Stehtisch mit Currywurst flog umher: Streit in Rahdener Imbiss eskaliert und landet vor Gericht

Rahden. Einkehr bei Gegrilltem und Getränken – das ist Tagesgeschäft in einem Imbiss. Im November vorigen Jahres war es in einem Rahdener Imbiss alles andere als normal, was dort abgelaufen sein soll. Einem 43-jährigen Mann, der heute in Espelkamp wohnt, brachte der Besuch eine Anklage wegen gefährlicher Körperverletzung nach sich. Laut Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Bielefeld soll sich der heute 43-jährige Espelkamper sich in dem Imbiss mit einem heute 59-jährigen Rahdener getroffen haben. Es soll zum Streit zwischen beiden Männern gekommen sein. Der Espelkamper soll handgreiflich geworden sein, woraufhin der Rahdener gestürzt sein soll. Danach soll der Espelkamper den Rahdener laut Staatsanwaltschaft mit Arbeitsschuhen mehrfach ins Gesicht getreten haben. Dabei soll der Rahdener so verletzt worden sein, dass er einen Zahn und eine Krone verlor. Was der Imbiss-Betreiber beobachtete Der angeklagte Espelkamper bestritt vor dem Amtsgericht Rahden gegenüber Richter Bastian Janotta und Staatsanwältin Große Wortmann vehement, den Rahdener getreten zu haben. Er habe in dem Imbiss zusammen mit dem Rahdener Bier getrunken. Der Rahdener, so behauptete es der Espelkamper, habe ihn umbringen wollen. Im Gerichtssaal spielte der Mann eine Whatsapp-Nachricht ab, die er als Drohung gegen Leib und Leben auffasse. Es gebe mehrere solcher Nachrichten. Zudem erklärte der angeklagte Espelkamper, dass es mit dem Rahdener immer wieder Streit gegeben habe. Nach Darstellung des Espelkampers soll der Rahdener versucht haben, dessen Frau zu &bdquo;begrabschen“. Auch habe er mal in einer Kneipe gearbeitet und den Rahdener hinausgeworfen, weil der auch dort Frauen &bdquo;begrabschen“ wollte. An jenem Tag habe er eine Portion Pommes essen und dazu ein Bier trinken wollen, sagte der Espelkamper. Dann sei der Rahdener gekommen – schon angetrunken. Der Rahdener habe ihn attackiert, er habe sich nur gewehrt, sagte der Espelkamper. &bdquo;Er hat mich gewürgt“, so der Espelkamper. Mitarbeiterin: &bdquo;Die prügeln sich tot“ Vielleicht habe der Rahdener seinen Ellenbogen ins Gesicht bekommen. &bdquo;Ich habe ihn niemals getreten.“ Hätte er das mit den Stahlkappenschuhen getan, wäre &bdquo;mehr kaputt gewesen als der Zahn“. Der Betreiber des Imbisses (53) berichtete, dass er während eines Gesprächs mit seiner Mitarbeiterin mitbekommen habe, wie der Espelkamper und der Rahdener darüber gesprochen hätten, wer was bezahlen müsse. Der Espelkamper habe dem Rahdener vorgehalten, sich durchgeschnorrt zu haben. Er sei dann wieder in den Betrieb gegangen, unmittelbar danach sei seine Mitarbeiterin gekommen: &bdquo;Die prügeln sich tot.“ Er habe gesehen, wie der Espelkamper dem Rahdener gegen den Kopf trat, sagte der Imbiss-Betreiber. Er sei dazwischen gegangen und habe nach dem Grund des Streits gefragt. Der Espelkamper sei dann ohne zu bezahlen gegangen. Welche Schuhe der Espelkamper trug, das könne er nicht mehr genau sagen, merkte der Imbiss-Betreiber an. &bdquo;Auf jeden Fall normal geschnürte Schuhe.“ Stehtisch mit Currywurst flog umher Ein anderer Imbiss-Gast (59) aus Rahden schilderte, dass der Espelkamper und der Rahdener miteinander gesprochen hätten. &bdquo;Es wirkte, als ob beide zu viel getrunken hatten.“ Auffälligkeiten habe es keine gegeben. Der Rahdener sei dann auf sein Fahrrad gestiegen und losgeradelt. Dann müsse vom Espelkamper &bdquo;so ein Spruch“ gekommen sein, weswegen der Rahdener umgekehrt sei. Es habe ein Handgemenge gegeben. &bdquo;Mein Stehtisch flog mit meiner Currywurst durch die Gegend.“ Der Gast gab an, dass der Espelkamper dem auf dem Boden liegenden Rahdener mehrfach gegen den Kopf trat. Der herbeigerufene Imbiss-Betreiber habe beide Männer dann getrennt. Wie er die Tritte des Espelkampers beschreiben würde, fragte Richter Janotta den Gast. &bdquo;Es sah so aus, als ob die Wut immer größer wurde“, antwortete er. Das habe gefährlich ausgesehen. Er meine sich zu erinnern, dass sich der Espelkamper an der Theke festgehalten habe, während er auf den Rahdener eintrat. Bierkonsum für &bdquo;zwei, drei Stunden“ Erst habe man sich vernünftig unterhalten, berichtete der Rahdener über sein Treffen mit dem Espelkamper. Man habe &bdquo;ein paar Bier“ getrunken, dann habe es Beleidigungen gegeben. Er sei weggefahren, als ihn der Espelkamper &bdquo;Sozialschmarotzer“ nannte. Er sei umgekehrt, der Espelkamper und er seien dann &bdquo;etwas durch den Imbiss gelaufen“. Dann sei er gestürzt und habe Tritte gemerkt. &bdquo;Dann ging bei mir das Licht aus“, so der Rahdener. Nach ein paar Minuten sei er wieder wach geworden – mit zwei Zähnen weniger. &bdquo;Dann ging die Auseinandersetzung von Ihnen aus“, merkte Richter Janotta gegenüber dem Rahdener an. Der nickte. &bdquo;Ich schob ihn einfach durch die Gegend, weil ich so wütend war. Es war ja auch nicht das erste Mal.“ Er habe den Espelkamper aber nicht geschlagen, sagte der Rahdener. Wie lange er mit dem Espelkamper Bier getrunken habe, wollte der Richter vom Rahdener wissen. &bdquo;So zwei, drei Stunden“, antwortete er. Zehn Monate Freiheitsstrafe gefordert Der Espelkamper sei bislang viermal mit dem Gesetz in Konflikt geraten – einmal davon wegen vorsätzlicher Körperverletzung. Staatsanwältin Große Wortmann bewertete die Angaben des Zeugen als glaubhaft und beantragte zehn Monate Freiheitsstrafe, die auf drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt werden sollen. Zudem soll ein Bewährungshelfer dem Espelkamper, der dazu 80 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten soll, zur Seite stehen. Richter Janotta verhängte außer den 80 Stunden Arbeit acht Monate Freiheitsstrafe, ausgesetzt auf drei Jahre zur Bewährung. Tritte gegen den Kopf gefährdeten das Leben, hier gehe es deshalb nicht um einen minderschweren Fall. Der Espelkamper kündigte an, gegen das Urteil vorgehen zu wollen. Er werde nun zu einem Anwalt gehen. Außerdem habe er einen Bandscheibenvorfall gehabt und könne deswegen nicht arbeiten. Hierzu, so merkte es der Richter an, könne es eine amtsärztliche Untersuchung geben.

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