Wandel in Rahden: Neue Wege gegen den Leerstand in der Innenstadt

Rahden. Schon im Mittelalter hatte Rahden Marktrechte. Wichtige Handelswege kreuzten sich im Amt Rahden. Kaufleute und Gewerbe prägen seit Jahrhunderten die Innenstadt. Anfang des 20. Jahrhunderts waren die Familien Lindemann und Oppenheim bedeutende Kaufleute. Altbekannte Verkaufsweisheiten ziehen zunehmend weniger. Shoppen wird mehr und mehr als eine Form der Freizeitgestaltung gesehen. Mit diesem Transformationsprozess muss sich auch die Auestadt auseinandersetzen. Rahden sei aber schon ganz gut aufgestellt, findet Wirtschaftsförderin Nadine Obersundermeyer. &bdquo;Es gibt Magnete in der Innenstadt wie das Eiscafé und das Kreativ Café, das Kino mit der Cocktail-Bar, den Wochenmarkt, den Lesegarten an der Bücherei oder die Marktschänke mit dem Wasserspiel und dem Spielplatz. Und wir haben ein sehr aktives Ehrenamt.“ Außerdem habe Rahden eine sehr gepflegte Innenstadt. Was den Rahdenern in der Innenstadt fehlt &bdquo;Das ist ein besonderes Merkmal und nicht selbstverständlich“, unterstreicht Nadine Obersundermeyer. Nicht alle aktuellen Leerstände seien auf den ersten Blick sichtbar. &bdquo;Es ist schön, dass die Eigentümer ihre Schaufenster dekorieren.“ Ziel sei natürlich eine Nutzung, betont die Löhnerin, die sich in ihrer Funktion bei der Stadt Rahden primär auch für die Revitalisierung der Innenstadt und die Reduzierung von Leerständen einsetzen soll. Es sei noch Potenzial für weiteren Einzelhandel und Dienstleistungen in der Stadt vorhanden, weiß Nadine Obersundermeyer aus der Analyse der Cima. Das Beratungsunternehmen hat zuletzt 2022 den zentralen Versorgungsbereich in der Innenstadt betrachtet. Das Ergebnis decke sich mit den Aussagen einer Online-Befragung aus 2022. Auf der Liste ganz oben, was die Befragten vermissten, würden Bekleidung und Spielzeug stehen, gefolgt von Gastronomie, Feinkost und Elektronik. Rahden-Gutschein soll vorhandene Geschäfte halten &bdquo;Inzwischen werden allerdings auch Waren des alltäglichen Bedarfs vermehrt online nachgefragt“, weiß Nadine Obersundermeyer. Wichtig sei es daher für Händler, hybrid aufzutreten und verschiedene Vertriebswege zu nutzen. &bdquo;Das sagt sich leicht. Einen Onlinehandel aufzubauen, macht man als Händler nicht mal eben nebenbei“, weiß die Fachfrau, die vor ihrer Tätigkeit bei der Stadt Rahden als Gründungs- und Fördermittelberaterin bei der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld gearbeitet hat. Wichtig sei ihr, sich nicht nur um bestehende Leerstände zu kümmern. Genauso wesentlich sei es, vorhandene Geschäfte und Dienstleister zu halten. &bdquo;Der Rahden-Gutschein ist ein gutes Tool, um Kaufkraft vor Ort zu binden“, erläutert Nadine Obersundermeyer. Mehr Wohnfläche gegen Leerstände? Aktuell sei die Stadt dabei, eine Gewerbeimmobilien-Börse neu zu implementieren. Gedacht sei diese Online-Börse für alle Gewerbeimmobilien, nicht nur für Einzelhandelsimmobilien. Makler wie Eigentümer könnten dort ihre Gewerbeimmobilien kostenlos inserieren. &bdquo;Wer Interesse hat, kann sich gern an mich wenden.