auch immer mehr Patienten einem solchen Haus den Rücken kehren, ist eine logische Konsequenz, die auch vom Konzern beabsichtigt war. Es blieb Patienten gar keine andere Wahl mehr, als mit den Füßen gegen das Krankenhaus Rahden zu stimmen’“. Zur Reform der Krankenhäuser im Bund und auf Landesebene merkte Honsel an, dass er völlig konform gehe mit der Grundüberlegung, die Behandlung schwerwiegender Erkrankungen wie einer Krebserkrankung den Spezialisten zu überlassen. &bdquo;Natürlich würde auch ich mich bei einem solchen Befund um eine Behandlung in einem dafür besonders erfahrenen und spezialisierten Krankenhaus bemühen und dafür auch Hunderte Kilometer Entfernung von meinem Wohnort in Kauf nehmen.“ Lesen Sie auch: Beschäftigte nehmen Abschied vom Krankenhaus Rahden Keinesfalls dürfe aber Ergebnis solcher Reformen sein, dass Krankenhäuser der Grundversorgung, wie es das Krankenhaus Rahden war, so weit entfernt seien, dass Patienten – auch wenn sie mit einem Rettungswagen zum Krankenhaus transportiert würden – zum einen erst nach einer Zeit von 30 oder mehr Minuten am Krankenhaus ankämen &bdquo;und dann dort in der Notaufnahme wegen der Vielzahl der eingelieferten Patienten bis zu neun Stunden in Spitzenzeiten auf die Anamnese durch einen Arzt warten müssen. Und genau das erleben wir hier im ganzen Kreisgebiet seit langer Zeit, verstärkt durch die Schließung der Notaufnahme im Krankenhaus Rahden.“ Kritik an neun Stunden Wartezeit in der Notaufnahme Für die Bürgerinnen und Bürger im Nordkreis und drumherum muss nach Überzeugung Bert Honsels daher &bdquo;das Krankenhaus Rahden als Haus der Grundversorgung, zumindest aber als erste Anlaufstelle in einem Notfall mit dazu gehörigen Intensivbetten, gerne auch ergänzt um spezielle medizinische Angebote, erhalten bleiben.“ Und eine solche Grundversorgung sehe ja auch genau ein Gutachten vor, das im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums im Jahre 2022 unter der Leistung des auch gerne von den MKK AöR in der Vergangenheit zitierten Professor Boris Augurzky erstellt wurde, nämlich als unterste Stufe der medizinischen Versorgung der Bevölkerung ein Krankenhaus mit einer rund um die Uhr geöffneten Notaufnahme in einer Entfernung von deutlich weniger als 30 Fahrtminuten. Das Gutachten bezeichne solche Häuser als &bdquo;Level In“-Häuser. Beispiele dafür gebe es auch schon in Deutschland. Nur so könne eine akzeptable medizinische Versorgung der Bevölkerung organisiert sein. Rahdens Bürgermeister Bert Honsel: &bdquo;Für mich und für viele, viele Menschen im Nordkreis und im umliegenden Niedersachsen ist die Schließung des Krankenhauses Rahden daher grob fahrlässig, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt, wo die Eröffnung eines neuen Krankenhauses in Espelkamp – wenn es denn überhaupt kommt – noch in weiter Ferne liegt.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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