Streit kommt vor Gericht: Frau soll Hundehalter bedrängt haben

Rahden. Im Zusammenhang mit der Einrichtung der Werksstraße für das Rahdener Unternehmen Meier Guss ist in Rat und Verwaltung viel über den namenlosen Stichweg zwischen der Weher Straße und Stellerloh gesprochen worden. Manche Politiker möchten den als Einbahnstraße ausweisen, es gab auch Überlegungen für eine komplette Sperrung für Autos. Rahdens wohl bekanntester namenloser Stichweg war nun wieder Thema – allerdings nicht im Rathaus, sondern auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Auf der Anklagebank im Amtsgericht saß eine 59-jährige Rahdenerin. Ihr warf die Staatsanwaltschaft Bielefeld fahrlässige Körperverletzung vor. "Die Frau führt einen Kleinkrieg gegen diesen Weg" Anfang April vorigen Jahres war ein heute 52-jähriger Rahdener mit seinem Pudel im Bereich Stellerloh unterwegs. Laut Anklage soll die 59-jährige Frau hinter dem Mann hergelaufen und Videoaufnahmen von ihm gemacht haben. Über eine Strecke von rund 400 Metern soll die Frau den Mann verfolgt haben; der Mann geriet dann ins Straucheln und stürzte. Dabei erlitt er Schürfwunden und einen Bruch am Fuß. Der Vorfall soll sich auf dem neuen Geh- und Radweg &bdquo;übers Feld" und der Sturz am namenlosen Stichweg ereignet haben. Noch vor Beginn der Beweisaufnahme beantragte Rechtsanwalt Brüntrup als Verteidiger der Rahdenerin die Einstellung des Verfahrens. Aus der Anklage gehe keine Uhrzeit hervor, wann das angebliche Fehlverhalten erfolgt sein solle. Zudem sei nicht ersichtlich, welche Sorgfaltspflicht seine Mandantin verletzt haben solle. Diesen Antrag wies Staatsanwalt Schwöppe als unbegründet zurück, Richterin Mothes schloss sich dem an. Angaben zur Sache machten Anwalt Brüntrup und seine Mandantin dann zunächst nicht. »Bleib stehen, Du Arschloch, wenn ich mit Dir rede!« Er sei am Mittag jenes Tages in Stellerloh mit dem Hund gegangen und habe mal den neuen Geh- und Radweg nehmen wollen, sagte der 52-jährige Rahdener. Der Weg sei ja gebaut worden, weil die andere Straße zur Werksstraße geworden sei. Auf dem Rückweg habe er &bdquo;ulkige Plakate gesehen, ,keine Hunde und so." Auf der Hälfte des Weges habe er Schreie gehört, sich aber nichts dabei gedacht. Dann habe er einen Schlag auf die Schulter bekommen: &bdquo;Bleib stehen, du Arschloch, wenn ich mit dir rede." Perplex sei er gewesen, berichtete der Rahdener im Zeugenstand. Die Person habe ihn mit einer Kamera attackiert, &bdquo;hier ist alles privat, keine Hunde". Er habe sich das Filmen verbeten und den Weg habe er auch nicht verlassen, beteuerte der 52-jährige Rahdener. Die Angeklagte habe ihn &bdquo;ständig zugetextet, sie war hochgradig aggressiv". »Die Frau führt einen Kleinkrieg gegen diesen Weg« An dem namenlosen Stichweg sei er dann gestolpert, weil er auf die Person geachtet habe. Schnell sei der Fuß angeschwollen. Mit seinem Sohn habe er sich auf den Weg gemacht und nach der Frau gefragt – die sei ihm bis dato unbekannt gewesen. Anschließend erstattete der Mann Anzeige. &bdquo;Die Frau führt einen Kleinkrieg gegen diesen Weg", das sei sein Eindruck. &bdquo;Das hätte an dem Tag jeden anderen treffen können." Den schönen Geh- und Radweg nutze er seit dem Vorfall nicht mehr, merkte der Rahdener an. Die Polizei habe ihm gesagt, dass sie erst einmal wegen der unerlaubten Bildaufnahmen ermitteln könne, sagte der Rahdener. &bdquo;Ich hätte überall stolpern können. Aber hier liegt es ja daran, dass sie an mir dran blieb – wie so ein Kläffer", vermutete er. Rechtsanwalt Brüntrup fand es bemerkenswert, wie sich der Zeuge &bdquo;in Rage" rede und behaupte, dass seine Mandantin mit jedem in Rahden in Streit liege und gegen die Nutzung des Weges sei. Zeuge soll nichts vom Schlag gegen die Schulter berichtet haben Erstaunlich sei, dass der Zeuge zwei Stunden nach dem Vorfall bei der Polizei nichts von einem Schlag gegen die Schulter berichtet habe. Brüntrup vermutete, dass der Sturz wegen der schlechten Straßenverhältnisse am Stichweg stattfand – und überreichte Richterin Mothes ein Schreiben der Fraktion &bdquo;Unabhängig für Rahden" (UfR) an den Bürgermeister, in dem die UfR auf den schlechten Zustand hinweise. Seine Mandantin habe außerdem erklärt, dass es keine Berührung mit dem Rahdener gab, dieser auch nicht gefilmt wurde und nur darauf hingewiesen worden sei, dass Hunde ihre Geschäfte nicht auf ihrem Grund machen dürften. Angeklagte bereits wegen Körperverletzung und Nötigung verurteilt Staatsanwalt Schwöppe dagegen hielt den Anklagevorwurf gegen die Rahdenerin, die unter anderem bis 2013 wegen Körperverletzung, Nötigung und fahrlässiger Gefährdung des Straßenverkehrs verurteilt worden war, für bestätigt. Glaubwürdig sei der Zeuge. Er habe keinen Anlass, den Vorfall zu erdichten. Die Angeklagte habe ihn verbal und körperlich verfolgt. &bdquo;Da geht es nicht um Sorgfaltspflicht, sondern um Aggressivität." Schwöppe forderte 60 Tagessätze zu 25 Euro. Anwalt Brüntrup bezeichnete das Plädoyer Schwöppes als &bdquo;leider noch emotionaler als die Aussage des Zeugen" und stellte drei Beweisanträge. So wollte er unter anderem Rahdens Bürgermeister Bert Honsel oder einen zuständigen Mitarbeiter als Zeugen laden lassen, um Auskunft zu baulichen Mängeln am Stichweg zu bekommen. Vor Gericht sei schließlich erstmals bekannt geworden, dass der Sturz hier stattgefunden habe. Richterin teilt Meinung der Staatsanwaltschaft Nachdem Richterin Mothes die Anträge abgelehnt hatte, forderte Brüntrup Freispruch die 59-jährige Rahdenerin. Die habe ein Grundrecht auf Eigentum und wolle ihr Eigentum gegen ungewollte Einflüsse Dritter schützen. &bdquo;Sie kann nicht vorhersehen, wie sich der Zeuge verhält, wenn sie ihn als Hundehalter anspricht." Das angebliche Anstupsen und die angebliche Beleidigung hätten nicht zum Sturz geführt. Zudem habe seine Mandatin keine Videokamera. Wenn die Staatsanwaltschaft dann noch aufgrund weit zurückliegender Taten über die Persönlichkeit urteile, &bdquo;dann geht das zu weit." Richterin Mothes schloss sich den Ansichten der Staatsanwaltschaft an und verhängte 60 Tagessätze zu 25 Euro. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

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