Erste Zahlen aus Insolvenz von Brüder Schlau aus Porta aufgetaucht

Porta Westfalica. Im Insolvenzverfahren des Unternehmens Brüder Schlau aus Holtrup sind weitere interne Dokumente aufgetaucht. Die darin enthaltenen Zahlen lassen auch den letzten Funken Hoffnung für die Mitarbeiter schwinden, die sich derzeit im Kündigungsprozess befinden. Dem Mindener Tageblatt (MT) liegt unter anderem eine vorläufige Aufstellung des Sachwalters in dem Insolvenzverfahren vor, die Zahlen für den Lagerbereich von Schlau offenbart. Darin rechnet die Anwaltskanzlei Andres Partner aus Bielefeld vor, dass allein für diese Tochter-Gesellschaft von Schlau nach aktuellem Stand rund 2,3 Millionen Euro fehlen, um alle Gläubiger zu bedienen. Zu den Gläubigern zählen in diesem Fall auch die Mitarbeiter, die für einen Kündigungszeitraum von drei Monaten theoretisch noch Anspruch auf Zahlungen hätten. Praktisch sieht es nach der Auflistung des Sachwalters allerdings düster aus. Denn für die Löhne in Höhe von rund 920.000 Euro steht kein Gegenwert zur Verfügung. Was zuvor bekannt war: So geht es bei Brüder Schlau in Porta Westfalica weiter Keine 100.000 Euro auf dem Konto Auf dem Konto der Lager-GmbH befanden sich laut dem Schreiben, das auch dem MT vorliegt, Anfang Oktober gerade einmal knapp 95.000 Euro. Das reicht derzeit nicht einmal, um die Kosten des Insolvenzverfahrens zu decken. Die belaufen sich nämlich auf 152.000 Euro. Wie der Sachwalter dem Gericht aber in diesem Schreiben mitteilt, geht er davon aus, dass er zumindest diese Kosten im Laufe des Verfahrens decken kann. Warenvorräte sollen verkauft werden, dazu Maschinen aus dem Lager. Und: Der Rechtsanwalt geht sogar davon aus, dass er Haftungs- und Anfechtungsansprüche geltend machen kann. Dahinter verbirgt sich die Möglichkeit, Zahlungen aus dem Zeitraum vor der Insolvenz rückgängig zu machen. Etwa dann, wenn einem Geschäftsführer rechtswidriges Verhalten nachgewiesen werden kann. Oder wenn ein Gläubiger Zahlungen erhalten hat, obwohl er bereits von der drohenden Insolvenz wusste. .responsive23-Kj01rKH7zPXSKk7h-ttc-linechart-unternehmensinsolvenzen-in { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-Kj01rKH7zPXSKk7h-ttc-linechart-unternehmensinsolvenzen-in { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-Kj01rKH7zPXSKk7h-ttc-linechart-unternehmensinsolvenzen-in { padding-top: 142.86%; } } Kündigungen verschickt Für weitere Posten werde das Geld vermutlich aber nicht reichen, betont der Anwalt in dem Schreiben. Die weiteren Gläubiger, darunter das Personal, werden also leer ausgehen. Das könnte auch die Vermieter von Schlau treffen. In der Liste der Kosten tauchen Mietzahlungen von rund 160.000 Euro auf, die nach derzeitigem Stand nicht bezahlt werden können. Leer ausgehen werden offenbar auch die Lieferanten und Dienstleister. Der Sachwalter bilanziert hier eine Summe von 1,1 Millionen Euro, die derzeit offen ist. Weil der Sachwalter auch für sämtliche anderen Gesellschaften der Brüder Schlau-Gruppe Masseunzulänglichkeit angezeigt hat, dürfte es dort nicht besser aussehen. Derweil sind offenbar Anfang dieser Woche Kündigungen an Lagermitarbeiter verschickt worden, berichten mehrere von ihnen übereinstimmend. Bisher hatte sich das Unternehmen darauf berufen, dass der Sozialplan teilweise noch nicht ausgehandelt war. Mit den Kündigungen haben die Angestellten nun zumindest die Möglichkeit, Zahlungen bei der Agentur für Arbeit geltend zu machen. Bisher hatten die meisten nur eine Freistellung auf Widerruf erhalten. In dem Schriftstück, das den Mitarbeitern zuging und das dem MT ebenso vorliegt, heißt es: &bdquo;Mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens können leider keine weiteren Entgeltzahlungen erfolgen.