Meier oder Meyer – woher die Familiennamen im Lübbecker Land kommen

Pr. Oldendorf. Meier oder Meyer und davon abgeleitete Bezeichnungen sind häufige Familiennamen im Lübbecker Land. Warum ist das so? Sie haben sich umgangssprachlich entwickelt und wurden später in staatlichen Verzeichnissen, so das Urbar des Amtes Reineberg von 1646 und das Ravensbergische Urbar von 1556, und in Kirchenbüchern übernommen. Mit der Herkunft dieser bäuerlichen in ganz Westfalen vorkommenden Namen hat sich unter anderem Leopold Schütte aus Münster befasst. Größter Grundbesitzer wurde nach der Eroberung Sachsens durch Karl den Großen der Bischof von Minden. Sein logistisches Problem, wie die Abgaben der verstreut liegenden Bauernhöfe an den bischöflichen Hof gelangen konnten, wurde mit dem "Villikationsverband" gelöst. Ein großer Herrenhof in einer Bauerschaft war nun der Villikationshaupthof. Auf ihm wurde ein unfreier bäuerlicher "Meier" (Villicus) eingesetzt. Er war nun absetzbarer Gefolgsmann des Bischofs und rangierte sozial über seinen Standesgenossen. Es kam zu Veruntreuungen Diesem Herrenhof wurden die in der Nähe liegende Bauernhöfe zugeordnet. Der Meier musste die Abgaben dieser Höfe einziehen und an den bischöflichen Hof liefern. Solche Höfe gab es auch im Lübbecker Land. Sie sind in späteren Registern mit der Bezeichnung zum Beispiel "Meier zu Offelten" überliefert und weiter auch in Destel/Twiehausen, Vehlage, Oberbauerschaft, Börninghausen und Holzhausen. Es waren fast immer die an Landbesitz größten Höfe, wie sich an der späteren Kontributions-Nr., etwa Nr. 1, 2 oder 3, ablesen lässt. Darüber hinaus gab es bischöfliche Haupthöfe mit gleichen Funktionen, auf denen Meier saßen, so in Dielingen, Hedem, Levern, Alswede und Schnathorst. Im Münsterland war nicht der Name &bdquo;Meier“ sondern &bdquo;Schulte“ üblich. In der bäuerlichen Sozialstruktur nahmen die Haupthöfe eine gehobene Stellung ein. Die Meier sahen sich als bischöfliche Beamte und beanspruchten die Erblichkeit der Funktion. Einige Familien stiegen in den Adelsstand auf. Es kam zu Veruntreuungen der Meier, denen Bischof Konrad von Rüdenberg 1213/16 die Exkommunikation androhte. Auch aus anderen Gründen wurden die Villikationen im 13. Jahrhundert weitgehend aufgelöst. Unterscheidung nur an Vornamen möglich Diese verhältnismäßig wenigen Meier erklären aber nicht die heutige Häufigkeit des Namens. Dies kam durch die Fortentwicklung der Grundherrschaft durch die Einführung des "Meierrechtes". Der große Haupthof wurde nach der Auflösung der Villikationen häufig geteilt. Die einzelnen Höfe wurden an Gefolgsleute und Ministeriale des Bischofs verlehnt. Die neuen, häufig adeligen Besitzer vergaben die Höfe an bäuerliche Pächter nach dem Meierrecht. Ursprünglich hatten diese Pächter, wie die alten Meier, kein Erbrecht und mussten nach Ablauf der Pachtfrist den Hof wieder neu anpachten. Die Neuanpachtung des alten Pächters wurde aber die Regel und entwickelte sich zum Erbrecht, wovon die Bezeichnung &bdquo;Erbpächter“ stammt. Die Masse der Bauernhöfe wurden nun nach Meierrecht vergeben. Die bäuerlichen Erbpächter wurden nun auch Meier genannt. Sie waren nur durch die Vornamen zu unterscheiden. Aber auch dies reichte nicht