Rahdener wollen bis zu 135 Millionen Euro in Windräder investieren

Rahden. Die Idee ist nicht neu und wird andernorts schon praktiziert. Bei den Nachbarn in Stemwede planten Bürger aus der Gemeinde einen Windpark von Stemwedern für Stemweder, wurden dabei aber vor Jahren von der Politik und auch vom Kreis Minden-Lübbecke ausgebremst. Nun gibt es in Rahden eine Initiative, die Windräder als genossenschaftliches Projekt für die Menschen in Rahden anbietet und die Energiewende vor Ort vorantreiben will. Welche Pläne sie hat, was das kosten könnte und wie sich Bürgerinnen und Bürger beteiligen können, das stellte die Anfang dieses Jahres gegründete Rahdener Windenergie-Projektentwicklungsgesellschaft (RWP) während eines Info-Abends in der Aula des Gymnasiums Rahden vor. Diskussion um Nahwärmenetz Die RWP um Sven Reimers und Christian Oberbeck freute sich über das volle Haus. Hunderte Gäste waren dabei, um sich über die Pläne und Ideen der noch jungen Gesellschaft zu informieren. Die greift einen Beschluss des Rates auf, dass Rahden in Zukunft möglichst autark sein soll bei der Energieversorgung. Bei dem sogenannten Quartierskonzept geht es derzeit ins Detail, für die Kernstadt etwa ist der Aufbau eines Nahwärmenetzes im Gespräch. An diese Planungen und den Weg der Stadt Rahden hin zu möglichst großer Unabhängigkeit bei der Energieversorgung erinnerte auch Carsten Lottner von der Beratungsgesellschaft DSK. Er erinnerte an die hinlänglich bekannten Bestrebungen in Deutschland und anderen Ländern, sich von fossilen Energien unabhängig zu machen – auch wenn die Bemühungen dazu bei der aktuellen Weltklimakonferenz derzeit stocken. Ohne Windräder geht es nicht Bei der in Rahden gewollten Unabhängigkeit von fossilen Energien gebe es als Potenzial die Windkraft, Photovoltaik (PV), Biomasse und Geothermie. Zu klären sei, wie die hier erzeugte Energie auch zu den Abnehmern und ihren Gebäuden komme. Für ein Nahwärmenetz könne die erforderliche Energie im Bereich des Schulzentrums erzeugt werden. Für einen wirtschaftlichen Betrieb brauche man beim Nahwärmenetz eine dichte Bebauung. Bei weiter entfernten Gebäuden gebe es verschiedene Möglichkeiten, die notwendige Energie zu erzeugen. Bei den erneuerbaren Energien müsse Rahden auf Windkraft, PV und Biomasse setzen. Und ohne die Windenergie als stärkste Quelle gehe es nicht, sagte Lottner. Darauf setzt auch die RWP und bezeichnet das als &bdquo;hybrides Kraftwerk“ für die ortsnahe Energieversorgung. Welche Aussagen es zu Abständen gibt Christian Oberbeck, bei der RWP als Geschäftsführer tätig, ist nach eigenen Angaben seit 21 Jahren Bauingenieur und hat weltweit an mehr als 2.000 Windrädern mitgewirkt, auch an großen Offshore-Anlagen. Alle Rahdener sollten in die Bürgerwindpark-Pläne der RWP investieren können, merkte Oberbeck an. Er sprach von 12 bis 18 Windrädern mit einer Leistung von insgesamt 50 bis 75 Megawatt, die gebaut werden könnten. Die drei vorhandenen alten Windräder in Rahden brächten zusammen 1,5 Megawatt Leistung. Christian Oberbeck nannte als Investitionssumme 90 bis 135 Millionen Euro. Christian Oberbeck nannte als Mindestabstand zwischen Windrad und Wohnhaus &bdquo;450 Meter, eher mehr“. Die 1.000-Meter-Grenze sei in NRW gefallen. Nachbarn im Umkreis von 700 Metern sollen laut RWP mit fünf Prozent der Pachteinnahmen beteiligt werden. Günstigere Strompreise angedeutet Die Finanzierung solle zu 20 Prozent aus Eigenkapital der Betreiber und zu 90 Prozent durch Banken und