“ Viele Angestellte standen zuletzt seit Wochen ohne Gehalt dar. Zu MT-Nachfragen dazu wollte sich das Unternehmen in den vergangenen Tagen nicht konkret äußern. Unruhe herrscht unterdessen auch in der Einzelhandelssparte des Unternehmens – in den Hammer-Fachmärkten. Bekanntlich werden mindestens 73 Märkte geschlossen, darunter die Filiale in Minden. Wie nun bekannt wurde, ist Ende kommender Woche endgültig Schluss. Das kündigen Schilder vor dem Laden an der Königstraße an. Auch andere Märkte sollen zu diesem Zeitpunkt schließen. Nach MT-Informationen ist das Personal an einigen Standorten, die auf der Schließliste stehen, zuletzt nicht mehr zur Arbeit erschienen. Der Abverkauf der Ware geriet dort ins Stocken. So musste unter anderem die Filiale in Schwedt an der Oder schon vor einigen Tagen wegen Personalmangels geschlossen werden, erfuhr die Redaktion. Zum Thema: Brüder Schlau aus Porta geht in Eigenverwaltung – was das für die Mitarbeiter bedeutet Mail aus der Geschäftsführung Eine entsprechende Mail von Geschäftsführer Christoph Wackerbauer, die dem MT zugespielt wurde, deutet ebenfalls in diese Richtung: &bdquo;Wie Sie schon wissen, müssen wir Ihre Filiale schließen. Es liegt in unserer aller Interesse, dass der begonnene Abverkauf bestmöglich fortgesetzt und zu Ende gebracht wird“, heißt es darin. Und weiter: &bdquo;Es ist also für alle Kolleginnen und Kollegen, die nicht freigestellt sind, sinnvoll, weiterhin mitzuziehen und die Geschichte ihrer Filiale mit einem Erfolg zu beenden.“ Zuvor weist Wackerbauer in dem Schreiben darauf hin, dass die Löhne für alle, die weiterhin zur Arbeit kommen, nur durch die Abverkaufserlöse sichergestellt werden könnten. Lesen Sie auch: Abverkauf bei Hammer: Diese fünf Märkte in OWL schließen Personalabteilung fragt nach Personal In den Filialen, die bestehen bleiben, werden nach MT-Informationen derzeit die Kassensysteme umgerüstet. Demnach soll auch neue Hardware für die Zahlung mit EC-Karte eingebaut werden. Hammer hatte erst 2023 und 2024 in ein komplett neues, digitales Kassensystem investiert. Irritationen löste eine weitere Mail aus der Unternehmenszentrale bei Beschäftigten in den Märkten aus. Wie aus dem kurzen Schreiben, das dem MT ebenfalls vorliegt, hervorgeht, bittet die Personalabteilung von Hammer um eine Auflistung der Angestellten, die ab dem 1. November in den bestehen bleibenden Filialen im Einsatz sein werden – aufgeteilt nach Voll- und Teilzeit. Warum diese Aufstellung benötigt wird und warum diese offenbar nicht der dafür eigentlich zuständigen Personalabteilung vorliegt, bleibt aber unklar. Spannend dürfte es für das Unternehmen Brüder Schlau dann neben allen derzeit laufenden Abwicklungen noch einmal am 21. November werden. Dann findet nach MT-Informationen die Gläubigerversammlung am Amtsgericht Bielefeld statt. Wie der Redaktion von Gläubigern mitgeteilt wurde, soll dann auch die eine oder andere unbequeme Frage gestellt werden. Im Raum steht bei Gläubigern offenbar auch die Frage, inwieweit die Insolvenz absehbar gewesen sein könnte. Aus einem der Redaktion vorliegenden Dokument zur Vereinbarung von Provisionen für angestellte Handwerker bei Hammer geht zum Beispiel hervor, dass diese Anfang des Jahres mit einer Befristung bis Juni abgeschlossen wurde. Dann erfolgte der Übergang in das vorläufige Insolvenzverfahren.

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