Gymnasium Rahden: Diskussion um Raumbedarf und anonyme Briefe

Rahden. Gymnasien zwischen Weser und Rhein kehren zurück zum Abitur nach 13 Schuljahren. Auch das Gymnasium gehört zu denen, die damit von G8 zu G9 zurückkehren. Die Schule braucht dafür aber zusätzlichen Raum. Wie der Raumbedarf erfüllt wird, das ist umstritten. Das Gymnasium setzt auf einen Anbau, dessen größte Variante rund sechs Millionen Euro kosten soll. Die Stadtverwaltung verweist auf leere Kassen und favorisiert die Nutzung der früheren Realschule. Das aber lehnt das Gymnasium ab und macht das auch seiner Homepage deutlich. Jüngst waren im Foyer der Schule Briefe ausgehängt, die von Sechstklässlern stammen sollen und für den Anbau anstatt der Realschul-Nutzung werben. Namen standen nicht unter den Briefen. Zu diesen Briefen und der Diskussion um die Rückkehr zu G9 stellte die Redaktion einige Fragen an Matthias Haverkamp, den Leiter des Rahdener Gymnasiums. Entwicklung der Schülerzahlen Die Redaktion verwies darauf, dass das Gymnasium lange Zeit fünfzügig war. Im Jahr 2008 (G9 alt) wurde es von mehr als 800 Schülern in der Sekundarstufe I (Sek I) und mehr als 400 Schülern in der Sekundarstufe II (Sek II) besucht. Für die Jahre 2024 bis 2029 (G9 neu) geht der Schulentwicklungsplan von einer Vierzügigkeit mit rund 580 Schülern in der Sek I und 280 Schülern in der Sek II aus. Zwar haben sich Unterrichtsformen seit 2008 verändert. Vor diesem Hintergrund bat die Redaktion Haverkamp um eine Begründung, woraus sich aus seiner Sicht ein zusätzlicher Raumbedarf von 1.000 Quadratmetern ergibt, obwohl die Gesamtzahl der Schüler um 340 gesunken ist. &bdquo;Der Raumbedarf ist durch das von der Stadt beauftragte Planungsbüro Dr. Garbe, Lexis & von Berlepsch unstrittig festgestellt worden“, teilte Haverkamp dazu mit. &bdquo;Die zukünftigen von der Stadtverwaltung berechneten Schülerzahlen wurden hierbei schon berücksichtigt.“ Geld für Personal oder Räume? Räume seien das eine, genügend Lehrkräfte das andere, merkte die Redaktion an. Viele Schulen klagten über Lehrkräftemangel. Eine Frage an Haverkamp galt daher der Situation am Gymnasium – und wie viele Stunden im vorigen Schuljahr aufgrund von Lehrermangel ausgefallen sind. Dazu der Schulleiter: &bdquo;Das Gymnasium Rahden ist momentan sehr gut mit Lehrkräften versorgt, so dass wir sogar relativ viele AGs sowie Förder- und Forderkurse anbieten können.“ Zwar ist die Finanzierung des Schulpersonals Sache des Landes und die der Gebäude Sache des Schulträgers, also der Stadt Rahden, merkte die Redaktion an und fragte den Schulleiter, wie er sich entscheiden würde, wenn er die Wahl hätte zwischen Geld für Lehrkräfte/Schulpersonal oder Geld für Gebäude/Räume. Eine solche fiktive Wahlmöglichkeit gebe es nicht, teilte Matthias Haverkamp dazu mit. Es müsse möglichst in beide Bereiche ausreichend investiert werden. Nachbarn ohne Anbau-Debatte Auch das Wittekind Gymnasium in Lübbecke und das Söderblom Gymnasium in Espelkamp steigen von G8 auf G9 um. Dort sei nichts von Anbauplänen bekannt, so die Redaktion und fragte den Schulleiter, was in Rahden anders sei, so dass hier aus seiner Sicht angebaut werden muss. Haverkamp dazu: &bdquo;Die Raumsituation anderer Schulen ist uns nicht bekannt.“ Ist Etat-Lage ein Thema? Eine Frage an den Leiter des Gymnasiums war auch, ob die der Stadt Rahden wie auch anderen Kommunen drohende Haushaltssicherung Themen Teil des Unterrichts sind. Die Themen des Unterrichts erwüchsen aus den Vorgaben der Kernlehrpläne des Landes NRW für die einzelnen Fächer, merkte Matthias Haverkamp dazu an. Aktuelle Themen aus den Kommunen könnten dabei beispielsweise im Politik- oder Erdkundeunterricht unterschiedlicher Jahrgangsstufen Eingang finden. Ob er befürchte, dass sich mehr Schüler für die Sekundarschule und nicht für das Gymnasium Rahden entscheiden, wenn der Anbau nicht komme, war eine weitere Frage der Redaktion.Haverkamp dazu: &bdquo;Wir befinden uns nicht in einer Konkurrenzsituation zu der hiesigen Sekundarschule, sondern zu den umliegenden Schulen mit einer gymnasialen Oberstufe.“ Briefe von Sechstklässlern Die Redaktion fragte den Schulleiter, wer die im Eingangsbereich des Gymnasiums aushängenden Briefe der Sechstklässler initiiert habe und warum diese Briefe anonym seien. &bdquo;Die ausgestellten Notizen geben den Sorgen und Gedanken besonders unserer jüngeren Schülerinnen und Schüler Ausdruck und sind auf Wunsch der Kinder und aus Datenschutzgründen anonym ausgehängt worden“, teilte Haverkamp dazu mit. Die Redaktion verwies darauf, dass in den Briefen die Argumentation aufgegriffen werde, die auf der Homepage der Schule zu lesen war. &bdquo;Was sagen Sie zu dem Vorhalt, die Schulleitung habe den Sechstklässlern beim Verfassen der Briefe die Hand geführt?“, fragte die Redaktion. Kinder bräuchten ja auch eine Möglichkeit, sich zu Themen, die sie stark bewegen, äußern zu können, antwortete dazu Matthias Haverkamp. &bdquo;Das haben sie in allen Fällen dann eigenständig getan.“ Der Frage der Redaktion, was er als Schulleiter zu dem Vorhalt sage, dass die aushängenden Briefe den Anschein erweckten, dass Kinder für die Ziele der Schulleitung indoktriniert würden, beantwortete Matthias Haverkamp ebenfalls: &bdquo;Wer so etwas behauptet, spricht unseren Schülerinnen und Schülern die Fähigkeit zum eigenen Denken ab.“ Gibt es eine Neiddebatte? Die Redaktion verwies darauf, dass Hinweise in den aushängenden Briefen auf den Sekundarschul-Anbau auch als Hinweis auf eine Neiddebatte verständen werden könnten. Warum eine solche Neiddebatte augenscheinlich geschürt werde und ob das pädagogisch zu verantworten sei, fragte die Redaktion den Leiter des Gymnasiums. Auch darauf antwortete Haverkamp. &bdquo;Vorgetragene Bedenken einzelner Schülerinnen und Schüler sind in Anbetracht der großen Baustelle direkt vor ihren Augen sicherlich verständlich. Da wir selbst überhaupt nicht an einer Neiddebatte interessiert sind, haben wir mit allen Schülerinnen und Schülern im Anschluss an solche Äußerungen entsprechend darüber gesprochen.“ Zudem verwies Matthias Haverkamp darauf, dass in den kommenden Wochen nun weitere Treffen von Stadtverwaltung und Schulleitung geplant seien, &bdquo;um nach einer für alle Seiten tragbaren Lösung zur Schulerweiterung zu suchen“.

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