Für Engagement im Hospitorium

Mit Bundesverdienstkreuz geehrt: Preußisch Oldendorfer sind Licht in vielen Leben

Nicole und Frank Pape bescheren Menschen in den dunkelsten Stunden ihres Lebens eine Zeit voller Halt, Liebe und Wärme. Für ihr herausragendes Engagement wurden sie jetzt mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Nicole und Frank Pape bescheren Menschen in den dunkelsten Stunden ihres Lebens eine Zeit voller Halt, Liebe und Wärme. Für ihr herausragendes Engagement wurden sie jetzt mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. | © Ilka Gülker

22.11.2025 | 22.11.2025, 16:00

Preußisch Oldendorf/Bad Oeynhausen. „Gemeinsam ein Licht leuchten lassen“, so nannte Nicole Pape das, was sie und ihr Ehemann Frank tun. Nach dem frühen Tod seiner Tochter Stefanie hätten sie „mit unglaublich viel Kraft eine Stärke“ aus dem Schicksalsschlag gemacht, den sie erlitten haben, sagte Landrat Ali Dogan, der das Verdienstkreuz am Bande in der Bad Oeynhausener Wandelhalle verlieh.

In seinem Buch „Gott, du kannst ein Arsch sein“ erzählt Frank Pape von den letzten 296 Tagen des Lebens seiner Tochter. Der gleichnamige Film mit Til Schweiger und Heike Makatsch brachte der Botschaft, die Frank Pape damit sendet, weitere Aufmerksamkeit. Er macht deutlich, dass das nahende Ende eines Lebens nicht ausschließlich etwas ist, das Menschen widerfährt, sondern etwas, das sie - in unterschiedlichem Umfang - gestalten können.

Während der Feierstunde in der Wandelhalle wurde in den Worten vieler Rednerinnen und Redner deutlich, auf welch vielfältige und wunderbare Weise diese Botschaft und die Begegnung mit Familie Pape ihre eigenen Leben beeinflusst haben. „Wenn Abschied und Trauer einen Platz im Leben haben, ist für Verbliebene der Weg zurück ins Leben vielleicht ein bisschen weniger weit“, sagte Landrat Ali Dogan.

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Trailer zum Film: „Gott, du kannst ein Arsch sein“

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Familie Pape vermittelt neue Sicht auf Leben und Tod

Dass das, was Familie Pape leistet, für manch einen gar nicht so leicht zu greifen ist, wurde in der Rede der CDU-Landtagsabgeordneten Bianca Winkelmann deutlich, die sich noch gut an ihren ersten Besuch bei Familie Pape erinnerte. Dass diese Menschen ihr Zuhause, ihre Familie und ihr Leben öffneten, um anderen Menschen darin Platz zu geben und ihnen die verbliebene Zeit so schön wie möglich zu gestalten, das habe sie erst einmal verstehen müssen.

Frank Pape, so erinnerte sich ein anderer Redner, bezeichnet es als das genaue Gegenteil. Als er ihn einmal danach gefragt habe, warum er einer fremden Frau, die bei ihm klingelte und fragte, ob sie, wie seine Tochter Stefanie damals, bei den Pferden sterben dürfe, ohne zu zögern zusagte, habe er geantwortet, das sei doch selbstverständlich. In den Augen vieler anderer Menschen sei es das, vor einer Begegnung mit Familie Pape, keineswegs gewesen.

Dass Frank und Nicole Pape nicht nur das Leben unmittelbar von schwerer Krankheit, Tod und Trauer betroffener Menschen beeinflussen, sondern auch unzähligen weiteren Menschen eine neue Sicht auf den Tod, das Leben und die Prioritäten darin eröffnet haben, sprach aus allen Worten, die zahlreiche Menschen während der Feierstunde für sie fanden.

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Familie Pape hat viele Leben berührt

Auch zwei der Kinder von Familie Pape fanden wertschätzende und liebevolle Worte für Frank und Nicole Pape und viele weitere Menschen, die ihren Lebensweg geprägt haben. Tochter Viola (links) freut sich darüber, dass ihre Eltern bald auch tolle Großeltern für ihr Kind sein werden. - © Ilka Gülker
Auch zwei der Kinder von Familie Pape fanden wertschätzende und liebevolle Worte für Frank und Nicole Pape und viele weitere Menschen, die ihren Lebensweg geprägt haben. Tochter Viola (links) freut sich darüber, dass ihre Eltern bald auch tolle Großeltern für ihr Kind sein werden. | © Ilka Gülker

Viele Rednerinnen und Redner berichteten aus unterschiedlichsten Perspektiven und Lebensrealitäten heraus von den Situationen, in denen Familie Pape in ihr Leben trat – und von den Spuren, die sie darin hinterließ. Gemein war ihnen allen, dass Frank und Nicole Pape eine prägende Rolle darin spielten. Diese wiederum betonten, wie prägend jede dieser Begegnungen auch für sie gewesen sei.

