Wie sich Preußisch Oldendorfs Stadtmitte wandelt

Preußisch Oldendorf. Preußisch Oldendorf gehört zu den ältesten Orten in der Region. In einer Urkunde des Mindener Bischofs Milo wird das heutige Pr. Oldendorf erstmals urkundlich erwähnt – ebenso wie Levern, Wehdem oder auch Blasheim. In der Urkunde geht es um die Schenkung von Eigenkirche und Häusern im heutigen Levern durch den Ritter Worad an den Mindener Bischof. In nunmehr 1.056 Jahren hat sich das Bild der Ortschaft oft verändert. Gerade in den vergangenen Jahren und nun ganz aktuell ist das an Spiegelstraße und Mindener Straße zu sehen. Die Ursprünge von Preußisch Oldendorf dürften wohl in der Zeit vor 969 liegen. Historiker wie der langjährige Stadtheimatpfleger Dieter Besserer sehen die Wurzeln der Siedlung in jener Zeit, als die Franken die Sachsen missionierten – mit Worten, aber auch mit militärischer Gewalt. Die heutige Bundesstraße 65 war schon zu Zeiten des fränkischen Königs und späteren Kaisers Karl der Große eine wichtige Ost-West-Verbindung für das Militär und die Händler. Die B65 folgt im Gebiet der Stadt Pr. Oldendorf bis heute dem alten mittelalterlichen Verlauf – mit der 180-Grad-Kurve im Bereich von Kirche und Kirchplatz. Hier vermuten Historiker, dass für das in diesem Bereich stationierte fränkische Militär eine Kapelle gebaut wurde – geweiht dem in Franken populären Heiligen Dionysius. Die Ursprünge der heutigen St.-Dionysius-Kirche? Parkplatz und Supermarkt statt Traditions-Gasthaus Das zuletzt während der Gotik umgebaute Gotteshaus ist eine Konstante im Stadtbild. Fast, denn in jüngerer Zeit erhielt es eine Erweiterung im gotischen Stil nach Süden. Rund um die Kirche aber hat sich das Bild des Ortes verändert. Auch direkt am Kirchplatz. Das einstige Fachgeschäft Pott ist einem Neubau für die Volksbank-Filiale gewichen. Die bisherige Volksbank-Filiale keine 200 Meter weiter nordöstlich macht für den geplanten neuen Edeka-Markt Platz. Gleiches gilt auch für die frühere Post an der Ecke Mindener Straße/Spiegelstraße/Bremer Straße. Das viele Jahrzehnte alte Postgebäude und das keine 50 Jahre alte Bankgebäude prägten das Stadtbild in diesem Bereich – nachdem für den Bau dieser Gebäude einst noch viel ältere Fachwerkhäuser abgerissen wurden. Lesen Sie auch: Steht dieses Großprojekt in Preußisch Oldendorf vor dem Aus? Zu den Gebäuden mit langer Tradition, die ebenso für den geplanten neuen Edeka-Markt verschwanden, gehört das Gasthaus/Hotel Deeke, einst erstes Haus am Platze mit Jahrhunderte alter Tradition. Bei Deeke kehrte man ein, bei Deeke feierten Familien, Vereine und Institutionen wie die Feuerwehr. Deeke an der Mindener Straße, das war ein Betrieb, dessen Ruf über die Stadtgrenzen hinaus bekannt war und geschätzt wurde. Gleiches galt auch für die Geschäfte, wegen denen die Menschen aus dem Umland früher nach Pr. Oldendorf fuhren. Betriebe wie Meyersiek, wo es einst sogar Modellbahnen zu kaufen gab, sind verschwunden. Das Fachgeschäft Sander an der Bremer Straße, wo es unter anderem Gardinen und Bettwaren gab, machte einem Seniorenheim Platz. Das frühere Modegeschäft Vrehe an der Spiegelstraße ist ebenfalls schon Geschichte – an der Stelle steht heute ein Seniorenheim. Einen gravierenden Eingriff hatte das Stadtbild schon vor gut 20 Jahren. Damals wurde zugunsten des neuen Stadtzentrums und des Busbahnhofes die Hindenburghalle abgerissen. In der fanden über Jahrzehnte viele Feiern statt – unter anderem die Eröffnung des Pr. Oldendorfer Basars, des einstigen Jahrmarktes. Keine Straße für berühmten Sohn der Stadt Das Portal der Hindenburghalle mit seinen Säulen und dem kleinen Balkon hätte eigentlich erhalten werden sollen. Hätte, denn bei den Bauarbeiten wurde Kleinholz daraus gemacht. Versehentlich, wie es damals hieß. Geglaubt hat das damals längst nicht jeder in der Stadt. Zuletzt wurde in dem Bereich die kurz nach dem Ersten Weltkrieg gebaute Realschule abgerissen. 2025 machten Bagger dem Schulgebäude, mit dem viele Oldendorfer viele Erinnerungen verbinden, den Garaus. Lesen Sie auch: Preußisch Oldendorf: Mammutprojekt Kirchturm-Sanierung gestartet Im April 2004 beschloss die Politik auf Initiative des damaligen CDU-Ratsmitgliedes Thomas Kunzemann übrigens, den Marktplatz neu zu benennen. Im Bauausschuss stimmte eine Mehrheit für &bdquo;Professor Walter Baade-Platz“. Aus seiner Meinung zum Vorschlag Kunzemanns machte im April 2004 im Bauausschuss auch Helmut Recker (SPD) keinen Hehl: &bdquo;Es ist doch Blödsinn, den Platz überhaupt zu benennen. Das ist doch nur ein Parkplatz“. Aber die Mieter, eben die Märkte, bräuchten doch auch eine richtige Adresse, plädierte die CDU für den Kunzemann-Vorschlag. Die FWG wiederum war der Meinung: &bdquo;Der Platz soll einfach wie eh und je Marktplatz heißen“. Was daraus geworden ist? 2005 war der Walter-Baade-Platz aus dem Rennen. Ebenso wie der Wilhelm-Vortmeyer-Platz. Anfang 2006 verständigte sich die Politik darauf, den Namen Marktstraße zu verwenden. Walter Baade ist übrigens weiter ein vergessener großer Sohn Pr. Oldendorfs, auch wenn er als einer der bedeutendsten Astrophysiker des 20. Jahrhunderts gilt. Vergessen wie manche Gebäude, die einst das Stadtbild in Pr. Oldendorf prägten. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

Meistgelesen