In Preußisch Oldendorf sollen die schönsten Sozialwohnungen OWLs entstehen

Preußisch Oldendorf. Zwei Förderanträge sind bereits bewilligt, die Bearbeitung des dritten, entscheidenden Antrags geht aktuell in die heiße Phase. Sollte er bewilligt werden, und das hofft Bauherr und Investor Christoph Gürtas sehr, könnten die Handwerker &bdquo;in Wochenfrist“ mit den Arbeiten beginnen. Von da an plant er mit etwa 18 bis 20 Monaten Bauzeit. Auf den Hof aufmerksam geworden sei er mehr oder weniger zufällig. Der gelernte Maurer habe für den elterlichen Familienbetrieb gelegentlich einen Bauchemie-Händler in Bad Holzhausen aufgesucht. Als er an dem Hof gegenüber der Kirche vorbeifuhr, sei ihm aufgefallen, dass sich dort schon seit Längerem nichts getan habe. Anschließend habe er den Hof dann auf einer Kleinanzeigen-Plattform entdeckt. Damit sei das Interesse des erfahrenen Bauherren geweckt gewesen. Städtebauliche Missstände und unter Denkmalschutz stehende Gebäude seien sein Steckenpferd, sagt er. Im Raum Melle habe er sich durch die teils denkmalgerechte Sanierung verschiedener &bdquo;schwieriger Fälle“ bereits einen Namen gemacht. Behörde: &bdquo;Zu viel Idealismus“ In Bad Holzhausen plant er nun sein nächstes großes Projekt, für das er sich selbst hohe Ziele gesteckt hat. In einer Behörde habe man ihm, nachdem er von seinen Plänen berichtet hatte, etwa gesagt, das alles sei &bdquo;zu viel des Idealismus“. Beirren ließ er sich davon nicht. Er schmiedete weiterhin Pläne, reichte Förderanträge ein, holte Bad Holzhauser ins Boot und punktete bei den Bewohnern des Kurortes vor allem mit seiner Offenheit und seinem aufrichtigen Interesse an dem Stück Ortsgeschichte, das er mit dem Hof erworben hatte. Stadtheimatpfleger Sebastian Schröder sei nur einer derer, die er löblich erwähnen müsse, sagt Christoph Gürtas. Auch seine bisherigen Erfahrungen mit Stadtrat und Bürgermeister seien erfreulich gewesen, der Zuspruch von überallher groß. Dass der neue Eigentümer der zentral gelegenen Hofstelle die Dorfgemeinschaft dauerhaft mit ins Boot holen möchte, indem er auf dem Gelände einen Ort der Begegnung mit musealem Charakter schafft, trägt dazu bei. Hofstelle 1.000 Jahre in Familienbesitz So idealistisch und ambitioniert seine Vision von der Zukunft des Hofes ist, so umsichtig und sensibel geht er mit dessen Vergangenheit um. Es sei schade, dass die Geschichte der vorigen Eigentümer auf dem Hof endete, nachdem die Hofstelle rund 1.000 Jahre in Familienbesitz gewesen sei, sagt er. In den Gesprächen mit Sebastian Schröder habe er viel über die Historie des Hofes herausfinden können. Bis 2011 sei er einer der letzten beiden Milchviehbetriebe des Kurortes gewesen. Auch beim Ausräumen der Gebäude seien ihm Zeugnisse der historisch bedeutsamen Vergangenheit des Hofes und seiner Bewohner in die Hände gefallen. Ein Gratulationsschreiben etwa, das von Kaiser Wilhelm I. signiert war. Ob dieses zukünftig einen Platz im geplanten Begegnungsraum haben wird, wisse er noch nicht. Klar sei aber, dass ein solcher geschaffen werden soll. In ihm sollen nicht nur die zukünftigen Bewohner der geplanten 16 Wohneinheiten einen Gemeinschaftsraum finden, sondern auch die übrigen Bad Holzhauser jederzeit willkommen sein. Auf diese Weise könne der bewegten Vergangenheit der Hofstelle Rechnung getragen und zugleich seine neuen Bewohner in die bestehende Dorfgemeinschaft integriert werden. Dass der entstehende Wohnraum auf dem Hof Overmeyer sich gut in das dörfliche Umfeld des Kurortes einfügt, sei ihm ein großes Anliegen, betont der Bauherr. Sozialwohnungen für Singles und Familien Die entstehenden Wohnungen seien Sozialwohnungen, die für eine vielfältige Mieterstruktur konzipiert seien. &bdquo;Von der 50-Quadratmeter-Single-Wohnung bis zur 150-Quadratmeter-Familienwohnung ist alles dabei“, sagt er. Dabei sind die Wohnungen jeweils so geschnitten, dass sie den Bedürfnissen eines jeden Klientels gerecht werden. Auch Wohnungen, die speziell für Alleinerziehende konzipiert seien, sind demnach geplant. Darüber hinaus soll es Wohnungen für Familien mit Kindern, für Senioren und, gemäß dem Programm &bdquo;Housing first“, auch für Wohnungslose geben. Der kleinbäuerliche Charakter der Hofstelle sowie das Hofensemble sollen dabei erhalten bleiben. Auch die Streuobstwiese und der ehemalige Bauerngarten sollen wieder instandgesetzt werden. Durch Aufforstung mit alten heimischen Obstsorten und einer darunterliegenden Wildblumenwiese, in der nur Wege freigemäht werden sollen, möchte Christoph Gürtas nicht nur eine ländlich-romantisch anmutende Außenanlage, sondern vor allem Lebensraum für eine Vielzahl von Insekten und Vögeln schaffen. Aktuell habe der Hof keine Bewohner, auf die er während der Sanierungsarbeiten Rücksicht nehmen müsse, versichert er. Dank einer Übung, die die Feuerwehr in den leerstehenden Gebäuden durchgeführt hat und bei der auch Wärmebildkameras zum Einsatz kamen, weiß er, dass lediglich ein Waschbären-Paar in den Gebäuden heimisch war. Das aber habe sich zum Auszug entschieden, als es sich durch die ersten Aufräumarbeiten in seiner trauten Zweisamkeit gestört sah. Auch auf eine zusätzliche Versiegelung von Flächen wolle er im Sinne des Natur- und Klimaschutzes so weit wie möglich verzichten, sagt Christoph Gürtas. Erste mögliche Mieter im Blick Gedanklich vergeben hat er bislang erst eine der geplanten Wohnungen. Er habe Kontakt zu einer alleinerziehenden Mutter mit zwei beeinträchtigten Kindern, die eine 24-Stunden-Pflege durch Fachpersonal benötigen. Um wieder in der Nähe ihrer Eltern zu leben und ihr einen Wiedereinstieg in das Berufsleben zu ermöglichen, sei barrierefreier Wohnraum sowie ein zusätzliches Zimmer für das Pflegepersonal nötig. In der größten der geplanten Wohnungen wären alle Voraussetzungen für geeignete Wohnverhältnisse der jungen Familie erfüllt. &bdquo;Alles, was ich dafür tun kann, werde ich tun“, versichert der Eigentümer. Die letzte Entscheidung aber läge beim Sozialamt, das der Familie die Wohnung genehmigen muss. Nicht nur für sie, sondern für alle Menschen, die die Zukunft des Hofes prägen werden, ist Christoph Gürtas guter Dinge: &bdquo;Ja, es werden Sozialwohnungen und ja, es werden Sozialwohnungen in einem Kurort, aber wir wollen zumindest die schönsten Sozialwohnungen in OWL bauen“.

Meistgelesen