Mord durch Defibrillator? Tatort-Folge ängstigt Bad Oeynhausener Herzpatienten

Bad Oeynhausen. Was die ARD im vergangenen Zürcher Tatort zeigte, sorgt bei Herzpatienten möglicherweise für mehr Aufregung als gewünscht. Nicht für eine wohlige Gänsehaut, wie sie sich beim allwöchentlichen Sonntagskrimi einstellt, wenn er spannend inszeniert ist. Sondern auch für echte Sorgen, ob sich in ihrem Herzschrittmacher nicht eine Todesfalle verbergen könnte. Auch einige Patienten des Herz- und Diabeteszentrums in Bad Oeynhausen sind unter den besorgten Zuschauern – sie wollten wissen, ob sie als Träger eines Implantats nun gefährdet seien, berichtet Philipp Sommer, Direktor der Klinik für Elektrophysiologie und Rhythmologie des HDZ. Und dieser Tatort-Plot ist der Grund dafür: In der Schweiz brechen mehrere Menschen plötzlich tot zusammen; sie alle tragen den implantierten Kardioverter-Defibrillator eines bestimmten Herstellers, ein Gerät, das im Notfall lebensbedrohliche Herz-Rhythmusstörungen durch einen Stromstoß behebt – ähnlich wie ein Herzschrittmacher. Unbekannte Hacker haben ein Virus auf dessen Software gespielt, mit dem sie ihn so manipulieren können, dass er einen tödlichen Schock auslöst. Die Hacker fordern anonym einen dreistelligen Millionenbetrag in Kryptowährung, ansonsten die Mordserie auf weitere Träger des Defibrillators ausgreift. Mehr zum Thema Herzgesundheit: So geht Herzvorsorge - spätestens ab 50 Szenario im &bdquo;Tatort“ löst in Bad Oeynhausen Unbehagen aus Mit gleich drei großen Ängsten spielt der Tatort: Ein technisches Gerät, implantiert und ans wichtigste menschliche Organ angeschlossen, spielt verrückt. Perfide manipuliert tötet es durch Strom, was Assoziationen an Folter- und Hinrichtungsmethoden weckt. Und schließlich eine ominöse Hacker-Macht im Hintergrund, die die Fernsteuerung aus dem Darknet vornimmt. Bei aller Schauerfantasie der Drehbuchautoren: Wer die Nachrichten verfolgt, durfte sich vor allem bei Letzterem fragen, ob im Angesicht hybrider Kriegsführung – Drohnen, Anschläge auf öffentliche Infrastruktur und Störungen von Funkverbindungen – nicht tatsächlich auch Medizingeräte ins Visier von Sabotage geraten könnten. Wohl auch deshalb hat die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie eine vorbereitete Stellungnahme versendet. Auch wenn das Szenario im Tatort Unbehagen auslöst, weil es Fakten und Fiktion auf plausible Weise vermischt, fällt eine Risikoabwägung ihr zufolge klar zugunsten des Geräts aus: Nicht ein einziger Fall eines Fremdzugriffs auf die Systeme sei bisher berichtet worden, dagegen würden sie tägliche viele Leben retten. Lebensretter-Projekt in Bad Oeynhausen: Defibrillatoren: Lebensrettendes Netzwerk ist in Bad Oeynhausen kaum bekannt HDZ-Experte aus Bad Oeynhausen erklärt Sicherheitsstufen Zwar sei es theoretisch möglich, Defibrillatoren und Herzschrittmacher mit einem Hack anzugreifen, das wurde sogar in Tests belegt. Allerdings sind die Geräte mehrstufig gesichert, was eine gezielte Attacke sehr unwahrscheinlich macht. Was genau das bedeutet, erklärt Philipp Sommer auf Nachfrage der NW. Es bedürfe immer einer Autorisierung, dem sogenannten digitalen Handshake, ein physischer Kontakt zwischen programmierendem Computer und Implantat. Das heißt: &bdquo;Ohne diesen quasi mechanischen Kontakt zum Patienten ist keinerlei Veränderung der Programmierung dieser Geräte möglich.“ Sommer betont, dass man sich der Bedrohung organisierter Angriffe im Rahmen hybrider Kriegsführung bewusst sei. Gerade darum lege man auch höchste Sicherheitsstandards an die Informationstechnik an. Die Implantate könnten etwa nur PDF-Dokumente an die Klinik senden, aber ohne die Autorisierung keine Befehle empfangen. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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