Vorfall in Rahdener Pizzeria: Gastwirt wird mit Bierflasche verletzt

Rahden. Der Vorfall liegt schon viele Monate zurück. Die Aufregung aber, die war einem Rahdener Gastronomen noch immer anzumerken. Teilweise mit vollem Körpereinsatz schilderte er jenen Moment an einem Februarabend, der ihm eine Verletzung einbrachte und einem 27-jährigen Mindener eine Anklage wegen gefährlicher Körperverletzung. Nun saß der Mindener im Rahdener Amtsgericht auf der Anklagebank. Laut Anklage der Staatsanwaltschaft Bielefeld soll der Mindener im Zustand verminderter Schuldfähigkeit gehandelt haben. An jenem Februar-Tag war der Mindener zu Besuch in Rahden. Am Abend soll er dann in einer Pizzeria eingekehrt sein. Er bestellte laut Anklage Pizza, trank drei Flaschen Bier und soll dann angefangen haben, Mitarbeiter anzupöbeln. Dem Betreiber (63) der Pizzeria soll der Mindener gesagt haben, er wolle nun mit dessen Mutter schlafen. Dann soll er dem Gastronomen Kronkorken ins Gesicht geworfen haben. "Mein Mandat hat etwas wenig Kenntnisse von diesem Tag" Der Wirt drückte den Mindener dann laut Anklage weg und erteilte ihm Hausverbot. Dann soll der Mindener laut Anklageschrift dem Rahdener Wirt mit einer vollen 0,33-Liter-Bierflasche auf den Kopf geschlagen haben. "Mein Mandant hat etwas wenig Kenntnisse von diesem Tag", sagte der Anwalt des Mindeners. Er habe an dem Tag Verwandte in Rahden besucht und sei am Abend in die Pizzeria gegangen. Nach Darstellung des Anwalts soll der Mindener nicht bedient worden sein, dafür aber von Mitarbeitern beleidigt worden sein. Weshalb der Angeklagte Rot gesehen haben will Der Mindener, so behauptete es der Anwalt, habe die Pizza zwar bezahlen sollen, sie aber nicht bekommen. "Da sah mein Mandant Rot." Sein Mandant habe aber auch gemeint, dass es nicht sein könne, dass er einen Menschen mit einer Flasche schlage. Ob er in der Pizzeria Bier getrunken habe, hakte Richterin Mothes beim Mindener nach. Der sprach von einer halben Flasche. Die Frage der Richterin, wer ihn beleidigt habe, konnte der angeklagte Mindener nicht beantworten. "Keine Erinnerung", sagte er. Der 63-jährige Gastronom berichtete von einer Frau und zwei jungen Mädchen, die an dem Abend zu ihm in die Pizzeria kamen und berichteten, dass vor dem Betrieb ein "komischer Mann" herumlaufe, der mit sich selbst spreche. Die Mächen hätten gesagt, von dem Mann angeschrien worden zu sein. Zeugenaussage mit vollem Körpereinsatz Der fragliche Mann sei dann in den Betrieb gekommen, habe sich aus dem Kühlschrank drei Flaschen Bier genommen und habe sich hingesetzt. Das Bier könne er mitnehmen, aber nicht im Lokal trinken, und auch die Pizza könne er mitnehmen, habe er dem jungen Mann und jetzigen Angeklagten gesagt, erklärte der Wirt. Mit beiden Händen habe der Angeklagte dann die Pizza gegessen - aus dem Karton heraus. "Dann stand er auf und ging mal hierhin und mal dahin." Weiteres Bier habe der Mann haben wollen. "Ich sagte ihm, er solle sich setzen und uns in Ruhe lassen", berichtete der 63-jährige Gastronom und schilderte auch mit Gestik, wie sich der Angeklagte in der Pizzeria bewegt haben soll. Angeklagter als "laut, böse und aggressiv" beschrieben Aggressiv sei der Angeklagte dann geworden und habe "böse Worte" gesprochen. Das gehe so nicht, hat der 63-Jährige nach eigenen Angaben zu seinen Mitarbeitern gesagt