Schweinestall-Brand mit vielen toten Tieren entfacht auch Umweltdiskussion

Rahden. Nach dem Brand eines Schweinestalls am vierten Advent auf einem Varler Bauernhof und der Anzeige der Tierrechtsorganisation Peta gegen den betroffenen Landwirt hatte sich Kreislandwirt Volker Schmale geäußert. Ein Kilogramm pflanzliches Lebensmittel erzeuge vier Kilo nicht für die menschliche Ernährung geeignete Biomasse, hatte Schmale erklärt. Dies seien zum Beispiel Nebenprodukte bei der Verarbeitung von lebensmittelliefernden Pflanzen sowie die auf der Welt überwiegende Biomasse vom Grünland und sehr ertragsschwachen Böden. Diese in sehr großen Mengen zur Verfügung stehende Biomasse werde durch die Nutztiere in ein für Menschen geeignetes Protein umgewandelt. &bdquo;Also wäre nur ein sinnvolles Nebeneinander von verschiedenen Ernährungsformen richtig“, hatte Schmale mitgeteilt. Landwirte setzen auf UnterstützungEs sei &bdquo;unverantwortlich in unserem Land, welches aus Ernährungssicht eine Gunstregion ist, nicht möglichst viele Lebensmittel zu erzeugen, bei gleichzeitiger Berücksichtigung von Tierschutz, Ökologie und Klimaschutz. Dabei sollten alle in unserem Land die heimischen Landwirte unterstützen“, hatte Schmale dabei unter anderem erklärt.Zu den Äußerungen von Volker Schmale nehmen nun die Rahdener Grünen Stellung. &bdquo;Herr Schmale möchte den Lesern suggerieren, dass in der Massentierhaltung nur Futtermittel verwendet werden, die für den menschlichen Verzehr ungeeignet sind,“ wird in der Mitteilung Grünen-Fraktionssprecher Winrich Dodenhöft zitiert. Soja-Flächen mehr als verdoppeltDas Gegenteil sei der Fall. &bdquo;Die Flächen, die nur noch für den Futtermittelanbau genutzt werden, steigen ständig. Allein für Sojabohnen haben sich die Anbauflächen seit 1990 mehr als verdoppelt. Inzwischen sind sie dreimal so groß wie Deutschland“, so Winrich Dodenhöft.Regenwald wird wegen Soja-Anbau vernichtetDazu müsse man wissen das 57,1 Prozent der Ölsaaten, unter anderem Soja, direkt in den Mägen der Tiere landeten. Beim Mais sei die Bilanz noch schlechter; da seien es 59,2 Prozent. Eine der verheerenden Auswirkungen des ständig steigenden Futtermittelbedarfs sei die Vernichtung von Regenwald etwa in Brasilien, dem Hauptanbaugebiet von Soja.Pestizide landen in den FuttertrögenDazu kommt nach Angaben Dodenhöfts die weltweit steigende Verwendung von Pestiziden in der Landwirtschaft. Einige der gefährlichsten Stoffe dieser Pestizide seien in der EU bereits verboten, kämen aber in anderen Teilen der Welt im großen Stil zum Einsatz und landeten somit wieder in den Futtertrögen auch der Nutztiere in der Region. Ein weiteres Problem der Massentierhaltung sei der Einsatz von Antibiotika.&bdquo;Die weltweite Krise infolge der Covid-19-Pandemie zeigt, wie gefährlich es wird, wenn wirksame Medikamente für kranke Menschen fehlen“, heißt es in der Mitteilung der Grünen. Eine ähnlich globale Gesundheitskrise, an deren Folgen schon heute jedes Jahr 700.000 Menschen sterben, haben laut Grünen Resistenzen gegen Antibiotika ausgelöst. Wirkung von Medikamenten eingeschränktImmer öfter sei die Wirkung dieser Medikamente gegen Bakterien eingeschränkt, weil sie falsch oder übermäßig angewendet würden – viel helfe nicht nicht immer viel. Dadurch seien die Krankheitserreger widerstandsfähiger geworden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) weise seit Jahren darauf hin, dass diese Resistenzen sich immer weiter ausbreiten. Besonders problematisch sei der Einsatz von sogenannten Reserveantibiotika. Der WHO zufolge sollten diese Notfall-Antibiotika dem Menschen vorbehalten sein, wenn andere Antibiotika nicht mehr wirkten. Laut EU-Behörden aber steige ihr Einsatz in der Tierhaltung weiter, heißt es in der Mitteilung der Grünen. &bdquo;Diese Medikamente dürfen endlich nur noch in der Human-Medizin eingesetzt, und für die Tierbehandlung verboten werden“, fordern die Grünen.Wenige Konzerne beherrschen die AgrarindustrieDie internationale Organisation für Tiergesundheit (OIE) schätze, dass 60 Prozent aller bei den Menschen existierenden Infektionskrankheiten so genannte Zoonosen seien, also Krankheiten, die von Tieren auf Menschen übertragen würden und umgekehrt. Eine der wohl bekanntesten zoonotischen Infektionskrankheiten sei die Tollwut.Viele solcher Krankheiten seien aber erst vor Kurzem aufgetreten – wie die Vogelgrippe, das schwere akute Respirationssyndrom (SARS), der Rinderwahn (BSE) oder Covid-19. Bei der Übertragung von Zoonosen auf den Menschen spielten die Umstände von Fleischproduktion und Fleischkonsum eine zentrale Rolle.Wann ein Virus leichtes Spiel hatDa immer mehr Flächen für die landwirtschaftliche Produktion genutzt und so die Lebensräume von Wildtieren zerstört würden, überschnitten sich die Lebensräume von Wildtieren und Menschen zunehmend. Die Weltgesundheits- und die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen warnen laut Grünen-Mitteilung &bdquo;schon seit Jahren vor Pandemien im Zusammenhang mit industrieller Tierhaltung, vor allem bei Geflügel und Schweinen.“Besonders problematisch seien intensive Tierhaltungssysteme, in denen die genetische Vielfalt der Tiere sehr gering sei. Dringe in diese Systeme ein Virus ein, könne es sich leicht ausbreiten, weil es auf einen Schlag viele passenden Wirtszellen finde. Ein enger Kontakt schaffe dann auch für den Menschen ein hohes Risiko.Weichen für tiergerechte Landwirtschaft stellen&bdquo;Die Agrar- und Lebensmittelindustrie wird von wenigen weltweit agierenden Konzernen beherrscht, die die Märkte und Preise diktieren. Auf der Strecke bleiben dabei die Landwirte, die Natur und die Artenvielfalt. Die Politik, aber auch wir als Verbraucher müssen endlich die Weichen stellen, für eine nachhaltige, tiergerechte und umweltschonende Landwirtschaft – eine Landwirtschaft von der alle Landwirte, auch in unserer Region gut leben können“, heißt es in der Grünen-Mitteilung.

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