Preußisch Oldendorf. „Arsch huh, Zäng ussenander“ – für die ehemalige Grundschulrektorin Heidi Freudenstein ist es nicht das erste Mal, dass sie diese Worte in Preußisch Oldendorf mit Leben füllt. Schon im Jahr 2017, als sich die Grundschule unter ihrer Leitung dem Bündnis „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ anschloss, nutzte sie diese Zeilen als Slogan, den sie mit Kollegium und Schülerschaft sang. In Absprache mit den Urhebern und auf Initiative ihrer Mitstreiter Marius Maschmeyer und Inka Maschmeyer-Jockheck hat sie die Kölsche Aufforderung nun erneut aufgegriffen.
Wenn man über das Ergebnis der Europawahl verärgert ist und die große Zustimmung der AfD nicht gutheißen kann, dann hilft es nichts, sich am Küchentisch darüber auszulassen, fand Inka Maschmeyer-Jockheck. „Dann mach doch etwas dagegen“, forderte sie Ehemann Marius auf. Und das tat er. Schnell war die Telefonnummer von Heidi Freudenstein gewählt, bei der die beiden mit ihrer vagen Idee erwartungsgemäß „offene Türen einrannten“.
Schon mehrfach hat sich die ehemalige Leiterin der Grundschule Preußisch Oldendorf gegen rechtes Gedankengut engagiert. Zu ihrer Überraschung habe sie im Rahmen ihrer letzten Aktion festgestellt, wie viel Mut es von vielen Menschen erfordert, sich öffentlich zu positionieren, sagt sie. Nicht zuletzt aus diesem Grund entschieden sich die drei Engagierten dazu, keine Botschaft gegen etwas zu senden, sondern einen Anlass zu geben, sich für etwas einzusetzen.
Initiatoren hoffen auf Unterstützung
Als Inka Maschmeyer-Jockheck ihren Ehemann aufforderte, doch aktiv zu werden, schlug sie vor, etwas Musikalisches auf die Beine stellen. Für das Mitglied der beliebten Band 7Beats läge das schließlich nah. Aus dieser Initiaitividee heraus entstand so schnell die Vision von einem „Fest für Demokratie“, auf dem Menschen zusammenkommen und gemeinsam zeigen können, für welche Werte sie stehen. „Da zu sein reicht“, sagt Heidi Freudenstein. Wer zu dem Fest käme, der würde klar zeigen: „Ich stehe hinter dieser Botschaft“.
Der Rahmen soll mit einem Fest in „umsonst und draußen“-Manier vor dem Haus des Gastes positiv und familienfreundlich gehalten werden. Von 17 bis 22 Uhr sollen Menschen aller Altersgruppen gemeinsam feiern und Musik, Speisen und Getränke genießen. Damit die Gäste ausreichende Parkmöglichkeiten finden, bitten die Organisatoren, die Parkflächen am Sportplatz, Heddinghauser Straße 11, zu nutzen. Mit einer Hüpfburg soll auch bei den jüngeren Gästen für gute Stimmung gesorgt sein, während sich das ältere Publikum auf vier Acts freuen darf, die auf der Bühne vor der bis dahin nach Plan fertiggestellten Remise auftreten werden. Neben den 7Beats werden auch die Trommelgruppe Iwimo, die Band Groove Discovery und Uwe Müller für gute Stimmung sorgen, wenn es am 14. September heißt: „Arsch huh“ und „Zäng ussenander“ für die Demokratie.
Dafür sind die Initiatoren nicht nur bereit, den Organisationsaufwand zu schultern, sondern auch erhebliche Kosten zu stemmen. Mit rund 2.600 Euro schlägt das Fest für Demokratie bislang zu Buche und damit ist die Finanzierung noch nicht abgeschlossen. Ein weiterer Sponsor hat sich bereits gefunden, die Organisatoren hoffen auf weitere Menschen, die dazu bereit sind, nicht nur durch Anwesenheit ein Zeichen zu setzen, sondern auch mit finanzieller Unterstützung zur Umsetzung des Projektes beizutragen. Auch ohne Unterstützung, das machen sie deutlich, würden sie das Fest aber umsetzen.
Ein gemeinsames Zeichen setzen
Dank der Zusammenarbeit mit dem „KuK“, dem Verein für Kommunikation und Kultur Pr. Oldendorf e.V., können Spenden angenommen werden. Mit dem Verwendungszweck „Fest für Demokratie“ nimmt der KuK diese auf dem Vereinskonto entgegen, dessen IBAN Heidi Freudenstein gerne auf Anfrage an heidi.freudenstein@t-online.de herausgibt. Auch das Förderprogramm NRWeltoffen unterstützt das Projekt der engagierten Preußisch Oldendorferinnen und Preußisch Oldendorfer. Denn die haben ein klares Ziel: Zu verhindern, dass sich Geschichte wiederholt.
„Als Einzelner etwas zu sagen, ist schwer, aber als Gemeinschaft kann man laut werden“, sagt Marius Maschmeyer. Still zu bleiben und die Geschehnisse über sich hinweg rollen zu lassen, käme für ihn nicht infrage. Mit dem Fest möchten sie Gleichgesinnten zeigen, dass sie viele sind. „Wir möchten Menschen einladen, dazuzukommen und zu sagen: Wir auch“, macht Heidi Freudenstein deutlich.
Auch seitens der Stadtverwaltung würden sie für ihr Vorhaben Zuspruch und Unterstützung erfahren. Was jetzt noch fehlt, seien viele Besucherinnen und Besucher, finanzielle Beteiligung und hoffentlich gutes Wetter.