Vergnügen, Genuss und Tierschau: Brockumer Großmarkt baut auf Tradition

Lemförde. Kinder, die in der einen Hand klebrige Zuckerwatte halten und die andere tief im Fell eines Schafes vergraben haben, sieht man wohl an nur wenigen Orten so häufig wie im Herzen der überschaubaren Gemeinde Brockum. Seit Samstag ist der kleine Ort in Ausnahmestimmung, der Jahreshöhepunkt in vollem Gange: Vier Tage Brockumer Großmarkt. Rund 200.000 Besucher soll der Markt jährlich in das gut 1.000-Seelen-Dorf ziehen. Dass der Markt so gut ankommt, könnte neben seiner Größe und der Vielfalt verschiedener Marktbereiche auch an der langen Tradition liegen. Denn der scheinen sich die Veranstalter außerordentlich bewusst zu sein. Während die ursprünglicheren Teile vieler Märkte über die Jahre immer weiter zurückgehen und dem Vergnügungsmarkt weichen, werden sie in Brockum sogar weiter ausgebaut. Neben dem Vergnügungsmarkt besteht der Brockumer Markt ebenfalls aus dem Krammarkt, der mit einer Vielzahl von Händlern bestückt ist und auf dem sich viele hochwertige und außergewöhnliche Produkte finden, einer umfangreichen Gewerbeschau mit verschiedensten Ausstellern, einem Genussfestzelt, in dem zahlreiche Aussteller zeigen, was das Leben schöner macht, der Landmaschinen- und Tierschau sowie dem, was auch nach knapp 500 Jahren noch als Highlight der Veranstaltung gilt: dem Viehmarkt am Dienstagmorgen. Große Landmaschinenschau Ab 6 Uhr in der Früh bieten Händler hier ihr Vieh zum Kauf an. Traditionell durften dort Pferde und Ponys, Esel, Rinder, Minischweine, Schafe, Ziegen, Geflügel wie Hühner, Enten und Gänse, Tauben und Haustiere wie Kaninchen, Meerschweinchen, Mäuse und Ziervögel verkauft werden. Da Großvieh auf dem Viehmarkt aber nicht mehr zeitgemäß ist und sich die Tierbeschaffung im landwirtschaftlichen Bereich verändert, ist dieser so traditionelle Bereich des Marktes im Wandel. Was auf dem Viehmarkt nicht mehr angeboten wird, findet man in diesem Jahr in der vergrößerten Tierschau, die an allen vier Markttagen geöffnet ist. Diepholzer Gänse, die ihre Besucher genauso aufmerksam betrachten, wie die Besucher sie, Rinder verschiedener Rassen, die wiederkäuend im Stroh liegen oder bemüht sind, durch die Gatter feuchte Küsschen an Menschen zu verteilen, die sie aus allzu großer Nähe zu betrachten versuchen, sowie Schafe, die genüsslich das Heu aus ihren Raufen zupfen oder sich im Freien um den &bdquo;Brockumer Schafstall“ lümmeln. Interessierte Viehkäufer könnten aber auch hier fündig werden – das eine oder andere Tier ist als verkäuflich gekennzeichnet. Nur wenige Meter weiter dreht sich alles um den motorisierten Bereich der Landwirtschaft. Die umfangreiche Landmaschinenschau ist ein Muss für alle großen und kleinen Treckerfans sowie jeden, der sich für die Landwirtschaft begeistern kann oder gar in ihr tätig ist. Traditioneller Viehmarkt am Dienstag Auch der Krammarkt erinnert in Brockum noch heute an traditionellen Markthandel. Professionalisierte Händler mit besonders hochwertigen oder ausgefallenen Waren sind hier in der Überzahl. Statt günstigem &bdquo;Markttingel“ und fragwürdigen Kunststoffwaren finden sich hier aus verschiedenen Segmenten Produkte, die man nicht alltäglich sieht. Im benachbarten Genussfestzelt sieht es ähnlich aus. Ob Kulinarik, Reisen oder Lebensart – von nah und fern haben sich hier zahlreiche Aussteller zusammengefunden. Bis zum heutigen Dienstag kann das vielfältige Markttreiben noch besucht werden. Wer sich früh genug auf den Weg macht, kann vielleicht dabei zusehen, wie das angebotene Vieh die Besitzer wechselt. Oder natürlich den eigenen Bestand erweitern. Auch ohne Tierhaltungsambitionen ist der Brockumer Markt aber schon deshalb einen Besuch wert, weil man Märkte mit ähnlicher Vielfalt und vergleichbar spürbarem Traditionsbewusstsein vielerorts vergebens sucht. Auch deshalb dürften sich auf den großangelegten Parkflächen so viele Fahrzeuge mit Kennzeichen finden, die eine lange Anreise verraten.

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