Pr. Oldendorf

Langsames Internet - Menschen in Hedem sind genervt

Die Dorfgemeinschaft Hedem lädt zum Breitbandgespräch. Experten des Kreises, der Stadt und der Wirtschaft informieren und diskutieren mit den Teilnehmern.

Enrico Nauen (links), Breibandbeauftragter des Kreises Minden-Lübbecke, informierte ausführlich und stand Rede und Antwort. | © Stephan Pfeiffer

17.03.2020 | 17.03.2020, 10:00

Pr. Oldendorf-Hedem. Graue Flecken auf weißer Wäsche nerven. Noch mehr nerven „graue" oder gar „weiße Flecken", wenn es ums schnelle Internet geht. Das bedeutet nämlich, dass es darum - vor allem in ländlicheren Gebieten - schlecht oder gar nicht bestellt ist. Immer noch ist ein bundesweit flächendeckendes Glasfasernetz nicht in Sicht. Viele fühlen sich deshalb abgehängt vom schnellen Informationsfluss und einem nachrichtengetriebenen Weltgeschehen oder können nicht vernünftig von zu Hause aus arbeiten.

Die Hedemer nervt das schon lange - und zwar gewaltig. Am Donnerstagabend veranstalteten sie ein „Breitbandgespräch" in der Alten Schule - eine Informationsveranstaltung mit anschließender Diskussionsrunde rund ums Thema „schnelles Internet". Enrico Nauen (Breitbandbeauftragter des Kreises), Michael Reimann (Stadt Pr. Oldendorf) und Uwe Krabbe (Geschäftsführer der Firma Internexio) sprachen über den Stand der Dinge, warfen einen Blick in die Zukunft und stellten sich den Fragen der 50 Anwesenden.

Drei Szenarien sind denkbar

Drei Szenarien eines möglichen Ausbaus sind denkbar. Enrico Nauen schilderte zwei davon ausführlich:

1. Die Bundesförderung: Sie könnte im kommenden Sommer anstehen und einen Ausbau im Gigabit-Bereich bedeuten. Dann werde dort ausgebaut, wo es noch keine Gigabit-fähige Förderung gebe. Hedem habe hierbei sehr gute Chancen, doch der Zeitfaktor sei ein Problem: bis zu zwei Jahren könne es bis zum Baubeginn dauern; zudem brauche die Gemeinde dafür den politischen Auftrag, denn zehn Prozent des Förderaufkommens müsse die Stadt Pr. Oldendorf tragen.

2. Ein „Public Privat Partnership" (PPP) zwischen Internexio und der Stadt Pr. Oldendorf: Dies könne sofort umgesetzt werden; die derzeit gelegte Trasse durch den Ortskern bilde die Grundlage für einen weiteren Ausbau. Doch Tiefbau sei teuer und Tiefbaufirmen derzeit ausgelastet. Aktuell liegen die Anschlusskosten pro Haushalt bei etwa 7.500 Euro; wenn in der Stadt und den angrenzenden Gebieten ebenfalls ausgebaut würde, könnten die Kosten auf den für den Altkreis üblichen Durchschnittspreis von etwa 3.850 Euro sinken. Beim PPP gehe die Stadt eine Partnerschaft mit Internexio ein, übernehme die Hälfte der Kosten, sei dafür aber auch zur Hälfte Besitzer des Netzes und könne vom Verkauf und der Vermietung profitieren.

3. Eine dritte Möglichkeit sei der eigenwirtschaftliche Ausbau durch einen Drittanbieter, etwa durch die „Deutsche Glasfaser": Geschäftsführer Uwe Krabbe beschrieb die Vorgehensweise von Internexio. Es werde ein komplett neues, modernes 100-Gigabit-Netz gebaut; alle Kunden bekämen einen 10-Gigabit-Anschluss und könnten dann die Leistung ihres Anschlusses frei wählen. Jedes Haus bekäme eine Glasfaserleitung, weitere Leitungen könnten danach vom Kunden in den Räumlichkeiten verteilt werden. Es könne sofort mit dem Ausbau begonnen werden, und bereits jetzt liege ein Plan vor, der jedes Haus im Altkreis Lübbecke erfasse.

Anbieter "eifel-net" sei nicht tragbar

Michael Reimann betonte, dass die Stadt den gesamten städtischen Bereich im Blick habe und zunächst die Planung betrachtet werden müsse. Ein Ausbauplan liege noch nicht vor, grundsätzlich sei der Bürgermeister für die Thematik offen.

Die anschließende Diskussionsrunde bot Gelegenheit zum Austausch. Es gebe in Hedem zur Zeit keine Alternative für gutes Internet, hieß es von einer Seite - der Anbieter „eifel-net" sei „nicht tragbar" und LTE funktioniere nur bedingt. „Zu Stoßzeiten liegt das Netz lahm", lautete das Resümee. Weitere Stimmen aus der Runde: „Wenn heute jemand eine Immobilie kaufen will, fragt er zuerst, ob Glasfaser liegt." „Was nützt mir schnelles Internet in Pr. Oldendorf oder Lübbecke, wenn ich es hier brauche? Ich muss hier Home-Office machen - gerade jetzt, wo Corona die Runde macht. Um in Hedem gut leben zu können, brauche ich auch gutes Internet." „Ich werde immer wieder gezwungen, etwas anderes auszuprobieren, weil nichts richtig funktioniert."