“ Einiges bewegt sich aber auch. Am 1. Juni hat das 24/7-Fitnessstudio Fitomat an der Gerichtsstraße 11 eröffnet. Erbaut wurde das Gebäude um 1920 als Hotel Deutsches Haus. Es folgten wechselnde Betreiber. Ein chinesisches Restaurant sowie ein Malerbetrieb waren dort schon ansässig. Zuletzt stand es leer. 24/7-Öffnungszeiten mit Zutritt über Mitgliedskarte seien ein Trend, den es in verschiedenen Bereichen gebe, sagt Nadine Obersundermeyer. An der Lange Straße 3 hat sich nach dem Einzug von Glas Schmidt ebenfalls ein Ladengeschäft belebt. Dafür gibt am 1. Juli EP Hauke an der Marktstraße sein Geschäft auf. An der Feldstraße ist Rechtsanwalt Hesse von Hausnummer 5 in die Räume ehemals Basteleck umgezogen. Die bisherige Gewerbefläche Feldstraße 5 wird zu Wohnfläche umgebaut. Ist das eine mögliche Lösung gegen Leerstand? Mehr Wohnraum bedeutet mehr Kaufkraft &bdquo;Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust“, erklärt Nadine Obersundermeyer. &bdquo;Als Wirtschaftsförderin ist es mir wichtig, Gewerbeflächen zu erhalten. Zusätzlicher Wohnraum bedeutet aber auch mehr Menschen und damit mehr Kaufkraft vor Ort.“ Es gelte genau zu schauen, wo die Umwandlung von Gewerbeflächen zu Wohnraum Sinn mache. An der Feldstraße sieht sie das durchaus. Nach wie vor eine &bdquo;Dauerbaustelle“ ist die Zukunft der Kirchringbebauung. Ideen und Gespräche mit Investoren, wie die unter Denkmalschutz stehenden Häuser Lange Straße 6 und 8 wieder genutzt werden könnten, gab es schon verschiedene. Nun soll es einen möglichen neuen Investor geben. Bau-Fachbereichsleiter Dieter Drunagel sprach Mitte Mai gegenüber nw.de von einem &bdquo;grundsätzlichen Interesse“ und &bdquo;einer ersten Tuchfühlung.“ Manche Leerstände sind dadurch verschwunden, dass die Gebäude abgerissen wurden und dort Brachflächen in zentraler Lage entstanden sind. An der Ecke Katzengasse/Marktstraße 4 und 6 plante 2017 ein Bauherr auf dem &bdquo;Hobby-Play“-Grundstück ein neues Wohn- und Geschäftshaus. Noch sei keine Bebauung für das Grundstück bekannt, teilte Dieter Drunagel im Bauausschuss im Juni 2023 mit. Auch Nadine Obersundermeyer konnte aktuell keine näheren Informationen dazu geben. Offen für neue Branchen sein Ebenfalls unbebaut ist das Grundstück der ehemaligen Handelsschule Dr. Kohlhase. Schon 2011, als das Schulgebäude noch stand, hatte der Rahdener Landschaftsarchitekt Horst Wagenfeld vorgeschlagen, die Häuser an der Steinstraße zusätzlich nach hinten zum Fußweg an der Grundschule entlang wirtschaftlich zu öffnen und die hässliche Hinterhofatmosphäre verschwinden zu lassen. &bdquo;Es darf und sollte kreativ gedacht werden“, wirbt Nadine Obersundermeyer bei Eigentümern und anderen Akteuren. Auch die Verwaltung sieht die Wirtschaftsförderin in diesem Zusammenhang gefragt. Es gelte offen zu sein für Zwischenlösungen oder neue, andere Branchen. &bdquo;Wir werden Gespräche mit den Eigentümern suchen“, erklärt die Wirtschaftsförderin. &bdquo;Letztendlich entscheidet aber jeder selbst, was er mit seiner Immobilie macht“, unterstreicht Nadine Obersundermeyer.

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