und die Polizei gerufen. "Laut, böse und aggressiv" sei der Mindener dann geworden und habe eine Bierflasche an den Arbeitstisch des Pizzabäckers gebracht. Ihm habe der Angeklagte dann Kronkorken ins Gesicht geworfen und "ich gehe mit deiner Mutter schlafen" gesagt, berichtete der 63-jährige Gastronom. Er habe dann an der Jacke des Mannes gezupft, um ihn auf den Weg Richtung Ausgang zu bringen. "Da schlug er mir mit einer Flasche auf den Kopf." Mit fünf Stichen sei die Wunde im Krankenhaus genäht worden. War es Pizza mit Schinken oder mit Salami? Der Anwalt des Mindeners bezweifelte die Glaubwürdigkeit des 63-Jährigen Gastronomen. Drei Varianten will der Anwalt gehört haben, wie der Rahdener auf seinen Mandanten aufmerksam geworden sei. Die Atmosphäre zwischen dem Anwalt und dem Wirt im Gerichtssaal war angespannt. Dabei ging es auch darum, ob der Angeklagte denn nun eine Salami- oder eine Schinken-Pizza bekommen sollte. Im Zeugenstand habe der Wirt von einer Salami-Pizza gesprochen, gegenüber der Polizei von einer Schinken-Pizza. "Warum", fragte der Anwalt. Die Vernehmung bei der Polizei sei näher dran gewesen am Tag des Geschehens, sagte der Wirt. "Damals wusste ich es genauer. Heute nicht mehr." Nach den Schimpfworten soll es geknallt haben Er habe nach einer Auslieferungsfahrt Leergut ins Lager bringen wollen, berichtete ein Mitarbeiter der Pizzeria. Der Angeklagte habe sich aber in den Weg gestellt: "Nicht hier her." Sein Chef habe gesagt, die Polizei zu rufen. Es seien Schimpfworte gefallen und dann habe es geknallt. Der Mitarbeiter berichtete, den Schlag mit der Bierflasche gesehen zu haben. Der Angeklagte habe die kaputte Bierflasche noch in der Hand gehabt. Die Pizza des Mindeners habe noch im Warmhalteschrank gelegen. Die Vertreterin der Staatsanwaltschaft sah den Anklagevorwurf wegen der glaubhaften Zeugenaussagen als erwiesen an. Dem bislang unbescholtenen Angeklagten attestierte die Frau eine günstige Sozialprognose. Der Mindener habe bedingt vorsätzlich gehandelt im Zustand verminderter Schuldfähigkeit. Sie beantragte achteinhalb Monate Freiheitsstrafe, die auf zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt werden sollten. "Um den Schlag kommen wir nicht drumherum" Den Verteidiger überzeugten die Zeugenaussagen nach eigenem Bekunden nicht. So widerspreche ein Zeuge dem anderen, was die Pizza angehe. Dem 63-jährigen Gastronomen unterstellte der Anwalt Belastungstendenzen. Außerdem könne man schon mal sauer werden, wenn man nach 30 bis 40 Minuten die Pizza immer noch nicht da sei. Der Wirt erzähle "irgendeine zusammengewürfelte Aussage, die das Gericht erwartete." "Um den Schlag mit der Flasche kommen wir nicht drumherum", sagte der Anwalt. "Mein Mandant hatte wohl einen kleinen Blackout." Ein Schlag mit einer Flasche könne schon gefährlich sei. Sechs Monate Freiheitsstrafe, "ja, als Mahnmal für meinen Mandanten." Welches Urteil gesprochen wurde Richterin Mothes verhängte gegen den Mindener wegen Beleidigung und Körperverletzung im Zustand verminderter Schuldfähigkeit siebeneinhalb Monate Freiheitsstrafe - ausgesetzt auf drei Jahre zur Bewährung. Zudem muss der Mindener 1.000 Euro Geldbuße abstottern und bekommt einen Bewährungshelfer an seine Seite gestellt. Ob er das Urteil annimmt, das ließen der Mindener und sein Anwalt im Gerichtssaal offen.

Meistgelesen