die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) erfolgen. Mindestziel der RWP sei eine Beteiligung von 50 Prozent durch Bürger, die Stadt und lokale Unternehmen. Alle Bürger, Firmen und die Kommune könnten per Vertragsschluss mit dem in Rahden erzeugten Strom beliefert werden. Der Strom könnte nach Darstellung Oberbecks &bdquo;15 bis 20 Prozent günstiger sein“ als der des örtlichen Versorgers. Die RWP setzt laut Oberbeck auch auf Batterien als Speicher für die erzeugten erneuerbaren Energien und möchte bei Interesse von Abnehmern auch Wasserstoff liefern. Nahwärme gebe es durch die Biogasanlagen seit 15 Jahren und das lasse sich weiter &bdquo;verästeln“. Energie, die gerade nicht vermarktet werden könne, gehe in die Nahwärme. Ausbauen will die Gesellschaft die Lade-Infrastruktur für die E-Mobilität. Die kommunale Wärmeplanung sei &bdquo;für uns eine gute Leitplanke“. Erste Rechnungen zur Gewerbesteuer Christian Oberbeck stellte außerdem vor, wie sich Bürger beteiligen können. An der genossenschaftlichen Bürgerenergie Rahden könnten sich Menschen mit einer Summe ab 1.000 Euro einbringen. Beim &bdquo;Rahdener Windsparbrief“ seien Anteile ab 500 Euro möglich, Risiken trage die Bank. Für eine direkte Beteiligung an einer Windrad-Betriebsgesellschaft mit vollem unternehmerischen Risiko werden mindestens 100.000 Euro fällig. Eine weitere Beteiligung für Bürger soll es durch den Abschluss eines Vertrags zur Stromlieferung geben. Nach Darstellung Oberbecks soll die gesamte Gewerbesteuer in Rahden gezahlt werden, da hier Sitz der Gesellschaft sei. Laut seinen Berechnungen könnte die Stadt bei den Gewerbesteuern in Summe und über 30 Jahre etwa vier Millionen Euro je Windrad erhalten. Bei der Zahl der Arbeitsplätze könne die RWP allerdings nicht mit einem Großkraftwerk mithalten. Wie der Zeitplan aussieht Aktuell ist die RWP laut Oberbeck mit der &bdquo;Flächensicherung“ befasst. Im kommenden Jahr solle dann für die Standorte eine Planung laufen. Er sprach von einer &bdquo;Positiv-Planung“ durch die Stadt Rahden. Die Vogel-Kartierung dauere ein Jahr, mit der Baugenehmigung rechnet Oberbeck frühestens im Jahr 2026: &bdquo;Im Sommer 2027 könnten sich die ersten Flügel drehen, wenn alle mitmachen.“ Rahdens Bürgermeister Bert Honsel erinnerte ebenfalls an das Quartierskonzept. Der Rat hoffe, dass die ersten Quartiere in wenigen Jahren unabhängig bei der Energieversorgung sein könnten. Honsel verwies aber auch darauf, dass die Stadt Rahden nicht die Genehmigungsbehörde für Windräder sei, sondern der Kreis Minden-Lübbecke. Was der Rat entscheiden muss Auch sei es allein Sache des Rates, darüber zu entscheiden, ob die Stadt Rahden in eine &bdquo;Positiv-Planung“ einsteigen solle oder nicht. Darüber werde in den kommenden Monaten gesprochen, sagte Honsel. Die Stadt habe Interesse an Windenergie, werde aber angesichts der Haushaltslage wohl nicht als Investor auftreten. Auch Honsel freute sich über das volle Haus beim Info-Abend &bdquo;entweder durch viele Gegner der Windkraft oder durch viele Befürworter“. Zu einzelnen Aspekten der Windenergie nahmen diverse Referenten Stellung. Einer von ihnen war Friedrich Schepsmeier aus Wehe, der als Beispiel für ein genossenschaftliches die Energiegenossenschaft Barl vorstellte. Die Genossenschaft betreibt seit mehr als zehn Jahren ein Blockheizkraftwerk im Weher Ortsteil Barl und verweist seitdem auf eine ökologische und selbstbestimmte Wärmeerzeugung zu günstigen Preisen vor Ort.

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