Anbau oder alte Realschule: Gymnasium Rahden braucht mehr Platz

Rahden. Nach einem zeitlich begrenzten &bdquo;Ausflug“ zu G8, dem Abitur nach der Stufe 12, kehren Gymnasien zwischen Weser und Rhein wieder zurück zum Abitur nach 13 Schuljahren (G9). Die Rückkehr zu G9 ist in Rahden allerdings mit dem Bedarf des Gymnasiums an zusätzlichen Räumen verbunden. Soll es deswegen einen Anbau geben, wie vom Gymnasium gewünscht? Oder soll die frühere Realschule genutzt werden, wie es die Stadt angesichts der sich abzeichnenden desolaten Kassenlage bevorzugt? Die eigentlich vorgesehene Entscheidung im Schulausschuss wurde vertagt – aber es zeichnet sich bei einigen Parteien eine Tendenz ab. Eine Entscheidung soll dann getroffen werden, wenn die Zahlen des Haushaltsplans klar sind und der Etat-Entwurf im Februar oder März verabschiedet ist. Laut Bürgermeister Bert Honsel (CDU) steht derzeit eine Million Euro für dieses Thema zur Verfügung. Welche Varianten es gibt Vor geraumer Zeit hatte das Planungsbüro Lexis & Garbe die Situation im Rahdener Schulzentrum untersucht. Die Stadtverwaltung hatte Berechnungen zu drei Anbau-Varianten vorgelegt. Deren Kosten bewegen sich je nach Größe des Anbaus zwischen vier und sechs Millionen Euro. Die preiswerteste Lösung, im Schulausschuss als &bdquo;Basic-Variante“ bezeichnet, wäre die Nutzung der früheren Realschule. Die wird derzeit noch von der Sekundarschule genutzt. Mit Fertigstellung des neuen Anbaus wird die Sekundarschule aber Mitte nächsten Jahres die früheren Realschulräume verlassen. Das Gymnasium habe den Raumbedarf schon angemeldet, als die Rückkehr von G8 zu G9 Fakt geworden sei, leitete im Schulausschuss dessen Vorsitzender Uli Eikenhorst (CDU) die Beratungen ein. Das Büro Lexis & Garbe habe Varianten ermittelt – einmal einen großen Anbau oder die Nutzung der früheren Realschule. Eine andere Version wäre ein kleinerer Anbau am Gymnasium und eine teilweise Nutzung der früheren Realschule. Die Politik stehe nun vor der Entscheidung, wie man das räumlich umsetzen könne, aber auch pädagogisch und auch finanziell. Kassenlage erschwert die Entscheidung Drei gute Lösungen seien präsentiert worden, sagte Eikenhorst. &bdquo;Der große Anbau wäre sicher die beste Lösung.“ Die Kämmerei habe aber auch auf die finanzielle Entwicklung mit wegbrechenden Einnahmen und der Belastung durch die Krankenhäuser hingewiesen. Die Schule habe erläutert, wie wichtig aus pädagogischer Sicht ein Anbau sei und habe Entgegenkommen signalisiert. Zudem habe das Gymnasium darauf verwiesen, dass die &bdquo;Low Budget-Variante“ Probleme aufwerfe. Geld spiele bei der Umsetzung eine große Rolle, sagte Eikenhorst. Die in den vergangenen Tagen &bdquo;entwickelte Haushalts-Situation ist noch nicht richtig greifbar“. Die Kämmerei warne vor der Haushaltssicherung. Vor dem Hintergrund schlug Eikenhorst vor, die Entscheidung &bdquo;Anbau oder alte Realschule“ zu verschieben – damit auch pädagogische Konzepte nicht zu kurz kämen. Nächste Generation muss bezahlen Man wisse, was das Kollegium sage hinsichtlich Pädagogik und Raumbedarf. Eikenhorst: &bdquo;Es geht um Investitionen zwischen null und sechs Millionen Euro.“ Bei sechs Millionen Euro Investition würde das &bdquo;der jüngeren Generation mit auf den Weg gegeben“. Gegenüber den vielen Zuhörern versprach Eikenhorst, dass die Politik in den nächsten Monaten mit Hochdruck über die bestmögliche Variante sprechen werde, ohne dass die Stadt &bdquo;in einen finanziellen Kollaps gerät“. Absage an &bdquo;Basic-Variante“ &bdquo;Jeder hier wollte heute die pädagogisch beste Lösung, was auch ein größeres Invest bedeutet“, sagte Bianca Reimers (CDU). Wegen der vielen noch offenen Fragen zur Haushaltsplanung stimmte sie Eikenhorsts Vorschlag zu, die Entscheidung um etwa drei Monate zu verschieben. Dann sehe man, was an Geld zur Verfügung stehe. &bdquo;Wir wünschen uns das Optimum“, sprach sich Stefan Rose (SPD) für den vom Gymnasium gewünschten Anbau aus. Man müsse aber auch die Haushaltslage beachten. Er persönlich könne sich mit der &bdquo;Basic-Variante“ nicht anfreunden und werde die ablehnen, sagte Rose. FDP verweist auf &bdquo;No Gos“ Die Bedenken auch wegen der Haushaltslage teile auch die FDP, erklärte Florian Haase. Eine Entscheidung müsse unter den Punkten Pädagogik, Finanzlage und der Zukunft Rahdens getroffen werden. Man dürfe in diesem Fall nicht nur aus Haushalts-Gesichtspunkten entscheiden und der Anbau sei schon ein Kompromiss. &bdquo;Und wenn die Schule uns schon ,No Gos’ nennt, dann müssen das auch politische ,No Gos’ sein“, sagte Haase. Es gehe nicht einfach darum, dem Gymnasium mehr Raum zu geben, merkte der FDP-Ratsherr an. G9 sei eine gesetzliche Vorgabe und gesetzliche Mindest-Standards dürfe man nicht unterschreiten. Deshalb lehnte auch Haase die &bdquo;Basic-Variante“ ab. Wenn die Stadt ein neues Auto brauche und sparen wolle, dann verzichte sie doch auch nicht auf das Lenkrad. &bdquo;Müssten alle freiwilligen Leistungen aufgeben“ &bdquo;Das Gymnasium ist ein Vorzeigeobjekt der Stadt“, betonte Detlef Müller (Grüne). Davon gebe es nicht mehr viele. &bdquo;Wir brauchen gute Bildung und mehr als die Basiscs.“ Müller kritisierte, dass die Politik eine Entscheidung schon lange vor sich herschiebe. Die Haushaltslage sei im Sommer auch schon bekannt gewesen, deshalb gebe es als Vorschlag doch die &bdquo;Basic-Variante“. Müller beklagte, dass es noch immer kein Gesamtkonzept gebe, was aus der früheren Realschule einmal werden solle. Angesichts der Kassenlage wäre aus Sicht von Joachim Daubitz (CDU) eine Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt &bdquo;gefährlich. Müsste man heute entscheiden, dann könnte es nicht die optimale Variante sein“. Diese Menge Geld auszugeben würde laut Daubitz in die Haushaltssicherung führen &bdquo;und dann müssten wir alle freiwilligen Leistungen aufgeben“. Nach der letztlich beschlossenen Vertagung der Entscheidung wandte sich Uli Eikenhorst an Matthias Haverkamp, den Leiter des Gymnasiums Rahden, und das Kollegium. &bdquo;Könntet ihr mit dieser Entscheidung leben?“ Haverkamp zuckte mit den Schultern. &bdquo;Ja. Das ist besser als die ,Basic-Variante’“.

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