Kommentar Plötzliche Schließung eines Altenheims in Minden-Lübbecke ist eine Frechheit

Preußisch Oldendorf. "Einen alten Baum verpflanzt man nicht.“ Dieser Satz geht einem immer wieder durch den Kopf, wenn man an das Schicksal der Bewohner des Kastanienhofes denkt. Nicht nur für sie, sondern auch für die Angehörigen muss der Gedanke an den erzwungenen Ortswechsel wohl kaum zu ertragen sein. Doch in Bad Holzhausen passiert genau dies: Ältere Menschen werden vor die Tür gesetzt, innerhalb von zwei Monaten. Ohne Erklärung. Eine Frechheit. Wenn ein Pflegeheim schließt, ist das eine Tragödie für Bewohner und Angehörige. Jeder, der sich schon einmal mit dem Thema Altenpflege beschäftigt hat, weiß: Nichts zählt so sehr wie ein sicherer Heimplatz, um dem pflegebedürftigen Familienmitglied den Lebensabend so angenehm und stressfrei wie möglich zu organisieren. Besonders wichtig ist dabei die Nähe zu Angehörigen. Verwandte und Freunde der Kastanienhof-Bewohner profitieren von der Lage des Heims im Herzen von Bad Holzhausen: Direkt vor der Tür der Bahnhof mit Anbindung etwa Richtung Bielefeld. Tragödie für Bewohner und Angehörige Was entsetzt und wütend macht, ist die Art und Weise des Vorgehens des Kastanienhof-Betreibers. Mit einem lapidaren Brief bekamen Bewohner die Kündigung des Heimplatzes, ihres letzten gewählten Zuhauses, mitgeteilt. Völlig überraschend. Keine Vorzeichen für eine baldige Schließung, kein vorheriges Gespräch. Die Mitarbeiter wurden bei einer außerordentlichen Dienstversammlung über die Schließung informiert. Dabei waren kurz zuvor noch neue Kräfte eingestellt worden. Auch beim Kreis Minden-Lübbecke, bei der WTG-Behörde (früher: Heimaufsicht), wurde man kalt erwischt von der kurzfristigen Schließung des Kastanienhofes, die bei Weitem nicht üblich sei. Zwar habe der Betreiber, die G & M Unternehmensberatung mit acht weiteren Einrichtungen in Niedersachsen, NRW und Schleswig-Holstein die Schließung ordnungsgemäß angezeigt und die Kündigungsfrist von vier Wochen eingehalten. Schwer verständlich, dass Mieter einer normalen Wohnung einen deutlich besseren Kündigungsschutz haben als die älteren Menschen in Heimen. Weiteres Heim innerhalb von zwei Monaten geschlossen Gründe für die Schließung muss der Betreiber nicht angeben. Auskunft darüber gibt er auch nw.de auf mehrfache Nachfrage nicht. Während andere Betreiber bei einer Schließung wenigstens öffentlich Bedauern äußern und versuchen sich zu erklären, kommt von der Kastanienhof-Betreiberfirma aus Hannover: nichts. Offenbar wird es schwieriger, mit kleinen Häusern wie dem Kastanienhof Profit zu machen. Auch das Seniorenpflegeheim Provitalis in Twistringen mit zuletzt 30 Bewohnern hat derselbe Träger aus Hannover kurzfristig zum 1. März geschlossen. Das Kündigungsschreiben bekamen die Angehörigen am Silvestertag – also ebenfalls nur zwei Monate vorher. Glücklicherweise haben alle Kastanienhof-Bewohner ein neues Zuhause in Aussicht. Was aber wohl weniger auf das Bemühen des Kastanienhof-Betreibers als vielmehr auf das Engagement der Angehörigen und das Entgegenkommen anderer Altenheimbetreiber zurückzuführen ist. sandra.spieker@nw.de

Kommentar Plötzliche Schließung eines Altenheims in Minden-Lübbecke ist eine Frechheit

Mehr zum Thema

Newsletter Lübbecker Land

Wunderbar. Fast geschafft!