Streit um Bankkarte und Schlüssel endet im Rahdener Amtsgericht

Rahden. Um ihnen eine Abreibung zu verschaffen, soll ein Ehepaar aus Espelkamp im Oktober 2022 gemeinsam mit ihren beiden Söhnen einen 20-Jährigen und dessen Mutter in deren Wohnung in einem Mehrfamilienhaus in Twistringen aufgesucht haben. Jetzt standen die beiden Söhne, 16 und 21 Jahre alt, vor dem Rahdener Amtsgericht. Gemeinschaftliche Körperverletzung und Sachbeschädigung warf die Staatsanwältin den Brüdern vor. Insgesamt rund fünfeinhalb Stunden verteilt auf zwei Tage dauerte die Verhandlung. Die Brüder aus Espelkamp äußerten sich nicht zu den Vorwürfen. Es habe einen Streit mit der Familie aus Espelkamp gegeben, mit der sie mal befreundet gewesen seien, erklärte der Twistringer. In dem Streit sei es um eine Bankkarte und Schlüssel gegangen, die seine Mutter dort vergessen habe. &bdquo;Die Bankkarte ist zum Einkaufen verwendet worden, hat meine Mutter gesagt.“ Der Sachbeschädigung und dem Handgemenge sei ein Telefonat vorausgegangen. &bdquo;Ich denke, meine Mutter ist am Telefon ausfallend geworden. Sie hat ein Alkoholproblem“, erklärte der 20-Jährige. Bei der Frau wurden 3,81 Promille festgestellt. Ungeladene Waffe aus Tresor geholt Zwei Stunden nach dem Telefonat hätten Leute vor der Tür gestanden, Sturm geklingelt und gegen die Wohnungstür getreten, berichtete der 20-Jährige weiter. &bdquo;Ich wusste ziemlich klar, was Sache ist.“ Darum habe er seine nicht geladene Waffe aus dem Tresor geholt. Dann sei die Tür aufgebrochen und ihm entgegengekommen. Vier Personen hätten vor der Tür gestanden. Dann habe es ein Handgemenge gegeben. Die Waffe habe er aus Reflex weggeworfen. Er habe einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen und einen seitlich an die Stirn. Dann sei er von dem 16-Jährigen in den Schwitzkasten genommen worden. &bdquo;Ich habe mich gewehrt, zurückgeschlagen und versucht, mich zu befreien.“ Dann habe er einen zweiten Schlag abbekommen. Von wem wisse er nicht. &bdquo;Dann sind die Herrschaften so schnell raus, wie sie gekommen sind.“ &bdquo;Überfallartig“ Zutritt zur Wohnung verschafft Die Verteidigerin zweifelte an der Glaubwürdigkeit des 20-Jährigen. Bei Nachfragen schilderte er die Reihenfolge von Schlägen und Schwitzkastens unterschiedlich. &bdquo;Bei der Polizei haben Sie nichts von der Waffe und auch nichts vom Schwitzkasten erwähnt“, hielt die Rechtsanwältin dem Twistringer vor. &bdquo;Ich war unter Schock und habe es deshalb vergessen“, rechtfertigte sich der 20-Jährige. Die Mutter des jungen Manns erklärte: Sie habe geschlafen und sei durch das Sturmklingeln wach geworden. Als sie Stimmen gehört habe, habe sie die Polizei gerufen. &bdquo;Ich habe gesehen, dass mein Sohn eine Platzwunde hatte.“ Ihr Sohn habe mit der Sache nichts zu tun. Von einer Waffe wisse sie nichts, erklärte die 38-Jährige. Welches Strafmaß für die Brüder gefordert wurde Für die Staatsanwältin gab es keinen Zweifel, dass die Brüder vor Ort waren und dass es eine Auseinandersetzung gab. Die Polizei sei zur Hilfe gerufen worden. &bdquo;Es gab die Verletzungen und die Beschädigung der Haustür. Das sind objektive Feststellungen.“ Für die Staatsanwältin bestand auch kein Zweifel, dass sich die Personen &bdquo;überfallartig“, widerrechtlich Zutritt zur Wohnung verschafft hätten. &bdquo;Was ist das für eine Erziehungsberechtigte, die ihre teils minderjährigen Kinder mitschleppt und mehr oder weniger anstachelt“, betonte die Staatsanwältin. Für sie war ferner unstreitig, dass an den Verletzungen des Twistringers der 16-Jährige beteiligt war, auch wenn es durchaus Widersprüche in den Zeugenaussagen gegeben habe. Für den 16-Jährigen beantragte sie zwei Wochen Dauerarrest, für den 21-Jährigen 60 Sozialstunden. &bdquo;Wer erzählt uns die Wahrheit?“ Es gebe nur zwei Zeugen, und so richtig schlau sei sie aus deren Aussagen nicht geworden, erklärte die Verteidigerin. Sie wolle nicht bestreiten, dass es ein Geschehen gab. &bdquo;Aber was ist wirklich passiert? Wer erzählt uns die Wahrheit?“ Unter den Tisch gefallen sei auch, dass der Zeuge mit einer Waffe in der Tür stand. &bdquo;Das hat er bei der Polizei nicht erzählt und jetzt gut überlegt in der Hauptverhandlung. Ich frage mich, an welchen Schrauben er noch gedreht hat“, merkte die Rechtsanwältin an. Für sie passe da vieles nicht zusammen. Der Staatsanwältin warf die Verteidigerin vor, &bdquo;sich aus den Aussagen die Rosinen herauszupicken“. Für ihren Mandanten, die Rechtsanwältin vertrat nur den 16-Jährigen aus Espelkamp, beantragte sie Freispruch. Welches Urteil der Richter spricht Richter Maximilian Schebitz stellte fest: Auch wenn er keinen Zweifel an den Aussagen des Zeugen habe, könne nicht nachgewiesen werden, von welchem der Brüder die Faustschläge ausgegangen seien. Deshalb komme eine Verurteilung wegen Körperverletzung nicht in Frage. Beide hätten sich jedoch des Hausfriedensbruchs schuldig gemacht. Dafür verhängte der Richter für den 16-Jährigen einen Dauerarrest von einer Woche und für seinen Bruder einen Wochenendarrest. Der 21-Jährige sei zwar nicht die treibende Kraft gewesen. &bdquo;Es zeigt sich aber, dass bei beiden ein erheblicher Erziehungsbedarf notwendig ist, zumal sich von Seiten der Eltern Erziehungsmaßnahmen nicht erwarten lassen“, vertrat Schebitz. Gegen das Urteil sind Rechtsmittel möglich.

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