Neue Ideen: Bahnstrecke Bad Holzhausen - Bohmte könnte wiederbelebt werden

Pr. Oldendorf/Lübbecker Land. Mit dem Zug von Pr. Oldendorf nach Osnabrück? Das Auto stehen lassen und per Bahn zur Arbeit im angrenzenden Niedersachsen? Für viele Menschen in dieser Region wäre das verlockend. Ein großer Schritt in die Richtung ist bereits gemacht: Der Zustand der Schienen auf der Strecke der Wittlager Kreisbahn ist so gut wie neu. Die Gleise wurden in den vergangenen Jahren umfangreich saniert. Und so nehmen die Bahnbefürworter einen neuen Anlauf für die Wiederbelebung der Bahnstrecke Bad Holzhausen - Bohmte. Demnach könnten dort schon bald Züge rollen. "Regio-S-Bahn OWL" heißt das Konzept, das der Verkehrsclub Deutschland (VCD) und der Fahrgastverband Pro Bahn mit dem OS-Bahnkonzept auf niedersächsischer Seite verknüpfen möchten. Für diese Region heißt das: Die Strecke Bad Holzhausen über Pr. Oldendorf und Bad Essen nach Bohmte soll reaktiviert und in den Takt integriert werden. "Wir müssen grenzübergreifend denken", sagt Rainer Engel vom Fahrgastverband Pro Bahn. Ostwestfalen sei größer und höre nicht am Wiehengebirge auf. "Wir müssen grenzübergreifend denken" Andere Beispiele in der Region würden hoffnungsvoll stimmen. So verzeichne der Streckenabschnitt Dissen - Bad Rothenfelde - Osnabrück des reaktivierten "Haller Willem" stetig wachsende Fahrgastzahlen. Der Nachbarlandkreis wisse, "wie Bahn geht", so Engel. Und auch die Tecklenburger Nordbahn soll für den Personenverkehr reaktiviert werden. Hier sei das Kosten-Nutzen-Verhältnis mit 1,6 bewertet worden. "Da möchten wir natürlich Ideen abgreifen für die Strecke Bad Holzhausen - Bohmte", sagt Thomas Dippert vom Kreisverband Minden-Lübbecke Herford des VCD. Nach einer Wirtschaftlichkeitsanalyse im Jahr 2015 hat eine Reaktivierung der Wittlager-Kreisbahn-Strecke für den Personenverkehr wie berichtet insbesondere durch zu hohe Investitionskosten ein negatives Kosten-Nutzen-Verhältnis aufgewiesen. Doch seitdem hat sich einiges getan. "Die technologischen Neuerungen sind sehr zum Vorteil", so Dippert. Die Verkehrsgesellschaft Landkreis Osnabrück (VLO), der die Strecke der ehemaligen WKB gehört, hat in den vergangenen Jahren die Schienen grenzübergreifend nach und nach saniert. Mit üppigen Fördergeldern in Höhe von 90 Prozent. Und in erster Linie für den Güterverkehr, der schon auf dem niedersächsischen Teil der Strecke rollt. Strecke wurde nach und nach mit Fördergeldern saniert Beflügelt werden die Pläne der Bahnexperten nun auch durch die Ankündigung der Eurobahn, die Triebwagen 2027 auf der Strecke Rahden - Bielefeld (RB 71) auf Akkubetrieb umzustellen. Die seien "emissionsfrei und sprintstark", wie Dippert sagt. Erste Triebwagen dieser Art würden bereits in Schleswig-Holstein eingesetzt. So könnten in Bünde und in Bohmte "die Bügel hochgemacht" werden, sagt Rainer Engel - sprich: die Batterien nachgeladen werden. Die hätten eine Reichweite von 80 bis 120 Kilometern. Für das Konzept ideal wäre der Einsatz von Flügelzügen, so die Bahnexperten. Der große Vorteil: Das Umsteigen würde verringert. So könnten zwei Flügeleinheiten Bielefeld verlassen und bis Bad Holzhausen fahren, ein Teil fahre dann Richtung Bohmte, ein weiterer Richtung Rahden, erklärt Dippert. Von Lübbecke nach Bohmte müsse man dann einmal umsteigen, von Pr. Oldendorf nach Bielefeld könne man sogar sitzen bleiben. "Dieser nahtlose Übergang wäre ein Riesenvorteil", so Dippert. Akku-Triebwagen für den Klimaschutz Vor allem touristisch gesehen wäre das Konzept interessant, sagt Klaus Haasis von der Initiative "Wittlager Kreisbahn". In zwei Stunden wäre man in der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover, die Tourismusziele Bad Essen und Pr. Oldendorf wären besser erreichbar. Derzeit sei der ÖPNV hier "abenteuerlich". Rainer Engel: "Wir sind nicht das platte Land. Das fängt irgendwo hinter Rahden an." "S-Bahn" sei ein richtiger Begriff für das Konzept und den durchaus wirtschaftsstarken Raum hierzulande. Dippert nennt Namen wie Kesseböhmer in Dahlinghausen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern oder Homann in Lintorf mit mehr als 500 Mitarbeitern. Das alles seien Potenziale, die den Kosten-Nutzen-Faktor auf der Strecke "deutlich über 1 schieben" würden. Kosten-Nutzen-Faktor "deutlich über 1" Bei den beiden Bürgermeistern in Pr. Oldendorf und Bad Essen, Marko Steiner und Timo Natemeyer, hätten sie bereits offenen Türen eingerannt, so Dippert. Und auch mit weiteren Mandatsträgern sei man im Gespräch. Der Aufwand, die Strecke wieder in den Betrieb zu nehmen, sei deutlich kleiner als noch vor Jahren. Beziffern wollen die Bahnexperten die noch nötigen Investitionen auf Nachfrage aber nicht. Unter anderem müssten einige Bahnsteige erhöht werden, und möglicherweise in Rabber müsste ein Kreuzungsbahnhof eingerichtet werden. Und auch die Signalanlagen müssten umgestellt werden, dass die Geschwindigkeit von derzeit 30 km/h auf 80 erhöht weden könne, sagt Haasis. "Das ist alles kein Hexenwerk." RainerEngel mutmaßt aber, dass "die VLO es wahrscheinlich zu zwei Dritteln des Preises der Deutschen Bahn" schaffen würde. Die Bahnbefürworter sind sich einig: Der Wille der Politik muss da sein. Die Region sollte sich zu Wort melden, um zum Zug zu kommen.

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