Leerstand: Neue Ideen für Rahdener Kirchring

Rahden. Wenn es um die Rahdener Innenstadt geht, dann zählt die Zukunft des Kirchrings zu den wichtigsten Punkten. Die Häuser Lange Straße 4, 6 und 8 zählen zu den wenigen alten Gebäuden, die es im Herzen Rahdens noch gibt. Viele andere waren in den vergangenen Jahrzehnten abgerissen und durch Neubauten ersetzt worden. Die ehemals drei Kirchring-Gebäude stehen seit geraumer Zeit leer und sind im Besitz der Stadt. Das Gebäude lange Straße 4 war im Sommer 2023 wegen Einsturzgefahr abgerissen worden. Was aber wird aus dieser freien Fläche, was wird aus den beiden noch vorhandenen Kirchring-Gebäuden? Am Donnerstag, 5. Juni, befassen sich ab 17 Uhr die Mitglieder des Ausschusses für Wirtschaftsförderung mit dem Kirchring. Die öffentliche Sitzung findet im Rahdener Rathaus an der Langen Straße statt. Für die Gebäude Lange Straße 6 und 8 soll ein Co-Working-Space aufgebaut werden. Darüber hatte der Stadtrat im April hinter verschlossenen Türen beraten und einem Co-Working-Space zugestimmt. Das jedenfalls geht aus den Vorlagen für den Ausschuss für Wirtschaftsförderung hervor. Die Verwaltung schlägt dem Ausschuss vor, dass Wirtschaftsförderin Nadine Obersundermeyer den Aufbau des Co-Working-Space in den beiden Gebäuden weiter vorantreiben soll. &bdquo;Damit soll ein zentraler Baustein zur Umsetzung der strategischen Ausrichtung der politischen Ziele sowie der städtischen Wirtschaftsförderung verwirklicht werden. Insbesondere soll das Gründungsklima in Rahden nachhaltig verbessert werden, mit dem Ziel, Ansiedlungen zu fördern und jungen Menschen weitere Perspektiven im ländlichen Raum zu ermöglichen“, heißt es weiter in den Vorlagen. Warum die Stadt auf Co-Working-Space setzt Die beiden Gebäude Lange Straße 6 und 8 sollen bekanntlich für Gewerbe und Wohnen genutzt werden. Die Erdgeschosse sollen durch Einzelhandel genutzt werden, vor allem für den Bereich Bekleidung. Der Co-Working-Space soll dann im Obergeschoss entstehen. So sieht es auch ein Nutzungskonzept vor, das laut Vorlagen mit interessierten Investoren entwickelt wurde. Lesen Sie auch: Coworking-Trend: In welchen Städten es das beste Angebot gibt (2023) Besonders berücksichtigt werden sollten dabei auch Nebenerwerbsgründungen, die häufig keine festen Büroräume, aber dennoch einen professionellen Arbeitsort sowie einen Raum für Kundentermine und Geschäftstreffen benötigten, merkt die Stadtverwaltung in den Ausschuss-Vorlagen an. Durch flexible Nutzungsmöglichkeiten könnten auch diese Zielgruppen in ihrer Entwicklung unterstützt und zur Etablierung am Markt ermutigt werden. Darüber hinaus leiste das Projekt einen wichtigen Beitrag zur Belebung der Innenstadt. Ein aktiver Co-Working-Space mit wechselnden Nutzerinnen und Nutzern, Veranstaltungen und Vernetzungsformaten ziehe Menschen in die Innenstadt, erhöhe die Frequentierung und fördere das lokale Wirtschaftsleben, heißt es weiter. Projekt soll sich auf Dauer selbst tragen Bereits heute liegen der Verwaltung nach eigenen Angaben &bdquo;konkrete Anfragen von Unternehmen vor, die Interesse daran haben, Büroflächen in zentraler Lage anzumieten oder temporär zu nutzen“. Der geplante Co-Working-Space solle dabei nicht dauerhaft auf öffentliche Zuschüsse angewiesen sein. Nach einer Anlauf- und Aufbauphase solle sich das Vorhaben mittelfristig selbst tragen. Nach Einschätzung der Verwaltung und auf Grundlage von Erfahrungswerten vergleichbarer Projekte sei dies ein realistisches und erreichbares Ziel. In den Vorlagen für den Ausschuss weist die Verwaltung auf die grundsätzliche Bedeutung des geplanten Projektes hin: &bdquo;Die Realisierung eines städtisch initiierten Co-Working-Spaces stellt somit eine wichtige Investition in die wirtschaftliche Zukunft Rahdens dar und bietet zugleich die Chance, das Image der Stadt als dynamischer und moderner Standort für Unternehmen weiter zu stärken“. Die Kirchring-Bebauung hatte in den vergangenen Jahren immer wieder für Diskussionen gesorgt. Eine Gruppe um einen heimischen Unternehmer hatte die Gebäude sanieren wollen - und hatte nach eigenen Angaben auch schon Nutzer an der Hand. Das Gebäude Lange Straße 4 aber wollten sie wegen des schlechten Zustands abreißen. Das aber scheiterte letztlich an der damals fehlenden Zustimmung durch das Westfälische Amt für Denkmalpflege. Wegen der Querelen mit dem Denkmalschutz hatte sich später ein weiterer potenzieller Investor zurückgezogen. Ein Gebäude sorgte für reichlich Unmut Das Haus Lange Straße 4 hatte auch für Beschwerden aus der Kaufmannschaft gesorgt. Kunden hätten sich wiederholt über das marode Gebäude beklagt, hieß es mehrfach. Zudem waren nahe des Hauses Rattenfallen aufgestellt worden, denn die Nager im grauen Gewand tummelten sich in dem Gebäude. Die Stadt hatte auch gegenüber den Denkmalschützern betont, dass das Haus zu marode sei, um es zu erhalten. Zuletzt hatte ein Statiker das Gebäude im Auftrag der Stadt Rahden untersucht. Wenige Tage vor dem Abriss am 9. Juli 2023 hatte er sein Gutachten vorgelegt - mit einem vernichtenden Urteil. Er ging von akuter Einsturzgefahr aus. Der Statiker hatte ein Betretungsverbot und eine noch weiträumigere Absperrung empfohlen. Ein Abstützen des Hauses, das hatte ein Holzgutachter vorgeschlagen, lehnte der Statiker damals ab. Das Abstützen würde einen sechsstelligen Betrag kosten, den Einsturz aber nicht verhindern. Die Schäden seien laut dem Statiker so erheblich, dass gehandelt werden müsse – der schnellstmögliche Abriss, hatte Bau-Fachbereichsleiter Dieter Drunagel wenige Tage vor dem Abriss gesagt. Was aus dem Bereich des früheren Hauses Lange Straße 4 einmal werden soll, das ist unklar. Mal gab es Überlegungen, hier einen Neubau in der Kubatur des früheren Hauses zu errichten. Im Juni 2024 waren vor dem früheren Haus Lange Straße 4 Stolpersteine verlegt worden, die an die Familie Oppenheimer erinnern. Die Familie lebte früher hier und flüchtete vor dem Nazi-Terror. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

Meistgelesen