Beispielhaft zählten sie auf, welche Rolle Menschen in ihrem Leben eingenommen hätten, was sie von Menschen, die sie begleiten durften, gelernt haben und wie nicht nur sie ein Stück Lebensweg vieler Menschen begleiteten, sondern wie diese Menschen Teil ihres eigenen Weges wurden.

Von Sina, deren Mutter ebenfalls unter den Rednerinnen war, sagte Frank Pape etwa: „Sie hat uns damals darin geschult zu erkennen, wie wichtig Zeit ist für jemanden, dem sie abläuft“. „Nicht jetzt – gleich“, habe sie den Pflegenden oft gesagt und sie damit dazu gezwungen, sich Zeit zu nehmen. Das sei eine großartige Lehre für ihn gewesen. Als zwei der Kinder von Frank Pape, stellvertretend auch für ihre Geschwister, zu sprechen begannen, wurde abermals deutlich, wie weit die Kreise sind, die Liebe und Güte zu ziehen vermögen und wie selbstverständlich Nächstenliebe und Offenheit für Menschen sein können, denen sie stets vorgelebt wurden.

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Auszeichnung der Gemeinschaft gewidmet

Der Träger des Bundesverdienstkreuzes gesellte sich schon bald zu Jacqueline auf den Sitzsack. Die 23-Jährige lebt aktuell bei Familie Pape. - © Ilka Gülker
Der Träger des Bundesverdienstkreuzes gesellte sich schon bald zu Jacqueline auf den Sitzsack. Die 23-Jährige lebt aktuell bei Familie Pape. | © Ilka Gülker

Nach so vielen Beschreibungen der Selbstverständlichkeit und der liebevollen Fürsorge, mit denen die Arbeit von Frank und Nicole Pape beschrieben wurde, verwunderte es kaum, dass man den Träger des Bundesverdienstkreuzes nicht mehr auf seinem Platz in der ersten Reihe vorfand, sondern auf einem Sitzsack an der Wand, auf dem er sich zu der jungen Frau gesellt hatte, mit der Familie Pape aktuell ihr Leben und ihr Zuhause teilt. „Ein einziges Lächeln von ihr und nichts von dem, was ich gerade geschildert habe, war mühselig“, versicherte er, nachdem er den staunenden Gästen einen normalen Tagesablauf im „Hospitorium“ seiner Familie geschildert hatte.

Die Arbeit, die er gemeinsam mit seiner Frau leistet, sei nicht zu bewältigen ohne eine Gemeinschaft, die sie mitträgt. Von der Ärztin, die zu jeder Tages- und Nachtzeit für seine Gäste erreichbar ist, über Pflegende, Freunde und Familienmitglieder, wobei bei Familie Pape nie ganz klar zu sein scheint, wo das eine aufhört und das andere anfängt, bis hin zu Helferinnen und Helfern, Menschen, die das Hospitorium finanziell durch Spenden unterstützen oder beispielsweise, indem sie ihren Kaffee aus Sorten der Familienrösterei umgestellt haben, die das Hospitorium mitfinanziert, würde jeder diese Arbeit mittragen. „Wir widmen diese hohe Auszeichnung der Gemeinschaft“, sagte er. Stellvertretend für diese Gemeinschaft würde er sie gerne entgegennehmen.

Seine Ehefrau Nicole fand ebenfalls bewegende Worte für die Bedeutung eines jeden: „Jede gute Handlung, jedes liebevolle Wort und jeder Gedanke des Mitgefühls stärkt das Licht in der Welt und manchmal, wenn alles dunkel scheint, genügt schon ein kleines Licht, um den Weg zu leuchten“. Jeder könne ein solches Licht sein und viele Anwesende wären es längst. „Dieses Bundesverdienstkreuz ist nicht nur eine Auszeichnung für uns, es ist ein Symbol für all das Gute, das durch viele Herzen, Hände und Lichter gibt“, fand auch sie.

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