Anlaufstelle für Todkranke: Familie muss schwere Entscheidung treffen

Pr. Oldendorf-Getmold. Es war nie so geplant, aber doch alles irgendwie selbstverständlich: Als das Buch über die letzte Tage der todkranken Stefanie herauskam, standen wenig später die ersten Menschen vor der Tür, die ebenfalls auf dem Hof von Familie Pape ihre letzen Tage verbringen wollten. Seit acht Jahren geben Frank und Nicole Pape diesen Menschen in ihrem eigenen Zuhause in Getmold einen Rückzugsort. Der Zulauf ist mittlerweile kaum noch zu bewältigen. Jetzt mussten sie eine schwere, aber notwendige Entscheidung treffen. Das ist nicht alltäglich: Seit 2014 begleiten die Papes auf ihrem Hof schwer kranke Menschen, deren Partner, Eltern und Geschwister bei Angst, Hoffnung, Abschied und Trauer. Sie bieten ohne jegliche Vergütung eine Pause von Krankenhaus, Chemo und dem Kampf gegen den Tod. Unterstützung leisten dabei auch die Pferde, Hunde und Katzen der Papes. Eine Pause von Krankenhaus, Chemo und dem Kampf gegen den Tod Durch den steigenden Bekanntheitsgrad, die Zeitungsberichte und Fernsehbeiträge wandten sich in den vergangenen Jahren zahlreiche Hilfesuchende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz mit den unterschiedlichsten Lebensläufen an sie, erzählt Frank Pape. Sterbende, die Begleitung wünschen, Folter- und Missbrauchsopfer, die einen liebevollen Rückzugsort und Familie suchen sowie Chemopatienten, austherapierte Menschen zwischen vier bis 89 Jahren unterschiedlichster Krankheitsbilder, Trauernde, Attentat-Überlebende und Menschen, die schwer am Erlebten ihrer Flucht zu tragen haben. Seit 2014 ist viel passiert: Der Verein &bdquo;Ein Lächeln für Dich“ wurde gegründet. Um das Hospiz zu finanzieren, gründete Familie Pape eine Kaffeerösterei, auch eine Chocolaterie kam hinzu. Das Buch &bdquo;Gott, du kannst ein Arsch sein“ wurde verfilmt – mit Til Schweiger und Heike Makatsch in den Hauptrollen. Mit Beginn der Corona-Pandemie kam auch die Unterstützung von Obdachlosen hinzu. Stefanies Leben mit Til Schweiger und Heike Makatsch verfilmt Über 200 Menschen in ganz verschiedenen Lebenssituationen wurden in Getmold von einem Nachmittag bis hin zu acht Monaten begleitet. So wie sich die Welt verändert hat, so haben sich auch die Anfragen Notleidender verändert. &bdquo;Jetzt war es an der Zeit, Bilanz zu ziehen und zu überlegen, wie die nächsten sieben Jahre aussehen sollen“, erklärt Frank Pape. Denn das Geschehen der Welt spiegele sich in den Geschichten der Gäste wider. Beim Workshop in Hamburg mit den Managern der unterstützenden Unternehmen und Organisationen, darunter die Deutsche Bank, IKEA, die Ghana Delegation oder Häcker Küchen, wurden die Weichen für die nächsten acht Jahre gestellt. Es wurde festgestellt, was gut gelaufen ist, wo man besser werden muss und wie die Finanzierung weiter aufgestellt wird. Wen nehmen wir bevorzugt auf? &bdquo;Womit wir nicht gerechnet haben, ist, dass so viele kommen“, sagt Frank Pape. So gebe es noch immer deutlich mehr Anfragen, als sie Gäste aufnehmen können. Daher mussten er und seine Frau nun gemeinsam mit den Förderern aus den Unternehmen entscheiden: Wen nehmen wir bevorzugt auf? Das sollen junge Erwachsene bis 25 Jahre sein, so wurde entschieden. Für Ältere sei es womöglich einfacher, reguläre Hospizplätze zu bekommen. &bdquo;Wir mussten diese Entscheidung fällen. Es fällt uns schwer, aber es ist gut, Menschen an unserer Seite zu haben, die ebenfalls so denken“, so Pape. Im Moment wohnen zwei Frauen auf dem Hof, eine von ihnen ist schwerstbehindert, die andere Krebspatientin. Wenn Papes wie an diesem Tag nicht zuhause, sondern in Hamburg sind, "passen die beiden gegenseitig auf sich auf“. Seit einiger Zeit unterstützt Familie Pape auch eine ähnliche Einrichtung in Ghana. Hier wohnen allerdings eher Menschen im Alter ab 70 Jahren als Mitte 20-Jährige. Viele von ihnen hätten noch nie in Frieden gelebt. Wenn er könnte, würde er die Menschen alle nach Getmold holen. &bdquo;Das geht leider nicht“, sagt Frank Pape. Haus wird barrierefrei umgebaut Derzeit wird das Haus der Papes barrierefrei umgebaut, denn viele Gäste kommen im Laufe ihres Aufenthalts in die Situation, einen Rollstuhl nutzen zu müssen. Die Firma Häcker sponsort einen neue Küche, der Möbelgigant IKEA spendete erneut, dieses Mal 10.000 Euro für die Einrichtung. &bdquo;Das freut uns sehr“, so Pape. Man habe gemeinsam klare Strukturen geschaffen für die Zukunft des Hospizes. Auch soll der Kaffeeverkauf weiter ausgebaut werden, ein neuer Kaffeeröster wurde angeschafft. Eine Verkostung gehörte an dem Workshop-Tag in Hamburg natürlich auch dazu. Immer wieder Abschiede, viele traurige Momente – wie schafft man dies alles persönlich? Für Frank Pape ist das keine Bürde, sondern eine Ehre, Menschen in der letzten Lebensphase zu begleiten. &bdquo;Es gibt auch so viele schöne Momente“, sagt er schlicht. Da nehme man es in Kauf, dass es auch mal Tage gebe, die &bdquo;sehr weh tun“.

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