Streit mit Messern endet vor Rahdener Gericht

Rahden. Die Atmosphäre in der Wohngemeinschaft muss angespannt gewesen sein. Ein 25-jähriger Mann will sich vor seinem 26-jährigen Mitbewohner gefürchtet haben – und umgekehrt. An einem Abend im Juli vergangenen Jahres muss der Streit in der Wohnung der beiden Männer in Espelkamp dann eskaliert sein, ein Messer kam ins Spiel. Wer aber wen angegriffen hat, dazu gingen die Angaben bei der Verhandlung vor dem Rahdener Amtsgericht weit auseinander. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld warf einem 25-Jährigen aus Afghanistan stammenden Mann gefährliche Körperverletzung vor. Laut Anklage soll es zwischen dem Mann und seinem Mitbewohner, einem 26-jährigen Mann aus Algerien, zum Streit gekommen sein. Der 25-Jährige soll seinem Mitbewohner vorgehalten haben, dass dieser die gemeinsame Wohnung verdreckt haben soll. Der Mitbewohner soll sich in seinem Zimmer eingeschlossen haben. Laut Anklage soll der 25-Jährige ein Messer geholt und das durch die Tür gestochen haben. Der Mitbewohner soll versucht haben, aus der Wohnung zu flüchten. Dabei soll ihm der 25-jährige Angeklagte mit dem Messer auf den Kopf geschlagen haben. Laute Schreie aus einem Zimmer gehört Auch ein Ereignis von Anfang Juni 2023 solle geschildert werden, merkte der Anwalt des angeklagten 25-jährigen Afghanen gegenüber Richter Bastian Janotta an. Sein Mandant habe an einem Abend laute Schreie einer Frau aus dem Zimmer des Mitbewohners gehört und deswegen an der Tür geklopft. Der Mitbewohner habe seinem Mandanten gesagt, dass ihn das nichts angehe, was in dem Zimmer passiere. Kurz danach habe es erneut Schreie gegeben. Sein Mandant habe dann durch die geschlossene Tür hindurch deutlich gemacht, dass er die Polizei rufen werde. Daraufhin habe der Mitbewohner die Tür geöffnet und sich drohend vor seinem Mandanten aufgebaut, sagte der Anwalt. Die Frau habe dann die Wohnung verlassen können, sein Mandant habe die Frau wegen einer Burka aber nicht erkannt. Der Mitbewohner sei dann in den folgenden Tagen sehr aggressiv gegenüber seinem Mandanten gewesen. Er habe seinem Mandanten gegenüber angedeutet, dass das Rufen der Polizei Folgen für den 25-jährigen Angeklagten haben könnte. Der Mitbewohner sei in Sorge gewesen, dass er deswegen aus Deutschland ausgewiesen werde. Sein Mandant habe sich aus Angst in sein Zimmer zurückgezogen und der Mitbewohner habe die &bdquo;neu gewonnene Freiheit“ genutzt, die gesamte Wohnung zu verdrecken. Der angeklagte Afghane will den Mitbewohner denn auch auf die Sauberkeit der Räume angesprochen haben, wie dessen Anwalt gegenüber Richter Janotta betonte. Daraufhin habe der Mann seinen Mandanten gepackt, gegen die Wand gedrückt und gestoßen. Anwalt sprach von Notwehr Der Angeklagte sagte auch, dass sein T-Shirt vom Mitbewohner zerrissen worden sei. Das habe der ihm dann um den Hals gelegt und dann ein Messer aus der Küche geholt. Der angeklagte 25-Jährige soll aus seinem Zimmer ein von der Essenszubereitung noch übriges Messer geholt haben und die Wohnung verlassen wollen. Mit nacktem Oberkörper und einem Messer in der Hand soll der Mitbewohner den angeklagten 25-Jährigen dann bedroht und ihn zum Angriff aufgefordert haben. Sein Mandant habe sich nicht provozieren lassen, so der Anwalt. Er soll dann zurückgewichen sein, während der Mitbewohner vorrückte. Der Messer-Hieb traf den Mitbewohner am Kopf. &bdquo;Der Hieb sollte ihn nicht treffen, sondern war nur die unglückliche Konstellation von einem Schritt zurück und einem Schritt vor.“ Der Anwalt sprach von Notwehr. Nach dem Vorfall wenige Wochen zuvor habe es auch eine Gefährderansprache der Polizei in Richtung des Mitbewohners gegeben. Welche Entscheidung getroffen wurde Der aus Algerien stammende Mitbewohner schilderte gegenüber Richter Janotta dagegen, von dem 25-jährigen angeklagten Afghanen bedroht worden zu sein. Er will beleidigt und angegriffen worden sein. Vom Richter auf den Vorfall wenige Wochen zuvor mit den Schreien einer Frau angesprochen, erklärte der Mitbewohner, ein bisschen mit seiner Freundin gestritten zu haben. Er bestritt aber, die Frau bedroht zu haben. Nach einer längeren Unterbrechung wegen eines vom Anwalt gewünschten Rechtsgesprächs stellte Richter Janotta das Verfahren vorläufig ein. Zu den Gründen wurde im Anschluss an die Unterbrechung nichts gesagt. Endgültig geschlossen wird die Akte, wenn der Angeklagte binnen sechs Monaten 1.000 Euro an die Stiftung Bürgerwaisenhaus in Münster zahlt.

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