Weiterer schwerer Unfall: Wie gefährlich sind die Straßen für Radfahrer?

Lübbecker Land. Gefühlt häufen sich die Unfälle mit Radfahrer im Lübbecker Land in den vergangenen Tagen. In Espelkamp gerät ein Radfahrer unter einen Sattelschlepper, in Stemwede kollidieren eine Rennradfahrer und eine Rollerfahrerin, in Alswede wird eine Radfahrerin bei einem Zusammenstoß mit einem Auto schwer verletzt, in Espelkamp starb jetzt ein 13-jähriger Radfahrer an den Folgen eines Unfalls. Ob Radunfälle zunehmen und wie gefährlich die Straßen im Lübbecker Land für Radfahrer sind, hat nw.de nachgefragt. Die Kreispolizeibehörde Minden-Lübbecke habe im vergangenen Jahr kreisweit insgesamt 393 Verkehrsunfälle unter Beteiligung von Rad- beziehungsweise Pedelecfahrern registriert, teilt Ralf Steinmeyer, Pressesprecher der Kreispolizeibehörde Minden-Lübbecke, mit. "Im Jahr 2019 waren es mit 378 etwas weniger. 2018 waren es mit 458 deutlich mehr." Bei 393 Unfällen verloren zwei Menschen ihr Leben Bei den 393 Unfällen hätten zwei Menschen ihr Leben verloren. 63 seien schwer und 228 Personen leicht verletzt worden. Zudem seien von den 393 Unfällen 87 sogenannte Alleinunfälle gewesen. "Die hohe Zahl der verunglückten Fahrradfahrer bereitet uns grundsätzlich Sorgen", so Steinmeyer. Die aktuelle Entwicklung von Januar bis Mai sorge für einen positiven Trend: In dem Zeitraum habe es kreisweit 100 Unfälle unter Beteiligung von Radfahrern gegeben. "Dabei wurden 15 Menschen schwer und 64 leicht verletzt." Im gleichen Zeitraum 2020 hätten die Beamten noch 133 Unfälle mit Radfahrern aufgenommen. Der positive Trend spiegele sich auch bei den Zahlen im Altkreis wieder. In den ersten fünf Monaten 2020 seien 47 Unfälle gezählt worden. "Jetzt sind es fünf weniger", so Steinmeyer. Die Unfallursachen seien vielfältig. So tauchten unter anderem immer wieder die Radfahrer selbst als Verursacher des Unfalls in der Statistik der Kreispolizei auf. Im Jahr 2020 sei dies 214 Mal der Fall gewesen. "Also knapp über die Hälfte aller Unfälle." "Nicht jede Stelle, an der ein Unfall geschieht, ist automatisch eine Unfallhäufungsstelle" Unfallhäufungspunkte in Bezug auf Radfahrerunfälle lägen für die Kommunen Hüllhorst, Lübbecke, Pr. Oldendorf, Espelkamp, Rahden und Stemwede nicht vor. "Aber nicht jede Stelle, an der öfter ein Unfall geschieht, ist automatisch eine Unfallhäufungsstelle." Für diese Einordnung müssten bestimmte Kriterien erfüllt sein, die unter anderem auf den Zeitraum und den gleichen Unfalltyp abstellen. Verkehrsunfälle mit Radfahrern würden häufig im innerstädtischen Bereich geschehen. Hier sei der Verkehr in einem begrenzten Verkehrsraum dichter und die Verkehrsführungen mit diversen Einmündungen, Kreuzungen, Kreisverkehren, Ampelanlagen und Ähnlichem deutlich anspruchsvoller für alle Verkehrsteilnehmer. Dies bestätige auch die aktuelle Unfallentwicklung in den vergangenen Wochen. Zu beobachten sei: In den Städten Espelkamp, Rahden und Lübbecke gebe es eine geringfügige Konzentration der Unfälle mit Radfahrern. Geringfügige Konzentration von Unfällen in Lübbecke, Rahden und Espelkamp Den innerstädtischen Bereich stellten auch die Verantwortlichen der Initiative "pro Fahrrad" aus Lübbecke in den Mittelpunkt. Problematisch sei aus ihrer Sicht, dass man beispielsweise auf der B 239 bergauf als Radfahrer auf der Straße fahren soll. Bergab gebe es das gleiche Problem. Zwar sei auf der Barre- und Smurfit Kappa-Seite der Bürgersteig freigegeben, aber da gebe es einige Ausfahrten und unübersichtliche Stellen, heißt es von der Initiative. Vergangenes Jahr habe es auf dem Fuß-/Radweg an der B 239 einen schweren Unfall gegeben, bei dem ein Fußgänger und ein Radfahrer kollidierten, sagt Petra Spona, Sprecherin von "pro Fahrrad" in Lübbecke. "Getrennte Radwege sind schön, aber dennoch sehr gefährlich, wenn sie zu schmal sind und das ist der dortige - beidseitig für Fuß- und Radfahrer." "Getrennte Radwege sind schön, aber dennoch sehr gefährlich, wenn sie zu schmal sind" Ansonsten stelle sich bei der Frage, wo gefährliche Stellen für Radfahrende sind, oft die Frage, für welche Radfahrenden, sagt Spona. Beispiel Gehlenbecker Straße: Auf der Straße sei es nicht grundsätzlich gefährlich. Auf dem Fußweg dagegen, der offen sei, sei es gefährlich wegen der viele Einmündungen und Hauseinfahrten. "Autos fahren meist oft direkt bis zur Straße vor und queren damit schon den Fußgängerbereich", so Spona. Ein Hauptproblem scheine zu sein, dass die Autofahrer auf solchen großen Hauptverkehrsstraßen ihr &bdquo;Recht der Stärkeren" viel rücksichtsloser ausspielen würden als beispielsweise in kleinen Siedlungsstraßen. Auch schwierig sei laut den Aktiven von "pro Fahrrad", wenn man als Radfahrer in Lübbecke vom ZOB kommend auf der Bahnhofstraße geradeaus über die Kreuzung mit der B 65 möchte. Da stehe man auf einem kleinen Streifen und warte, dass die Ampel grün wird. Die Rechtsabbiegerspur 30 Zentimeter daneben bekomme aber schon vorher oder zwischendurch grün. Da müsse man gut aufpassen. Bezüglich der Unfälle mit Radfahrern in Lübbecke hat die Initiative die Daten vom Statistischen Bundesamt ausgewertet und hier für 2019 dokumentiert: https://www.pro-fahrrad-lk.de/service/unfaelle/

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