Pr. Oldendorf-Getmold. Die krebskranke Steffi lacht nach Wochen das erste Mal wieder, als sie auf einem Pferd sitzt. Die fast blinde Viola lässt sich nicht unterkriegen. Für Jacqueline waren die letzten sieben Monate ihres Lebens trotz unheilbarer Krankheit noch lebenswert. Drei Frauen, drei Geschichten, eine Gemeinsamkeit. Sie alle wohnten im Haus von Familie Pape in Pr. Oldendorf-Getmold – einem Haus des Rückzugs, der Begleitung und des Abschieds von Schwer- und Todkranken. Zunehmend aber auch dem Haus, das für die deutschen Medien von großem Interesse ist.
Da das Medienecho auf die ehrenamtliche Arbeit des Vereins „Ein Lächeln für Dich" in der vergangenen Zeit so groß war, wurden viele Erkrankte, Angehörige und Freunde von Erkrankten auf das Hospiz in familiärer Atmosphäre aufmerksam. Doch das stellt die Familie vor ein großes Problem: „Unser Platz im Haus ist endlich", erklärt Frank Pape (49). Darum soll so schnell wie möglich angebaut werden: ein „Hospitorium", eine Mischung aus Hospiz und Rückzugsort.

Aber auch die finanziellen Mittel sind endlich. „Wir haben immer mehr Anfragen, aber nicht mehr Spenden", so Pape weiter. Genau darum hat sich die Unternehmerfamilie überlegt, eine eigene Kaffeerösterei zu gründen, aus deren Einnahmen die Arbeit in ihrem Haus und der Bau des „Hospitoriums" finanziert werden sollen.
Eine Mischung aus Hospiz und Rückzugsort
Um das Konzept und den Kaffee vorzustellen, lud Familie Pape jetzt Freunde und Interessierte ins Remarque-Hotel nach Osnabrück ein. Die Idee sei aus einer Laune heraus vor vier Monaten entstanden, erklärte Frank Papes Tochter Lola (20) den Gästen. Nicole Pape hätte mal einen Witz gemacht, eine Kaffeerösterei aufzumachen. Aus dem Witz wurde schnell ernst: Drei Monate lang besuchte die Familie Schulungen und eignete sich das Röst- und Barista-Handwerk an. „Für uns hat Kaffee eine ganz starke Kultur. Er wird in fast jeder Lebenslage getrunken", erklärt Nicole Pape.
Seit wenigen Tagen läuft nun der Kaffeeröster und die Website ist online. 5.000 Kaffeetrinker sollen vom Familienkaffee überzeugt werden und ihren Kaffee wechseln: vom Günstig-Kaffee aus dem Supermarkt zum biologischen und fair gehandelten Kaffee der Familie Pape.
Die Kaffeebohnen stammen aus einer Kooperation von Bauern aus Peru und Guatemala, die angemessen entlohnt werden. Familie Pape ist überzeugt, dass Unternehmer auch eine gesellschaftliche Verpflichtung haben.
Bei 5.000 Kaffeetrinkern kann ausgebaut werden
Wenn die Grenze von 5.000 Kaffeetrinkern erreicht ist, soll der Bau des „Hospitoriums" beginnen. Von einer Packung Kaffee gehen zwei Drittel des Gewinns in die Hospizarbeit. Über die Internetseite www\.familienroesterei\.dekann man sich den Kaffee nach Hause liefern lassen. „Die Idee ist, mit gutem Kaffee langfristig Partner der Hospizarbeit zu sein," sagte Pape. In der Röststube im Büro- und Wohnhaus in Getmold wird der Kaffee nicht nur geröstet, sondern auch mit Vanille, Zimt, Chili oder Kakao veredelt. „Dabei verzichten wir auf den künstlichen Sirup, der häufig bei Kaffee hinzugefügt wird", sagte Frank Pape.
Wichtig sei es, trotz „Hospitorium", den familiären Charakter des Hauses nicht zu verlieren. Bisher wird zusammen fern gesehen, es werden Ausflüge unternommen und jeden Tag wird miteinander gegessen.
Die Räume, in denen die Kranken wohnen, haben keine Ähnlichkeit mit üblichen Krankenhausfluren. Für Familie Pape sind die Erkrankten keine Patienten, sondern Gäste. „Die Verweildauer in unserem Haus liegt bei bis zu sieben Monaten, die in einem normalen Hospiz meist bei wenigen Wochen", sagte Nicole Pape (41).
Verweildauer der Gäste bis zu sieben Monate
Das Interesse am Kaffee der Familienrösterei im Remarque-Hotel war groß, sodass die Familie Pape mit Hoffnung in die Zukunft blickt. Aber sie wissen auch, dass die Anfragen auf ein Bett in ihrem Haus noch weiter zunehmen könnten, denn im Herbst 2020 kommt der Kinofilm zu Frank Papes Buch „Gott, du kannst ein Arsch sein" in die deutschen Kinos.
Dabei verrät der Cast schon, welche Dimension der Film haben wird: Mit Til Schweiger, Heike Makatsch, Jürgen Vogel und vielen weiteren Schauspielern spielt die Top-Riege des deutschen Films mit.