Verurteilt: Rahdener verbreitete kinderpornografische Schriften

Lübbecke/Rahden. Wegen der Verbreitung von kinder- und jugendpornografischen Schriften ist ein Mann aus Rahden zu elf Monaten auf Bewährung verurteilt worden. Bei einer Hausdurchsuchung waren insgesamt 1.001 Dateien mit entsprechendem Inhalt gefunden worden. Über zehn Minuten braucht die Staatsanwältin für ihre Anklageerhebung, Minuten, die sich mit jeder Bildbeschreibung länger hinziehen. Der Mann dreht an seinem Daumen. Zehn Minuten, die noch lange im Gedächtnis bleiben. Worte, die jeder am liebsten vergessen möchte. &bdquo;Analverkehr", &bdquo;Oralverkehr" sei auf den Fotos zu sehen, auf anderen erzwungener &bdquo;Geschlechtsverkehr". Dem Angeklagten aus Rahden war die Beschreibung der von ihm konsumierten Fotos sichtlich unangenehm. Ja, er gebe zu, die Fotos besessen zu haben. Und ja, er habe sie an einen anderen Mann weitergegeben. Im Grunde aber sei alles ein einziges Missverständnis. &bdquo;Man hat mir diese Bilder geschickt, die ich aber eigentlich wieder gelöscht habe. Aber immer wenn ich mein Handy aufgemacht habe, waren die Bilder wieder da. Eigentlich mag ich diese Bilder gar nicht." Später habe er sogar &bdquo;ganze Ordner" bekommen, sie aber wieder an den Absender zurückgeschickt, &bdquo;mit der Bemerkung, ich mag diese Bilder gar nicht", sagte der Rahdener. "Solche Fotos wollte ich nicht" &bdquo;Warum sowohl bei der ersten als auch bei der zweiten Hausdurchsuchung kinder- und jugendpornografisches Material gefunden wurde, konnte der Angeklagte nicht zur Zufriedenheit erklären. Er wohne in einer Wohngemeinschaft, vielleicht habe da jemand &bdquo;die Möglichkeit genutzt ...". Auf der anderen Seite gab der Rahdener aber zu, die Dateien &bdquo;geklickt und geöffnet" zu haben, er habe die Fotos aber gelöscht, erst die Polizei habe sie dann wiederhergestellt. Weiter gab der Angeklagte zu, im Internet &bdquo;Leute gesucht" zu haben, mit denen er gemeinsam masturbieren konnte. &bdquo;Ich habe aber mit Erwachsenen Fotos ausgetauscht, solche Fotos wollte ich nicht." Als er von einem potenziellen Partner derartige Fotos bekommen habe, habe er diesen sofort gesperrt. &bdquo;Derartige Sachen" seien für ihn ein Tabu. Richter Stolte machte den Angeklagten darauf aufmerksam, dass man einmal geöffnete Dateien besitzt, &bdquo;auch wenn sie später gelöscht werden". Darüber hinaus sei vor Kurzem das Sexualstrafrecht erheblich verschärft worden. "Hier geht es bereits um Freiheitsstrafen" In ihrem Schlussvortrag wies die Vertreterin der Staatsanwaltschaft darauf hin, dass die Anklage schon einen &bdquo;ziemlichen Umfang" habe (sieben Seiten). &bdquo;Hier geht es bereits um Freiheitsstrafen, das gilt für alles, was mit dem Zugänglichmachen und Verbreiten von kinderpornografischen Schriften zu tun hat." Über eine Geldstrafe werde heute nicht verhandelt, und das sei auch &bdquo;gut und richtig so". Es gehe hier schließlich teilweise um Kindergartenkinder, die dazu gezwungen würden, &bdquo;damit Menschen wie Sie sich daran aufgeilen können. Nur wegen Ihnen werden diese Kinder so dargestellt, damit andere Leute damit richtig Geld verdienen können". Sie rate dem Angeklagten, an seinem Verhalten zu arbeiten, sonst sei er mit einer entsprechenden Vorstrafe und angesichts einer vor zwei Wochen erfolgten Gesetzesänderung schneller im Gefängnis, als er gucken könne. Die Staatsanwältin forderte eine Gesamtfreiheitsstrafe von elf Monaten, die &bdquo;auf Bewährung ausgesetzt werden mag", eine Bewährungszeit von drei Jahren, einen Bewährungshelfer und eine Auflage von 1.800 Euro. Stolte schloss sich dem Plädoyer der Staatsanwältin an und verhängte eine Gesamtfreiheitsstrafe von elf Monaten auf Bewährung. Zugunsten des Angeklagten wertete Stolte, dass die Vorfälle schon relativ lange zurück lägen, dass er keine Vorstrafen habe und voll geständig sei. Ein Bewährungshelfer wurde dem Angeklagten nicht auferlegt, dafür aber eine Bewährungszeit von drei Jahren und eine Geldstrafe in Höhe von 1.800 Euro. Gegen das Urteil können Rechtsmittel eingelegt werden. Erst in der vergangenen Woche wurde am Lübbecker Amtsgericht ebenfalls über einen Fall verhandelt, in dem es um den Besitz kinderpornografischer Schriften ging.

Meistgelesen