Streit zwischen Vater und Sohn in Espelkamp eskaliert: Polizist verletzt

Rahden. Der Angeklagte saß still auf seinem Platz und hörte den Zeugen zu. Er selbst will so gut wie keine Erinnerung an das haben, was sich Anfang März in einem Espelkamper Wohnhaus ereignete und dem 44-jährigen Familienvater eine Anklage einbrachte. Wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte, tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte und vorsätzlicher Körperverletzung saß der Mann im Rahdener Amtsgericht auf der Anklagebank. Laut Anklage soll es Anfang März dieses Jahres einen Polizeieinsatz wegen häuslicher Gewalt an dem Wohnhaus in Espelkamp gegeben haben. Von Anfang an soll der Mann sich aggressiv gegenüber den Polizeibeamten verhalten haben, die ihn beruhigen wollten. Daumen in "unnatürliche Richtungen" verdreht Laut Anklage der Staatsanwaltschaft Bielefeld soll der Mann einem Polizisten gedroht haben, ihn umzubringen. Wegen Verletzungen des Mannes wurde ein Rettungswagen gerufen und da soll der Mann nicht nur gegenüber Mitarbeitern des Rettungsdienstes verbal ausfallend geworden sein, sondern laut Anklage einem Polizisten dessen Daumen &bdquo;in unnatürliche Richtungen“ verdreht haben. Auch gegen das Anlegen von Handschellen wehrte sich der Mann laut Anklage. &bdquo;Wenn ich so höre, was ich getan habe – das traue ich mir gar nicht zu“, sagte der Angeklagte leise gegenüber Richter Janotta. &bdquo;Das ist nicht meine Art.“ Er sei aber im Krankenhaus aufgewacht und irgendwas müsse wohl gewesen sein. Er könne sich aber nicht erinnern, weil er alkoholisiert gewesen sei. Er habe Wodka oder Cognac getrunken, könne aber keine Menge angeben. &bdquo;Der ganze Kopf war voller Blut“ Die Polizei sei wegen einer Prügelei zwischen Vater und Sohn gerufen worden, sagte einer der beiden Polizisten (42). Der Vater habe draußen gestanden, der Angeklagte in der Küche. Sein Kollege habe ihm gesagt, dass der Angeklagte stark blutete. &bdquo;Der ganze Kopf war voller Blut.“ Deshalb sei ein Rettungswagen gerufen worden. Der Angeklagte sei zu dem Zeitpunkt sehr aggressiv und alkoholisiert gewesen. Der Mann habe seinen Kollegen, ihn und die Besatzung des Rettungswagens beleidigt. Irgendwann sei er freiwillig zum Rettungswagen gegangen, merkte der Beamte an und sprach von Stimmungsschwankungen beim Angeklagten. &bdquo;Er versuchte, mich zu treten und wollte aufstehen. Da habe ich ihn in den Sitz gedrückt.“ Beamter drei Wochen dienstunfähig Dabei habe der Angeklagte seinen Daumen gegriffen und verdreht. Das habe sehr weh getan, merkte der Beamte an. Drei Wochen war er in der Folge krankgeschrieben, mittlerweile ist der Daumen geheilt. Auch habe der Angeklagte das geforderte Schmerzensgeld zeitnah bezahlt, betonte der Beamte. &bdquo;Ich möchte mich persönlich bei Ihnen entschuldigen“, wandte sich der Angeklagte an den Beamten. Er habe das schon einmal schriftlich gemacht, wolle das aber auch jetzt noch einmal tun. &bdquo;Ich weiß“, sagte dazu der Beamte. &bdquo;Und ich nehme das auch an.“ Todesdrohung gegen die Einsatzkräfte Die Schilderungen seines Kollegen bestätigte auch ein anderer Polizist (25). Der Vater draußen, die sichtlich mitgenommene Mutter drinnen, der Angeklagte sichtlich verletzt und die Wohnung verwüstet – so habe es ausgesehen. Erst auf eine wiederholte Ansprache habe der Angeklagte reagiert und ihm dann gedroht, ihn umzubringen. Diese Drohung habe er wiederholt. Im Rettungswagen habe er den Tritt gegen seinen Kollegen nicht direkt gesehen – dafür diesen aber dann &bdquo;Mein Daumen“ rufen hören. Der Vertreter der Staatsanwaltschaft sah die Anklage-Vorwürfe gegen den bislang unbescholtenen Familienvater als erwiesen an. Er beantragte 90 Tagessätze zu 50 Euro. &bdquo;Es tut mir wirklich leid, dass ich unter Alkohol so reagiert habe“, sagte der Angeklagte in seinem letzten Wort. Seitdem trinke er keinen Tropfen mehr. So ein Vorfall solle nie wieder passieren und er bedauere, einen Polizisten verletzt zu haben. Was der Richter kritisiert Richter Janotta verhängte 90 Tagessätze zu 50 Euro. Der Beamte habe keine dauerhaften Folgen erlitten und der Angeklagte habe sich mehrfach entschuldigt. Auch habe es einen Täter-Opfer-Ausgleich gegeben, meinte er mit Blick auf das Schmerzensgeld. Er verstehe aber nicht, warum dem Angeklagten im Krankenhaus keine Blutprobe entnommen wurde, um einen Promille-Wert zu haben, sagte Janotta. Das aber wäre aus Sicht des Richters wichtig gewesen wegen der Frage der Schuldfähigkeit. &bdquo;Ich hoffe, dass wir uns nicht wiedersehen“, wandte sich Janotta an den Angeklagten. &bdquo;Draußen gern. Aber nicht hier drinnen“, erwiderte der.

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