aus, um die Massenhaftigkeit des Namens Meier zu erklären. Beginn der Zersiedelung Siedlungsgeschichtlich wurden nämlich die ältesten und größten Höfe Vollerben/Halberben oder Vollmeier/Halbmeier genannt. Durch den Bevölkerungszuwachs wurden neue Hofstellen gegründet, die aber nicht die Hofgröße der Erben oder Meier hatten. Sie lagen im Dorfverband und wurden Kötter genannt. Ab dem 15. Jahrhundert kam es zunehmend zur Bildung von Markköttern. Sie lagen in der allgemeinen Mark und nicht mehr im Dorfverband. Dies war der Beginn der Zersiedlung des Lübbecker Landes. In den Katastern des 16. und 17. Jahrhunderts ist erstmalig der umgangssprachliche Name, der Status und die Steuerzahlung der Höfe festgehalten. Die Klassifizierungen wurden häufig genannt. 1556 werden in Heddinghausen Höfe mit dem Namen und dem Status aufgezählt: "Herman Meier, meier. Heinrich Meier, meier. Johan Bringkwat, meier." Meier war hier einerseits Hof- und Personenname wegen des Meierrechtes und die Zugehörigkeit zur sozialen Klasse der Vollmeier. Schnelle Verbreitung mancher Namen Ein weiterer massiver Schub der Meier-Namen gab es durch die Anwendung des Meierrechtes auch auf Höfe wie die Kötter und noch kleinere Höfe. Auch sie wurden nach dem Meierrecht verpachtet. Umgangssprachlich enthielten diese Namen auch die Bezeichnung &bdquo;meier“. Diese zusammengesetzten Meier-Namen sind sehr häufig. Der "Bekemeier" lag an einem Bach. Der "Borgmeier" lag an einer Burg. Durch die Erblichkeit der Namen verbreiteten sich diese Namen rasch auch auf Nachkommen, die keine Bauern mehr waren. Die alten Villikationshaupthöfe mit ihren Meiern hatten aber noch besondere Funktionen ab der Zeit der Christianisierung. Durch den Hochadel und die Bischöfe von Minden wurden häufig auf diesen Höfen Kirchen angelegt. Von einigen dieser alten Villikationshaupthöfe ist der Standort bekannt, so in Holzhausen und Börninghausen. 1310/1320 ist eine Kurie des Bischofs von Minden in Holzhausen im Besitz der adeligen Familie Schele nachgewiesen. Dies war der frühere Villikationshaupthof des Bischofs von Minden in Holzhausen, der 1556 genannte "Jurgen Meier zu Holthuisen". Hof liegt noch immer an der B65 Dieser Hof lag und liegt noch heute an der B65, dem alten Hellweg, unmittelbar nördlich der Holzhauser Kirche. Er hieß bis in die Gegenwart &bdquo;Overmeyer“ und liegt an der Berliner Straße 32. Man wusste also von alters her, dass dieser Hof früher ein "Obermeier" über die anderen Höfe war. Die Holzhauser Kirche wurde also auf dem Grund dieses Hofes von einem Mindener Bischof gegründet. Auch in Börninghausen gab es 1556 einen &bdquo;Diterich Meiger zu Borneckhusen“. Ursprünglich Eigentum des Bischofs von Minden, gehörte er ab dem 13. Jahrhundert den Burggrafen von Stromberg/Rüdenberg. Dieser Hof war früher der Villikationshaupthof des Amtes Börninghausen mit Unterhöfen in Börninghausen und Eininghausen, heute Friedrich-Wilhelm Meyer, An der Kirche 8. Auf dem Hofgelände wurde von dem Mindener Bischof Konrad I. von Rüdenberg (1209-1237) eine bischöfliche Eigenkirche gegründet. Davon ist der heutige spätromanische Altarraum der Börninghauser St. Ulricus-Kirche noch erhalten.

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